Für business-on traf Susan Tuchel den Geschäftsführer des Krankenhauses der Augustinerinnen (www.severinskloesterchen.de) Gunnar Schneider und Jörg Rusch, den Betriebsleiter des Gebäudedienstleistungsunternehmens KdA-Service GmbH.
business-on.de: Sie haben hier im Severinsklösterchen ein umfassendes Hygienemanagement auf- und ausgebaut, nicht nur für den sensiblen OP-Bereich und die Intensivstation, sondern auch auf den Stationen und in den Patientenzimmern. Welche Anforderungen müssen Krankenhäuser erfüllen?
Gunnar Schneider: Wir nehmen die Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen vom Robert Koch Institut und die Kriterien für den Reinigungsdienst der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sehr ernst. Schließlich geht es um die Gesundheit unserer Patienten und Mitarbeiter. Auf der Suche nach einem Anbieter, der die Oberflächendesinfektion mit einem nachhaltigen Qualitätsmanagementsystem verbindet, sind wir auf das Krankenhausberatungsunternehmen HYSYST (www.hysyst.com) gestoßen.
business-on.de: Das heißt, die desinfizierende Oberflächenreinigung wird seitdem von HYSYST durchgeführt?
Gunnar Schneider: Nein, das macht unsere 100-prozentige Tochter, die KdA-Service GmbH. HYSYST berät Krankenhäuser bei der Umsetzung der Hygienerichtlinien. Die Geschäftsführer nehmen selbst eine Ist- und Risikoanalyse vor, werten sämtliche Arbeitsprozesse und -schritte der Reinigungsfachkräfte aus, aber auch die Aufbereitung der Textilien. In einem zweiten Schritt werden die Reinigungsfachkräfte geschult, die Reinigungswagen mit Piktogrammen für die einzelnen Arbeitsschritte bebildert und alle Desinfektionsmaßnahmen dokumentiert.
business-on.de: Was haben Sie denn nach der Ist- und Risikoanalyse geändert?
Gunnar Schneider: Vorher gab es nicht immer ganz eindeutige Zuordnungen, ob der Pflege- oder der Reinigungsdienst für die eine oder andere Oberfläche zuständig war. Jetzt ist ganz klar, dass sämtliche Reinigungsleistungen von der KdA-Service GmbH ausgeführt werden.
Jörg Rusch: Für die Reinigungsfachkräfte hat sich die Arbeitssituation erheblich verbessert. Es gibt einen einheitlichen Leitfaden für alle und einen klar definierten Weg der Reinigung. Der wird auch von den Patienten wahrgenommen, weil wichtige Händekontaktstellen wie zum Beispiel Türklinken, von denen eine besondere Form der Keimübertragung ausgeht, mit kleinen grünen Hygienezeichen versehen sind und weil Toiletten, Waschbecken und Duschtassen nach der desinfizierenden Reinigung mit wasserlöslichen Siegeln versehen werden. Außerdem liegen in jedem Zimmer Patienteninformationen aus.
business-on.de: Wie wird der Hygiene-Status Quo denn kontrolliert?
Gunnar Schneider: HYSYST führt alle sechs Monate unangekündigt Messungen durch, so genannte ATP-Rückstandsbestimmungen. Wir sind in den vier Jahren mit unseren vier Krankenhäusern der Stiftung der Cellitinnen e.V. nur ein einziges Mal beanstandet worden und haben sofort nachgebessert. Wir halten auf diese Weise den Spannungsbogen hoch.
Jörg Rusch: Unsere Mitarbeiter haben richtigen Ehrgeiz entwickelt. Sie sind stolz auf ihre Arbeit und erkennen den Nutzen der reproduzierbaren Prozesse. Durch die geschulten Mechanismen können wir unsere Reinigungsfachkräfte ohne Probleme auch in einem unserer anderen Krankenhäuser einsetzen. Wir nutzen das intern sogar dafür, dass wir uns gegenseitig kontrollieren. Jedes Reinigungsteam in unseren Krankenhäusern hat einen HYSYST-Beauftragten und wir führen zwischendurch selbst ATP-Rückstandsbestimmungen durch, damit wir immer sicher sein können, dass keine Viren, Bakterien oder Keime verschleppt werden.
business-on.de: Der deutsche Arzt und Hygieniker Max Rubner hat Anfang des 20. Jahrhunderts gesagt: Hygiene ist „die bewusste Vermeidung aller der Gesundheit drohenden Gefahren und die Betätigung gesundheitsmehrender Handlungen“. Diese gesundheitsmehrenden Handlungen haben aber ihren Preis …
Gunnar Schneider: Wenn Sie sparen möchten, können Sie ein solches System nicht einführen, es sei denn, Sie haben viele Fälle von Stationsschließungen wegen Noroviren oder MRSA-Fällen, dann amortisiert sich die Einführung schnell. In den Krankenhäusern der Stiftung der Cellitinnen e.V. steht das Thema Hygiene weit oben. Da kommen Sie an einer Risikominimierung durch ein zertifiziertes Qualitätsmanagement nicht vorbei. Für uns ist das genauso wichtig wie die regelhafte Wartung von Flugzeugen bei den Airlines. In Vorsorge zu investieren, zahlt sich am Ende immer aus.