„Dem Kölner liegt es nicht so sehr, ‚fein’ essen zu gehen“, beantwortet Kölns bekanntester Gastro-Kritiker Joachim Römer die Frage. „Der Kölner liebt es eher leger“, ergänzt Eleonore Römer, die mir ihrem Man seit mindestens 24 Jahren die gastliche Szene der Domstadt erkundet, um im jährlich erscheinenden Buch „Römer’s Restaurant Report“ die rund 200 besten „Futterplätze“ der Rhein-Metropole zu beschreiben.
Die feine Zunge Kölns
In der neuen Hitliste der rheinischen Gastronomie hat Römer, den viele als „die feine Zunge Kölns“ bezeichnen, zahlreiche Neuentdeckungen aufgeführt, die zum privaten, persönlichen Kontroll-Test einladen. Von „Bembergs Häuschen“ auf der Burg Flammersheim in Euskirchen bis zum Weinhaus Hoff in Rhöndorf
präsentiert er 27 gastronomische Start ups. Einige schmücken sich aber nur mit zwei „Römerköpfchen“ – dem kölschen Äquivalent für die berühmten Michelin-Sterne.
Jede Menge Römerköpfe findet man im Kapitel für Feinschmecker. Hier tummeln sich die üblichen Verdächtigen von „Alfredo“, den Römer als Kölns besten Italiener einstuft, bis zum „Le Moissonnier“, der aktuell von einer Gourmet-Zeitschrift zum „Restaurant des Jahres“ gekürt wurde. Noch nicht so bekannt sind das „Landhaus Spatzenhof“ in Wermelskirchen mit seinem Gourmet-Ableger „Clara von Krüger“ sowie der „Kulinarische Treffpunkt“ in Refrath, den Stammgäste und auch der Wirt Enis Akisik lieber abgekürzt „Kult“ nennen. Ja, das ist wieder, der berühmte Koch und Wirt aus der Weidengasse, in dessen „Bizim“ türkische Küche vom Feinsten serviert wurde.
Gastronomin des Jahres
In der Abteilung „Rund ums Mittelmeer“ dominieren ganz deutlich die Italiener. Nicht nur Römer wünscht sich mehr türkische Angebote gehobener Qualität, bedauert die Qualität vieler Griechen und vermisst akzeptable Spanier und Nordafrikaner. Den „herzerwärmend regionalen, saisonalen und traditionellen Charakter vieler Lokale fanden Römer und seine Mit-Tester in mehr als 50 gastlichen Stätten. Darunter glänzt ganz besonders das „Bernstein am Rhein“ in Porz-Ensen. Das ist ein Zwei-Personen-Betrieb: Wladimir Bormann kocht, seine Partnerin Maria Gerber schmeißt das Restaurant mit seinen zwölf Plätzen. Die beiden konnten den Gastro-Tester so begeistern und überzeugen, dass Römer
die bildhübsche Maria zur „Gastronomin des Jahres“ wählte. Als „Küchenchef des Jahres“ dekorierte er Maximilian Lorenz, der im zarten Alter von 21 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hat und jetzt im ehemaligen „L’Escalier“ auf “Gourmet-Niveau“ (Römer) kocht. Über weitere Auszeichnungen freuen können sich Sergio Nardini als Restaurantchef im „Landhaus Kuckuck“ und Ulrich Ternierßen für die Weinkarte im „Schloss Loersfeld“ in Kerpen.
Ist der Gastro-Papst altersmilde?
Zusammenfassend muss man anmerken, dass Joachim Römer mit seinem 24. Report zu den Kölner Restaurants wieder einen sehr verlässlichen Führer geschrieben hat, der durch einige Innovationen noch praktischer ist. Vor allem verrät er die Preiskategorien der empfohlenen Betriebe (Römers Normalzeche für dreigängige Menüs mit einem halben Liter Wein, Wasser und Kaffee). Er zeichnet zusätzlich barrierefrei Zugang auf. Service-Apps erleichtern die Suche für Smartphone-Fans, über einen QR-Code kann man sich die Speisekarte aufs Handy zaubern. Die Bewertungen der einzelnen Restaurants scheinen mir wohlwollender als in früheren Jahren – ist der Gastro-Papst etwas altersmilde geworden?
Das Buch mit der ISBN-Nr 978-3-7616-2609-2 wird vom Bachem Verlag vertrieben, Es kostet 14,95 Euro
Ulrich Gross