Seit dem Jahr 2004 baut Müller aus sechs alten Häusern als der Gründerzeit, typischen Vertretern der Architektur der Kölner „Neustadt“ zwischen den Ringen und der Bahntrasse, die Spichern-Höfe als einmaliges „Gesamtkunstwerk“. Mit der Verleihung des Kölner Architekturpreises 2006 hat das Quartier seine Anerkennung gefunden. Das Restaurant „8“ den Abschluss des Projekts. „Emotionale Architektur“ nennt der Initiator den Einrichtungsstil.
„Ist Ihnen das Geld ausgegangen?“ fragten ihn schon Gäste angesichts der manchmal eigentümlichen Innenausstattung. Säulen sind nur teilweise mit Kacheln verkleidet, eine Wand ist nicht nur unverputzt sondern erweckt den Eindruck, die Maurer oder Verputzer hätten irgendwann mal ihre Truffeln oder Kellen einfach fallen gelassen und wären nicht wieder zur Arbeit gekommen. Gebrauchte Europaletten sind in einer Ecke gestapelt und dienen als Regal für die Weinflaschen. Die Tische und Stühle könnten vom Flohmarkt oder Sperrmüll stammen, sind aber mit Kennerschaft ausgewählt und teilweise aus dem renommierten Hause Thonet. Mit diesen und ähnlichen Elementen wurde ein besonders attraktives Ambiente geschaffen, das den Charme der geschickten Vereinigung von postindustrieller und High End-Architektur nutzt.
250 Jahre alte Olivenbäume
Zum Restaurant mit ca. 60 Plätzen gehört einer der schönsten gastronomischen Innenhöfe, mediterran angehaucht. Sieben mächtige knorrige Olivenbäume, die vor mehr als 250 Jahren in Portugal gepflanzt und dann über die Niederlande nach Köln transportiert wurden, schmücken den Platz. Passende Möbel auf dieser Piazza laden zu stimmungsvollen Abenden, aber auch zum anregenden Lunch oder Drink zur berühmten blauen Stunde ein. Investor Müller bezeichnet sich als Kaufmann mit dem Hobby Gastronomie. Als weiteres Objekt hat er nahe dem Mediapark das Restaurant „Chez Chef“.
So eigenwillig wie die Architektur ist auch der Küchen-Fahrplan. „Wir liegen hier am Rand des Belgischen Viertels. Da fühlen wir uns zu einer belgisch inspirierten Küche verpflichtet“, sagt Müller. „Wir wollen unsere Bodenhaftung halten und unseren Stil nicht nach irgendwelchen Schicki-Micki-Trends oder angesagten Yuppie-Moden ausrichten.“
Küche mit belgischer Note
Auf der Karte steht z. B. die „Waterzooi“, ein spezieller Fischeintopf von der Nordsee-Küste, den manche als flämische Variation der berühmten Bouillabaissse ansehen. (9 Euro). Tatar wird mit – da legt Müller Wert drauf – echten belgischen Fritten und Zwiebeln serviert ( 14 Euro), frische Sardinen mit einem Ragout aus bretonischen Artischocken und Zitronenkartoffeln. (16 €). Das Thunfischsteak vom Grill kommt mit Marktgemüse, Tomaten und Bärlauchbrot auf den Tisch (21,50 €). Gefüllte Schweinsfüße (italienisch Zampone) mit Lyoner Kartoffeln (15 €) stammen ursprünglich aus der ländlichen Küche der Emilia Romagna, passen aber auch hervorragend in diese Kölner Event-Location.
An diesen wenigen Beispielen sieht man: in der „8“ wird darauf geachtet, nicht die üblichen Standards der vermeintlichen In-Küche wie Lammkotellets, Zanderfilets oder Blutwurst-Spielereien einmal mehr zu kultivieren.
Die Spichern Höfe insgesamt sind eine gelungene Mischung aus schicken Wohnungen, edlen Show Rooms bekannter Avantgarde-Einrichter und Event Räumen. Währen der Möbelmesse drängen sich bis zu 25.000 Passage-Flaneure hier. Der Leuchten-Designer Tobias Grau, die Möbel-Designer B + B Italia und der Küchenausstatter Boffi haben für ihre flagship stores große Ausstellungsflächen angemietet.
Design, Jazz & Mode
Für Veranstaltungen sind die Höfe und die Gastronomie ebenfalls sehr geeignet: Ikea feierte hier die Eröffnung seines zweiten Kölner Einrichtungshauses. Bald lockt das 3. Audi Fine Art of Jazz Festival Kenner aus Nah und Fern in die schicke Location zwischen den alten, edel sanierten Häusern. Da auch der Stadtgarten gegenüber oft Jazz bietet, entwickelt sich die Gegend zu einem Zentrum dieser Musikrichtung. Lesungen von Schriftstellern, Mode-Präsentationen, Tanz-Workshops machen die Spichern Höfe zu einer besonderen Adresse in der Kölner Kulturszene. Müller kooperiert zu dem mit der KölnMesse, die als neue Strategie den Sprung über den Rhein ins Herz der City verfolgt. „Wir sind die Lounge der Messe,“ sagt er. Ein Platz, in dem die Aussteller und Einkäufer abends in gemütlicherem Ambiente und bei ausgesuchten Speisen und Getränken ihre Gespräche fortsetzen oder sich entspannen.
Acht
Spichernstr. 8-10
50672 Köln
Tel.: 0221-16818408
Ulrich Gross