Es gibt in Köln eine Reihe von Restaurants, in denen man ein ordentliches Steak essen kann. Wer aber das perfekte Fleischerlebnis sucht, den führt der Weg früher oder später ins Pure White Food. „Foodporn“ gelobt die Speisekarte und ob man sich nun mit dem etwas überstrapazierten Begriff anfreunden mag oder nicht: Das Versprechen wird auf jeden Fall eingehalten. In Sachen Produktqualität spielt das Edel-Bistro von Inhaber und Küchenchef Cristiano Rienzner definitiv in der obersten Liga. Fans besonderer Cuts und hochwertiger Fleischraritäten werden im siebten Himmel schweben. Auch in puncto Seafood gibt es wenige Anlaufstellen, die dieser hier das (Salz-)Wasser reichen können. Einziger Wehmutstropfen: Wer einmal dort war, wird schnell wiederkommen wollen – trotz der nicht gerade moderaten Preise und des zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürften Geruchs.
Maximaler Meatporn
Aber was tut man nicht alles für ein gegrilltes Stück Wagyu: Auch das gibt es unter anderem im Pure White Food, und was für eines. Es stammt von der Dan Morgan Ranch, jener legendären Farm des Paradezüchters aus Nebraska, der seit über 70 Jahren Rinder, vornehmlich der Rasse Hereford und seit rund 20 Jahren auch erfolgreich Wagyus im Kobe Style, hält. Auf der Speisekarte stehen aber auch carnivore Spezialitäten, die medial noch nicht ganz so breit getreten sind. Das australische „Tri Tip“ vom Blackmore zum Beispiel, das dank seines hohen Marmorierungsgrads förmlich auf der Zunge zergeht – ein echtes Erlebnis. Was also soll man wählen? Die Antwort: Alles. Am besten man kommt zu zweit, besser zu viert, noch besser in einer größeren Gruppe und probiert sich einmal querbeet durch die Karte. Neben der klassischen US-Ware wird galizisches „Rubia“ serviert, außerdem die schottische Extraklasse: Filet und Ribeye von Jack O’Shea gehören seit Anbegin zum Repertoire und sind aus gutem Grund auch aus selbigem nicht mehr wegzudenken. Nicht umsonst sagt man dem Schotten O’Shea nach, er sei der beste Metzger Europas. Der Hoflieferant der Queen ist er übrigens auch.
Echte Königsklasse
Ein königliches Vergnügen sind auch die Meeresfrüchteplatten, die hier aus der offenen Küche getragen werden: Einmal in der kalten Variante mit topfrischen Austern, tiefroten, rohen Carabineros, saftigen Tiefseegarnelen, Sashimi vom Steinbutt, japanischem Gurkensalat und dreierlei Vinaigrettes, einmal als „Seafood-Platter hot“ (beides für 2–3 Personen). Auf dem oberen Teller schwimmen Vongole in einem hocharomatischen Sud aus Zitronengras und Ingwer, darunter tummeln sich die eben bereits erwähnten, spanischen Carabineros, Hummer und jene sagenhaften Langostinos von der Insel Froya, von der so viele Pure White Food-Besucher schwärmen. Wer es sich so richtig gut gehen lassen will, kann aber auch das Surf & Turf im typischen Pure White-Stil bestellen – sehr puristisch, aber auf den Punkt perfekt zubereitet, dazu Wildkräutersalat und Aioli. Oder King Crabs, sofern gerade die Saison dafür ist und frische Ware aus Norwegen kam. Nicht immer kann alles geliefert werden, mitunter variiert die Karte – ein gutes Zeichen. Eine logistische Herausforderung ist das alles allemal, und auch das rechtfertigt, neben der enormen Produktqualität, letztlich die Preise. Was im Pure White Food serviert wird, ist alles andere als Standardware, sondern das Ergebnis jahrelanger Recherche, Leidenschaft und Hingabe. Und noch etwas sorgt dafür, dass das Essen im Pure White Food so besonders schmeckt: Der berühmt-berüchtigte Jospergrill, der für die herrlich karamellisierte Fleischkruste sowie die gelegentlich monierten Röstnoten an den Besuchern selbst verantwortlich ist.
Röstaromen und Räuchernoten
Der Ferrari unter den Grills steht im hinteren Teil des kleinen Bistros. Fleisch, Fisch und Krustentiere erhalten, fingerfertig darauf zubereitet, ein leicht rauchiges Aroma und jenes gewisse Extra, ohne an Aroma, Saftigkeit und Zartheit zu verlieren. Angefertigt in Spanien in einem altehrwürdigen Traditionshaus und auf die Bedürfnisse des Pure White Food zugeschnitten, heizt der Josper auf bis zu 850 °C und funktioniert rein mechanisch, ohne Zufuhr von Gas oder Elektrizität. Rienzner beherrscht die Klaviatur dieses „Apparats“ nach über 15 Jahren Erfahrung spielend, setzt bewusst verschiedene, eigens importierte, hochwertige Holzkohlesorten ein, um den Gerichten einen besonderen Dreh zu verleihen. Für sein zweites Restaurant, den um die Ecke in der Brabanter Straße liegenden Pure White Foodclub, hat er sich sogar ein Exemplar anfertigen lassen, das bis auf 1000 °C geheizt werden kann. Dort finden mittlerweile vorwiegend Küchenparties, Firmenfeiern oder spezielle Events statt.
Respektvoller Genuss, gesunder Lebensstil
Natürlich, ein gewisser Hedonismus liegt einem solchen Konzept von Natur aus zugrunde. Ein Restaurant für jeden Tag ist das Pure White Food sicherlich nicht. Für den kleinen Luxus im Alltag dagegen sei es wärmestens empfohlen, schon allein der unprätentiösen Atmosphäre und des angenehm persönlichen Flairs wegen. Oft steht Rienzners Lebensgefährtin Sabah von Borries selbst mit im Service und erklärt neuen Gästen die Philosophie des Hauses: Low carb, homemade, nachhaltiger Genuss und Konsum sind hier keine leeren Versprechungen, sondern werden hier tatsächlich (vor-)gelebt, aus Überzeugung. Das zeigt nicht zuletzt auch der wundersame Wandel von Rienzner selbst, der vor zwei Jahren noch gut 20 Kilo mehr auf die Waage brachte. Nun fährt er mit seinem eigenen Radrennteam, den Pure White Il Diavolos, Profirennen und berät Spitzensportler in Sachen Ernährung, ist sozusagen sein eigener Testimonial. Und Luxus? Ja klar. Aber bewusst und in Maßen. Und nicht ohne Sinn, Kopf und Verstand.
Pure White Food:
Antwerpener Strasse 5
50672 Köln
Tel.: 0221-29 43 65 07
Mobil: 0178-66 97 667
Öffnungszeiten:
Montag-Samstag 18:00 – 00:00 Uhr
Sonntags geschlossen
(gelegentlich auf Anfrage)
Pure White Foodclub:
Brabanter Strasse 48
50672 Köln
Tel.: 0221-960 26556
Mobil: 0178-66 97 667
Öffnungszeiten:
Mittwoch-Samstag 18:00 – 00:00 Uhr
Sonntags geschlossen
Montags, Dienstags und Feiertags auf Anfrage
Sophia Schillik