Die Feinschmecker-Adresse im Kölner Vergnügungsviertel, das sonst nicht gerade für kulinarische Raffinessen bekannt ist, ist seit mehr als 16 Jahren eine der besten Quellen für Ausgefallenes aus dem Wasser und vom Lande.
Sehr schön ist es auch an warmen Sommerabenden auf der Terrasse hinter einer hohen Hecke, die vor den Blicken Neugieriger perfekt schützt.
Der kulinarische Knaller sind die mehrmals wöchentlich frisch aus New England eingeflogenen Meeresbewohner, an denen man sich buchstäblich satt essen kann. Aber Michael Holtmann, der Wirt, lächelt gönnerhaft: „Die meisten Gästen schaffen nicht mehr als 2,2 Hummer.“ Aber es gibt natürlich auch ehrgeizige Besucher, die vorher wetten, wie viele der knallroten Delikatessen sie an einem Abend in sich stopfen können. „Manchen bitten schließlich noch, ihnen einen ‚doggy bag’ zu machen, also noch ein paar Reste für den Hund zu Hause einzupacken,“ sagt der Patron.
Damit die Lobster-Vorräte nicht allzu schnell abnehmen verlangt Michael Holtmann, dass die Gäste eine normale Vorspeise ordern, bevor Adama Kone, der Koch von der Elfenbeinküste, die lange oder auch endlose Reihe der großen köstlichen Schalentiere zubereitet. Das kann ein Teller mit gemischtem Salat (9,11 €) sein oder leckere asiatische Dim Sum ( 14,11 €) aber beispielsweise auch Gebratene Entestopfleber mit Himmel und Ääd (24,11€).
Danach kosten die Hummer, im Sud gekocht, gespalten, begleitet von Zitrone, Cocktailsauce, kleinen Brätlingen und Wurzelgemüse, 50,11 €. Wer sich die Finger nicht schmutzig machen will, also das delikate Fleisch des „Homarus americanus“ nicht selbst aus den Schalen pulen will, bekommt seine Hummer a gogo für 80,11 € ausgelöst.
Von der Imbiss-Bude zum Gourmet-Adresse
Was sich heute als erstklassige Gourmet-Adresse in der Altstadt präsentiert, war früher mal als Schnellimbiß unter dem schönen Namen „Op dr Woosch Eck“ bekannt. Den hatte der Großvater des jetzigen Patrons 1947 eröffnet. Die Familie Holtmann ist eine rheinische Metzer-Dynastie, die ihre Anfänge auf das Jahr 1861 zurück führt. Damals gab es die Metzgerei Holtmann in Wuppertal. Nach dem letzten Krieg etablierte sich der Gourmet-Clan im Kölner Promi-Vorort Marienburg als Feinkost-Händler mit Edel-Snack. An der Pferdmengesstraße sieht man auch heute noch Kölner Millionäre an Stehtischen bei einem schnellen Happen zu einem Gläschen Champagner – oder Evian.
„Ich bin das schwarze Schaf der Familie, denn ich habe Koch gelernt, alle anderen sind traditionell Metzger, “ gesteht der Kölner Lobster-King. Sein Bruder Klaus ist Gastgeber im Schloss Auel in Lohmar, einer der bevorzugten Adressen für größere Hochzeits-Gesellschaften im Köln-Bonner Raum.
Zurück vom Stammsitz der Freiherrn de la Valette an der Agger an den kölschen Rhein. Hummer sind zwar eine der Spezialitäten des Hauses, aber man findet auf der Karte auch Kaviar ( Acipenser Baerii, 30 Gramm 49,11 €) Austern, Scampis, Jakobsmuscheln, ferner Pasta und hervorragende Fleischgerichte, darunter in der Saison Wild aus einem Revier in der Eifel, das die Familie gepachtet hat. „Wir servieren nur beste Qualität, so Schnitzel vom Schwäbisch-Hallischen Schwein (Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurken-Salat, 25,11 €)oder Filet vom deutschen Charolais-Rind (Le filet de boeuf mit Stopflebersauce und kleinen Gemüsen, 40,11 €).“ Alle Waren kämen aus erstklassigen Quellen und von bäuerlichen Lieferanten, deren Produktion Holtmann überprüfen könne. Der Patron betreibt übrigens im Museum für angewandte Kunst Köln (MAKK) noch ein Bistro-Café, zudem ist er als Caterer bei vielen Events und als Weinhändler aktiv,
We serve with pride
„We serve with pride – wir dienen mit Stolz“ lautet das Motto des Unternehmens, das eine Figur aus dem US-Comic „The Spirit“ im Logo führt. Das ist ein laufender Anzug-Mann aus den 40er Jahren mit flatternder Krawatte auf dem Weg zum Auftraggeber. Holtmann selbst fährt zu Werbezwecken ein 25 Jahre altes Londoner Taxi im berühmten British Racing Green.
„Haben Ihre Gäste kein Mitleid mit den lebenden Hummern, die bei Ihnen erst im kochend heißen Wasser und dann auf den Tellern landen?“ wollen wir wissen. „Die Amis sagen ‚No brain, no pain – kein Gehirn, keine Schmerzen“, lächelt der Spross einer alter Metzger-Tradition. So kann man das auch sehen, aber selbst Vegetarier fänden auf seiner Karte verlockende Gerichte.
Apropos Gerichte: Der Wirt hat eine Reihe von Sonderangeboten, die aber auch an Bedingungen geknüpft sind. So kostet das Prix-fixe-Special mittags nur 30,11€. Der Preis gilt auch für Gäste, die vor 20 Uhr das Restaurant wieder verlassen. Gut z. B. für Besucher der Philharmonie, des Musical Domes oder des Senftöpfchen Wer länger bleibt zahlt 40,11 €. Den Tagesteller, saisonal komponiert, gibt es bis 17 Uhr für 15,11 €. Paare, die nicht so viel Hunger haben, dürfen ihr Essen auch teilen, müssen dann aber 5 € Zuschlag zahlen.
Holtmanns in der Altstadt ist rundum eine empfehlenswerte Adresse für ein nicht alltägliches Restaurant-Erlebnis – auch wenn man den Hummern ihr Leben schenken will. Die „krummen Preise“, die in diesem Jahr alle auf 11 Eurocent enden, will der Wirt im nächsten Jahr ändern – dann enden diese auf 12 Cent.
Weitere Infos: Holtmann’s Restaurant, Am Bollwerk 21, 50667 Köln
Tel.: 0221-257 6330
www.holtmanns.com
Ulrich Gross