business-on.de: Herr Lammerting, wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Entwicklung Ihrer Branche?
Udo J. Lammerting: Die internationale Finanzkrise und ihre Folgen sind auch in der Immobilienbranche angekommen. Am deutschen Immobilienmarkt gab und gibt es zwar keine Blasenbildung wie in den USA und anderen Staaten, aber die deutsche Immobilienwirtschaft ist schon aufgrund des hohen Kapitalbedarfs eng verflochten mit den internationalen Finanzmärkten und kann sich von der globalen Entwicklung nicht abkoppeln. Und natürlich ist sie auch abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wobei die Auswirkungen einer Rezession in der Regel mit einer zeitlichen Verzögerung in der Immobilienbranche ankommen.
business-on.de: Spüren Sie bereits die Ausmaße der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise?
Udo J. Lammerting: Was die Auswirkungen der Krise angeht, muss man in der Immobilienwirtschaft zwischen drei Bereichen unterscheiden:
- Im Investmentmarkt verzeichnet die Immobilienbranche einen erheblichen Einbruch mit einem Rückgang des Transaktionsvolumens von rund 65 Prozent. Betroffen sind hier vor allem Engagements von reinen Finanzinvestoren und weniger Eigenkapitalinvestitionen.
- Projektentwickler sehen sich mit einer zunehmenden Zurückhaltung der Banken konfrontiert und benötigen eine hohe Eigenkapitalquote.
- Die Vermietungen gewerblicher Immobilien sind nach wie vor noch relativ stabil. Die Vermietungsleistung am Kölner Büromarkt erreichte 2008 unerwartet wieder die sehr guten Werte der beiden Vorjahre. Und die Nachfrage ist auch im neuen Jahr schon durchaus rege.
business-on.de: Wie schätzen Sie die Perspektiven für 2009 ein?
Udo J. Lammerting: Es wird sicherlich insgesamt ein wirtschaftlich sehr schwieriges Jahr. Aber wir sollten die Lage nicht schlechter reden, als sie ist. Wirtschaftliche Dynamik hängt nicht nur von objektiven Faktoren ab, sondern auch in hohem Maße von Psychologie. Ein Wettlauf der Sachverständigen, um die negativsten Prognosewerte ist nicht zielführend. Schwarzmalen hilft nicht weiter, wir müssen uns den Herausforderungen der Krise offensiv stellen.
business-on.de: Welche Chancen und Risiken wird das neue Jahr für Ihr Unternehmen bringen?
Udo J. Lammerting: Natürlich sehen wir erhebliche Risiken für 2009. Aber die LIG Lammerting Immobilien Gruppe hat schon viele gesamtwirtschaftliche Abschwungphasen erfolgreich gemeistert und wir sind auch jetzt sehr gut aufgestellt. Für uns gilt: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden besonders kostengünstige Büro- und Gewerbeflächen in Randlagen nachgefragt. Mit unseren TechnologieParks können wir hier sehr wirtschaftliche und flächeneffiziente Angebote verbunden mit umfassenden Serviceleistungen und optimaler Infrastruktur liefern. Das hat sich im vergangenen Jahr wieder gezeigt. So konnten wir 2008 im TechnologiePark Köln weit über 80 neue Firmen ansiedeln. Im neuen Jahr haben wir bereits einen ersten großen neuen Erweiterungs-Mietvertrag mit dem Bundesverwaltungsamt, das schon seit Jahren mit über 600 Mitarbeitern in unserem Neuen Technologiezentrum ansässig ist, abgeschlossen.
business-on.de: Sind Sie zufrieden mit dem Standort Köln und welche Faktoren schätzen Sie besonders?
Udo J. Lammerting: Köln ist nach wie vor ein Zuzugsstandort. Die verkehrsgünstige Lage im Herzen Europas, der gesunde Branchenmix, der mit zur Stabilität des Wirtschaftsstandortes beiträgt, und natürlich die weichen Standortfaktoren sind gute Argumente für Köln.
business-on.de: Planen Sie, künftig weiter in Köln zu investieren?
Udo J. Lammerting: Als regional ausgerichtetes Kölner Traditionsunternehmen werden wir natürlich auch weiterhin in der Domstadt investieren. Es gibt konkrete Projektplanungen für die Erweiterung des TechnologiePark Köln, im Februar beginnen die Erschließungsarbeiten für die AirportCity Cologne, den neuen Unternehmensstandort direkt am Flughafen Köln/Bonn, und auch 1a Fußgängerlagen in der City stehen auf unserer Agenda.
business-on.de: Wie sieht es mit der Unternehmerfreundlichkeit aus? Reichen Engagement und Förderung aus oder müsste hier noch mehr getan werden?
Udo J. Lammerting: Die Wirtschaftsförderung der Stadt Köln ist mit dem neuen Unternehmensservice deutlich optimiert worden und auch die Außendarstellung der Domstadt wurde in den letzten Jahren professionalisiert.. Es gibt aber auch wegweisende Initiativen aus der Unternehmerschaft selbst. Ich denke hier vor allem an den Masterplan für die Kölner Innenstadt, an dessen Finanzierung sich unsere Unternehmensgruppe beteiligt hat.
business-on.de: Was sind die wichtigsten Trends, die Ihre Branche im kommenden Jahr maßgeblich bestimmen werden?
Udo J. Lammerting: Einen Trend für die Immobilienwirtschaft habe ich bereits genannt: Firmen suchen verstärkt preisgünstige Standorte mit kosteneffizienten Flächen und kurzen Vertragslaufzeiten. Flächen, in denen die Unternehmen „atmen“, d.h. ihre Flächen flexibel den sich dynamisch wandelnden Marktgegebenheiten anpassen können ohne ihren Standort wechseln zu müssen. Genau das bieten wir mit unserem TechnologiePark-Konzept.
Immer wichtiger wird es darüber hinaus, schnell liefern zu können. Für eine sehr kostenbewusst operierende amerikanische Ingenieurgesellschaft haben wir beispielsweise in nur neun Monaten Bauzeit den gewünschten Bürohaus-Neubau im TechnologiePark Köln erstellt und noch vor Weihnachten an den neuen Nutzer übergeben. Genau hier sehe ich – bei allem Risiken der rezessiven Entwicklung – unsere Chancen in der Krise.
Ulrich Gross