Die Kyffhäuserstraße, eine schmale Kneipenmeile zwischen Barbarossaplatz und dem Bahndamm an der Moselstraße gehört sicher nicht zu den besten Adressen der Stadt. Früher munkelten viele „Nomen est Omen“ und schworen, an manchen Kneipentüren orientalisch-würzige Düfte gewittert zu haben. Aber die „High Times“ sind wohl vorbei, die Straße wirkt beruhigend unspektakulär.
Einziges Highlight des Kwartiers für anspruchsvolle Gäste: das Société, das seit fast 20 Jahren unbeirrbar vom Auf und Ab des Viertels raffinierte französische Küche zelebriert. Dabei stehen oft auch kreative Variationen und ungewöhnliche Kreationen auf dem Programm. Nur rund 30 Personen finden in dem gemütlichen, stilvoll eingerichteten Candlelight-Lokal Platz. Diese wenigen Gäste werden von vier angenehm aufmerksamen Servicekräften umsorgt, sechs Mitarbeiter schaffen in der kleinen, offenen Küche – in der man oft auch den berühmten TV-Koch bei seiner Arbeit beobachten kann. „Wenn Mario zum Dreh ist, müssen alle auf ihn verzichten. Die Sendungen von Kerner werden aufgezeichnet,“ sagt Sommelier Sascha Bauer. Das Team hinter Kotaska arbeitet auch dann bestens, wenn der Chef abwesend ist. Zwei Köche, drei Lehrlinge und ein „Chef-Azubi“ bereiten die ausgesuchten Köstlichkeiten zu, die das „Société“ als Wohlschmeck-Oase in Köln machen.
Champagner mit Kirschessenz und Rosmarin
Wer ins Société geht, hat sich meist entschieden, zumindest an diesem Abend nicht so genau auf den Euro zu achten. Deshalb sollte er vielleicht als Aperitif mit einem ausgefallenen Champagner-Mix starten: eine fruchtige Kirschessenz mit Rosmarin und der Krone der perlenden französischen Weine aus der Region um Reims (12 Euro). Danach gibt’s einen kleinen Schluck Kölsch „auf’s Haus“, mit dem die „kölschen Tapas“ besser rutschen: kleine Portionen Himmel un Äd, halven Hahn und sahnige Erbsensuppe mit Würstchen – die traditionellen Spezialitäten der Küche der Domstadt als „Gruß aus der Küche“. Das Obergärige wird in einem Micro-Kölschglas serviert, gerade der berühmte Fingerhut voll Bier.
Unter den Vorspeisen weckt die Suppenapotheke die meiste Neugier. Hier kommt ein Ständer mit vier Reagenzgläsern und seiner Spritze auf den Tisch. Der Inhalt sind unterschiedliche Süppchen, begleitet von passenden Kondimenten – insgesamt Experimente im Stil der neusten spanischen Koch-Mode mit ihrer Lust an Experimenten. Dagegen stehen auch „feste“ Entrees wie Langostino und Caviar auf Blumenkohlmousse und Gemsüevinaigrette (36 Euro) oder Kalbskopfcarpaccio mit Wiener Bries, Zitronen-Selleriesalat und Rote Beete (27 Euro) auf der Karte.
Bei den Hauptgerichten kann sich der Gast z.B. für ein knuspriges Sandwich von der Seezunge mit gedünstetem Kopfsalat und einer kleinen Karotte (34 Euro) entscheiden. Oder für eine elegante Komposition aus Perlhuhn, das mit Estragon gebraten wird, und Gänseleber auf Erbsenpüree und Rhabarbergemüse (31 Euro).
Leidenschaftliche Naschkatzen können sich in drei Desserts verlieben, darunter eine Tarte aus Nyangboschokolade mit gebackener Ananas, Ingwer und Minzmousse (14 Euro). Alternativ gibt es eine Selection feinster Rohmilchkäse (ab 10 Euro).
Erwähnen muss man auch noch die Überraschungs-Menus mit sechs Gängen, die (auch) preislich sehr empfehlenswert sind: mit Zwischengang werden 69 Euro berechnet, ohne nur 60 Euro. Beim „Menue Dégustation“ für 90 Euro kommen sieben meisterlich zubereitete Gerichte auf den Tisch. „Dabei berücksichtigen wir selbstverständlich eventuelle Abneigungen des Gastes gegen bestimmte Speisen,“ versichert der Service. Im Verhältnis zu den Kosten für die Wahl à la Carte sind alle Menus vorteilhaft – der kulinarische Extra-Gewinn kommt noch hinzu.
Noch ein Wort zum Weinangebot: rund 600 Spitzenweine aus allen wichtigen Anbaugebieten schmückt die große Karte. Gute Tropfen gibt es ab etwa 30 Euro, Spitzen-Kreszenzen liegen bei mehreren hundert. „Wir hatten früher bis zu 2000 verschiedene Weine in unserem tiefen Gewölbekeller. Inzwischen konnten wir das Lager reduzieren, treffen aber mit Sicherheit noch jeden Geschmack und können auch mit ausgefallenen Raritäten Kenner glücklich machen“, verspricht Sascha Bauer.
Die Karte wechselt mit den Jahreszeiten und favorisiert deren frische Spezialitäten. Nach einem Klick ins Internet (www.lasociete.info) kann der Gast in spe das aktuelle Angebot studieren und sich voller Vorfreude auf ein ungewöhnliches und kreatives Genuss-Erlebnis freuen.
Übrigens: die ebenfalls vom Michelin ausgezeichnete Küche des Golfclubs „Lärchenhof“ in Pulheim gehört ebenfalls dem Eigner von „La Société“, Peter Hesseler.
La Société
Kyffhäuser Str. 53 50674 Köln (Kwartier Lateng) Telefon: 0221 – 232464 täglich geöffnet ab 18.30 Uhr Reservierung empfohlen
Ulrich Gross