Begriffsursprung – der Self-made man
Der Begriff Self-made man entstand in den USA. Am einfachsten lässt er sich anhand der Idealvorstellung vom Tellerwäscher verstehen, der es bis zum Millionär bringt. Man bezeichnet damit Menschen, die aus ärmlichen oder einfachen Verhältnissen stammen und es aus eigener Kraft zu Erfolg und Geld bringen.
In dieser Deutung geht der Begriff vermutlich auf den ehemaligen Sklaven und Schriftsteller Frederick Douglass zurück. Er verwendete die Bezeichnung 1859 in einer Rede. Darin erklärte er, wie man mit Mut und Durchhaltevermögen sozial und finanziell aufsteigen kann. Beispielhaft für diesen Weg führt er sein eigenes Leben an. Er wurde als Sklave geboren und schaffte es, durch harte Arbeit zum berühmtesten Afroamerikaner des 19. Jahrhunderts zu werden.
Zwei weitere Vorbilder der Idee sind Gründervater Benjamin Franklin und Einwanderer Johann Jakob Aster. Beide stammten aus ärmlichen Verhältnis (Franklin Sohn eines Kerzendrehers, Aster Sohn des Dorfmetzgers) und konnten sich ein beträchtliches Vermögen aufbauen. Astor brachte es sogar zum ersten Multimillionär der Vereinigten Staaten.
Noch heute stehen diese Persönlichkeiten für den Inbegriff des All-American-Dream: Wer an seine Träume glaubt und hart arbeiten kann, kann auch alles schaffen – so eine mögliche Übersetzung.
Beispiele für den American-Dream
Für Menschen, die den “American Dream” vorleben, gibt es zahlreiche Beispiele:
Aus der Gastronomie-Branche tatsächlich besonders viele, was aber auch daran liegt, dass die Ausbildung zum Koch – falls man überhaupt eine Ausbildung macht – keine besonderen Qualifikationen und sicherlich keine Bestnoten voraussetzt. “Koch – das lag früher vom Stellenwert kurz hinter Straßenfeger”, soll Herbert Secker Der Zeit in einem Interview gesagt haben. Der Schwaber kam in den 1970er Jahren mit Anfang 20 nach Sylt, wo er eine kleine bruchfällige Holzhütte übernahm. Bis zu seinem Durchbruch 1982 hatte er zeitweise nicht mal das Geld für die Butter zu den Nudeln. Heute bewirtet der Sansibar-Gründer täglich 5.000 Gäste.
Ebenso mit nichts haben auch Jamie Oliver, Jürgen Gosch und Jose Andres angefangen. Andres kam 19991 mit 50 Dollar und einem Küchenmesser in die USA, heute ist er Besitzer von 23 Restaurants, die ein Umsatz von vier Millionen Euro im Jahr erwirtschaften. Und Gosch pulte schon mit vier Jahren Krabben, um seiner alleinerziehenden Mutter unter die Arme zu greifen. Sein Imperium auf Sylt startete er als Aalverkäufer.
Mehr Kaffee als Fisch, aber dafür nicht weniger erfolgreich sind Howard Schultz und sein Starbucks-Gigant. Schultz wuchs in einer Sozialwohnung auf und schlug sich bis zu seinem Durchbruch mit mehreren Jobs durch. Bis er bei dem Unternehmen Starbucks, welches damals noch Kaffeemaschinen und Bohnenkaffee verkaufte, auf die Idee kam, trinkfertigen Kaffee an die Menschen zu verkaufen. Blödsinn, meinte sein Vorgesetzter. Schultz verließ den Betrieb, gründete sein eigenes Unternehmen und kaufte dann Starbucks auf.
Doch auch außerhalb der Gastronomie-Branche zeigt sich immer wieder, dass der Weg zum Erfolg nicht durch das familiäre Umfeld vorgegeben sein muss. Prominentes Beispiele dafür ist Oprah Winfrey, die als Kind minderjähriger Eltern selbst mit 14 schwanger wurde – ihr Sohn starb kurz nach der Geburt. Es ist ihren High-School Lehrern zu verdanken, dass Winfrey die Kurve bekam und schon während der Schulzeit im Medientraining gefördert wurde. Mit 19 durfte sie erste TV-Shows moderieren. Es folgte ihre eigene Show, die so erfolgreich wurde, dass sie darauf ihren eigenen Sender “OWN” gründete und mit geschätzten drei Milliarden Dollar Vermögen zu den reichsten Frauen der Welt zählt. Den Titel “Self-made”-Millidärin teilt sie sich mit Frauen wie Sara Blakely ( Spanx), die vor der Gründung ihres Unterwäsche-Imperiums Faxgeräte verkaufte, und Joanne K. Rowling, die sich mit ihren Geschichten rund um Harry Potter aus ihrer Sozialwohnung schrieb.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass Selfmade für Erfolg steht und sehr unterschiedlich angegangen werden kann. Selfmade-Millionäre haben ihre eigenen einzigartigen Ideen verfolgt, sind Risiken eingegangen und haben hart gearbeitet, um ihre Träume zu verwirklichen. Dafür stehen auch Richard Branson (Virgin Group), Elon Musk (Tesla, SpaceX und Paypal) und Mark Zuckerberg (Facebook), die alle für ihren Unternehmergeist und Risikobereitschaft berühmt sind.
Wie verdienen die meisten Selfmade-Millionäre ihre erste Million?
Sieht man sich die vielen Selfmade-Millionäre genauer an, erkennt man Muster. Grundsätzlich gibt es fünf Arten, auf die Aufsteiger ihre erste Million verdienen:
Erste Möglichkeit: Unternehmensgründung
Sieht man in die USA, zeichnet sich ein deutliches Bild. Dort sind 74% der Selfmade-Millionäre Unternehmensgründer. Das ist auch naheliegend. Immerhin unterliegen die Gehälter, die man als Angestellter verdient, Grenzen. Als Unternehmensführer gibt es keine Einschränkung.
Das bedeutet: Wer aus eigener Kraft eine Million verdienen will, sollte ein Unternehmen gründen. Der Vorteil hierbei besteht darin, dass dieser Weg jedem offen steht. Grundsätzlich hat jeder die Möglichkeit, ein Unternehmen zu gründen.
Zweite Möglichkeit: Führungskräfte, Manager
10% der Selfmade-Millionäre verdienen ihr Geld als Top-Manager. Hier gibt es zwei Gruppen. Auf der einen Seite sind da diejenigen, die in großen Konzernen tätig sind. Nur in diesem Bereich ist es möglich, Gehälter im Millionenbereich zu verdienen. Meistens arbeiten sie sich über viele Jahre auf der Karriereleiter nach oben. Daneben gibt es noch eine andere Gruppe. Meistens handelt es sich dabei um Mitarbeiter kleiner Startups, die sehr schnell expandieren. So haben Anfangsmitarbeiter großer Firmen wie Facebook und Apple z. B. viel Geld damit verdient, dass sie anfangs mit Belegschaftsaktien ausgezahlt wurden, die später im Wert gestiegen sind.
Dritte Möglichkeit: Hochqualifizierte
Weitere 10% der Reichen haben ihr Geld aufgrund ihrer hohen Qualifikation verdient. Sie gehören zu den Besten ihrer Branche und verdienen entsprechend mehr als der Rest ihrer Kollegen. Häufig kann man diese Beobachtung in medizinischen und juristischen Berufsfeldern machen. So verdienen z. B. 20% der Anwälte 80% der Umsätze (Pareto-Prinzip).
Eine solide Ausbildung ist also immer eine Grundvoraussetzung für die erste Million. Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass außerdem noch eine überdurchschnittliche Intelligenz erforderlich ist. Das ist auch der Grund dafür, weshalb es 90% der Menschen niemals in derartige Verdienstbereiche schaffen.
Vierte Möglichkeit: Verkauf
Ein kleiner Teil der Selfmade-Millionäre sind Verkäufer (rund 5%). Hier geht es vor allem um hohe Margen. Manche haben ihr Vermögen allein mit hohen Provisionen gemacht. Dieser Weg ist vor allem für diejenigen interessant, die selbst über kein Kapital verfügen. Darüber hinaus spielt die Ausbildung beim Verkauf eher eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind hier die Social Skills.
Fünfte Möglichkeit: Sonstiges
Den restlichen einen Prozent der Selfmade-Millionäre machen all diejenigen aus, die ihr Geld abseits der Wirtschaft verdient haben. Das kann ein Lottogewinn gewesen sein, ein Hitsong oder ein Buch. Deutlich erkennt man daran aber, dass ein Millionengewinn in diesen Bereichen am unwahrscheinlichsten ist.
Aktualisiert im Oktober 2023
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