Besonders in Homeschooling-Tagen sorgen zahlreiche Cybermobbing-Fälle für Aufsehen. „Man mag es gar nicht glauben, aber jeder sechste Schüler in Deutschland ist von Cybermobbing betroffen. Die Opfer werden immer jünger. Nicht zuletzt weil die Umstellung des Schulbetriebs auf Homeschooling und die damit verstärkte Verlegung sozialer Kontakte ins Netz die Situation noch weiter verschärft“, so Sarah Seeliger besorgt, die selbst Mutter von drei Kindern (4, 7 und 9 Jahre alt) ist.
Für die Betroffenen ist Cybermobbing oft der Beginn von starken emotionalen Verletzungen, die noch lange nachwirken können. Viele Eltern wissen sich in solchen Situationen nicht zu helfen, da sie keinen Einfluss auf das Verhalten anderer Kinder in den sozialen Medien haben. „Eltern sind derzeit noch einmal stärker gefragt, ihre Kinder über Cybermobbing und die daraus resultierenden psychischen Folgen aufzuklären und ihnen frühzeitig beizubringen, dass Verspottung, Beleidigung, Bloßstellung oder gar eine Bedrohung anderer Kinder/Jugendlicher keine Optionen sind“, so Sarah Seeliger. Denn was für die einen selbstverständlich ist, scheint leider für andere zu einer Art Freizeitsport zwischen Bully (Täter) und Opfer (die oder derjenige, der verspottet wird) zu mutieren.
Um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und anlässlich des “Behaupte dich gegen Mobbing” Tages, liest Franziska Giffey zwei wundervolle Kinderbücher vor – darunter: „Und außerdem sind Borsten schön“. „Es gibt keinen Grund einen Menschen zu ärgern, nur weil er anders aussieht. Das ist eine wichtige Botschaft des Buches. Schaut immer hin, was hinter dem Aussehen steckt. Alle Menschen haben etwas Liebenswertes an sich. Es gibt einen schönen Spruch: Wenn du dir etwas mit Liebe ansiehst, dann findest du es auch schön. Es ist ganz wichtig, dass wir genauer hinschauen, was jeder einzelne kann und mitbringt und dann müssen wir auch niemanden ärgern oder doof finden, nur weil er anders aussieht. Ich wünsche euch, dass ihr genau daran immer wieder denkt,” kommentiert Kinder- und Familienministerin Franziska Giffey.
Was Eltern gegen Cybermobbing tun können
- Sollte Ihr Kind selbst Opfer einer Cybermobbing-Attacke geworden sein, bringen Sie vor allem erst einmal Verständnis für Ihr Kind auf und reagieren Sie nicht mit einem Handy- oder Internet-Verbot. Das würde Ihr Kind, was in diesem Fall das Opfer ist, nur zusätzlich bestrafen.
- Suchen Sie zusammen mit Ihrem Kind nach einer Lösung und besprechen Sie, ob Sie mit den Eltern des anderen Kindes, mit der Schule oder gar mit der Polizei sprechen sollen. In den meisten Fällen kennt das betroffene Kind den Täter aus der Schule oder dem sonstigen Umfeld.
- Wenn Sie den Täter/die Täterin kennen, nehmen Sie Kontakt auf und weisen Sie unbedingt darauf hin, dass Cybermobbing strafbar ist und Sie die Polizei verständigen werden, sollte die Belästigung nicht aufhören.
- Sichern Sie Beweise, indem Sie von den entsprechenden Nachrichten oder Bildern Screenshots machen – sowohl wenn ihr Kind gemobbt wird, als auch, wenn es selbst zum Täter werden sollte. So kann der Fall später belegt werden.
- Sollten kompromittierende Inhalte auf Internetseiten von Ihrem Kind auftauchen, können Sie als Eltern die Plattform auffordern, diese zu entfernen. Die meisten sozialen Netzwerke bieten eine sogenannte „Meldefunktion“. Für den Fall, dass die Plattformbetreiber nicht auf Ihre Bitte reagieren, sollten Sie zivil- und strafrechtliche Schritte anwenden.
- Wenn Ihr Kind selbst zum Opfer geworden sein sollte, können Sie auch Freunde und erwachsene Vertrauenspersonen darum bitten, sich im jeweiligen Medium für das Kind stark zu machen, indem sie die beleidigenden Bilder, Videos oder Nachrichten eindeutig ablehnend kommentieren. Hiermit können Sie den Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit entgegenwirken und das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken.
- Sollten Sie als Eltern erfahren, dass Ihr eigenes Kind andere mobbt, versuchen Sie möglichst vorurteilsfrei mit Ihrem Kind über den Sachverhalt zu sprechen und herauszufinden, warum das Kind zum Cybermobber geworden ist. Erklären Sie auch, was es mit seinem Verhalten anrichtet (Tipp: Zeigen Sie Ihrem Kind durch einen Perspektivwechsel auf, wie es selbst auf solche Attacken reagieren würde).
- Als Präventionsmaßnahme gilt gerade in Zeiten von Homeschooling und starker Online-Medium-Nutzung: Sensibilisieren Sie Ihre Kinder für das Thema Cybermobbing, damit sie lernen, was sie dem Opfer antun und sprechen Sie über mögliche Konsequenzen (das Täter zur Verantwortung gezogen werden und dass das strafrechtliche Folgen haben kann).
Tolle Kinderbuchtipps zum Thema Mobbing:
Und außerdem sind Borsten schön: 3–6 Jahre
Wir wären doch alle gern ein bisschen schöner! Blonder, muskulöser, um die Hüften eine Spur schlanker. Kein Grund zur Scham, mit diesen eitlen Träumen sind wir nicht allein!
Tomatenrot oder Mobben macht traurig: 5–7 Jahre
Über Ausgrenzung, und wie sich Kinder dagegen wehren können. Ein Mädchen zeigt auf einen Jungen: »Du … Du wirst rot.« ? Alle lachen! Was harmlos beginnt, läuft bald aus dem Ruder. Ein besonders fieser Junge nutzt die Gruppendynamik aus, auch mit Fäusten. Und als die Lehrerin fragt, was los sei, wagt keines der Kinder, etwas zu sagen. Schließlich nimmt das Mädchen
seinen Mut zusammen und meldet sich.
Die Bestimmer: 4–6 Jahre
»Die Bestimmer, das sind die, die bestimmen. Wie immer. Und wir, wir sind die, die gehen sollen. Auch wie immer.« Das machen die Freunde dann auch, aber die Gruppe der Bestimmer folgt ihnen nach – und vertreibt sie immer wieder. Bis die Kinder ihre Stimme finden und endlich »Nein« sagen. Und da wendet sich das Blatt.
Wie ist das mit dem Ärgern: 5–7 Jahre
Hast du dich auch schon mal geärgert? Wenn etwas nicht klappt, eine tolle Verabredung ausfällt oder du etwas Wichtiges vergessen hast? Doch am schlimmsten ist es, wenn man geärgert wird. Das kann total ungerecht sein und tut weh. Es ist nicht so leicht, darüber zu sprechen, doch zum Glück ist niemand mit seinen Sorgen allein.
Trau dich. Sag was!: 4–6 Jahre
Es gibt viele Situationen und viele Gründe, etwas zu sagen. Man kann es leise tun, man kann es laut tun. Man kann etwas sagen, indem man etwas tut, indem man ein Bild malt oder bestimmte Kleider trägt. Manchmal hört einem keiner zu. Aber wenn man nicht aufhört, etwas zu sagen, kann es sein, dass einem bald die ganze Welt zuhört. Und deshalb fordert dieses Bilderbuch zum Beispiel auf: »Wenn du siehst, dass jemandem weh getan wird, sei mutig und sag was!«
Ich bin Vincent und ich habe keine Angst: 9–11 Jahre
Vincent ist elf Jahre alt und er weiß alles über das Überleben in der Wildnis. Sein Lieblingsbuch ist das große Survival-Handbuch, er kennt es fast auswendig. Ums Überleben geht es für ihn auch täglich in der Schule, denn er wird von den anderen schikaniert. Und nun steht die Klassenfahrt bevor.
Die beiden Vorlesevideos von Frau Giffey stehen ab sofort auch auf LeoPLUS zur Verfügung – einem Portal mit über 200 Vorlesevideos für Kinder im Alter von 2–8 Jahren. „Wir freuen uns wirklich sehr, dass Frau Giffey uns unterstützt und als Vorleserin dabei ist. Wir hoffen, dass in Zukunft noch mehr Familien von LeoPLUS erfahren und sich die tollen Vorlesevideos anschauen“, erzählt Sarah Seeliger, Gründerin und Geschäftsführerin von Librileo. Besonders Grundschüler sind in der anhaltenden Lockdown-Zeit von dem Video-Angebot begeistert. Und das aus gutem Grund. Denn die Bücher werden nicht nur von Politikern, sondern auch von bekannten Schauspielern und Musikern wie Enie van de Meiklokjes, Iris Berben, Benno Fürmann und
Yvonne Catterfeld vorgelesen. Für Familien, die Leistungen vom Jobcenter erhalten, ist das Angebot vollkommen kostenfrei. Alle anderen zahlen 3,99 Euro im Monat.
Bildquellen
- Mit Ministerin Franziska Giffey gemeinsam gegen Mobbing: Librileo gUG