Diskutiert wurde zum Beispiel über Rabattverträge für bestimmte Medikamente. Die sparen den Krankenkassen Geld, kosten die Apotheken aber zwei Euro ihres Umsatzes. „Ist das rabattierte Medikament nicht lieferbar, haben wir den Beschaffungsmehraufwand und müssen alles dokumentieren“, erklärt Freialdenhoven. Dass für diesen Mehraufwand 50 Cent eine lächerliche Summe seien, darin waren sich Freialdenhoven und Kippels einig. Ebenso darin, dass die Produktion von Medikamenten weltweit auf den Prüfstand gestellt werden muss. „Wir brauchen eine europaweite Entbürokratisierung für den Bau von Produktionsstätten und internationale Umweltstandards“, so Kippels. Auch wenn der Politiker in der Opposition ist, bewegt sich die Ampel-Koalition im Wirtschafts- und Umweltministerium seiner Meinung nach in die richtige Richtung: „Es geht dabei nicht um die Politik der Legislaturperiode, sondern darum, dass vernetzt gedacht werden muss.“
Freialdenhoven wies auf die Problematik der so genannten Hochpreiser hin. Das sind Medikamente für Therapien, die Menschen dringend benötigen, die zum Beispiel an Krebs erkrankt sind: „Da müssen wir finanziell in Vorleistung gehen, bekommen das Geld von den Krankenkassen im besten Fall aber erst nach vier bis sechs Wochen erstattet.“ Damit nicht genug, sieht die Apothekenbetriebsverordnung vor, dass das Warenlager für vier Wochen mit Antibiotika und Schmerzmitteln zur Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung bestückt sein muss. Auch da gehen die Apotheken in Vorleistung. Wenn hingegen ein Apothekenmitarbeiter im laufenden Geschäft übersieht, dass die Unterschrift des Arztes auf dem Rezept fehlt, muss die Apotheke der Krankenkasse ihre Einnahmen zurückerstatten. Eine bittere Pille, die alle Apotheken täglich schlucken müssen, findet Freialdenhoven.
Gesundheitspolitiker Kippels möchte von der Politik ein klares Bekenntnis, dass Apotheken als Bestandteil der Versorgung erhalten bleiben. Er sieht sich als Berichterstatter für die Apotheken und nimmt die Informationen aus dem Dialog nun mit nach Berlin. Auf die Frage, was er den Apotheken raten würde, antwortete Kippels: „Preisen Sie Ihre Vorstellungen eines künftigen Apothekenportfolios einmal ein. Denn Sie können viele Dienstleistungen erbringen wie Blutdruck, Blutzucker oder Cholesterin messen, die das Gesundheitssystem anderswo entlasten, die Ihnen aber vergütet werden müssen. Entwickeln Sie Ihr Berufsbild weiter.“