Von einen appetitlichen Ausflug ins Land der aufgehenden Sonne erhofft man sich zumeist überaus viel: Exklusivität, Exotik, Perfektion, Balance sowie Ruhe und Freundlichkeit sind nur einige der Schlagwörter, die im Zusammenhang mit Japan fallen. Bei der Errichtung des kulinarischen Tempels wurden all diese Erwartungen aufgegriffen und meisterlich umgesetzt; schon der Eingangsbereich strahlt eine Art freundliche Souveränität aus. Vom überaus zuvorkommenden Personal in Empfang genommen, wird man an einem kleinen Teich vorbei zu seinem Tisch geleitet. Der Restaurantbereich liegt etwas versteckt und besticht durch eine subtil klassische Einrichtung, welche so typisch für Japan ist. Schlichte und dennoch eindringliche Farben in Kombination (zur Kombination Definition) mit der bescheidenen Eleganz der Innenausstattung rauben einem sehr schnell jegliche Art der logischen Wahrnehmung. Ob es an dem Duft des zubereiteten Essens mit all den fremden Gewürzen liegt, den Köchen, die fast schon majestätisch von Tisch zu Tisch wandern oder aber an den in Kimonos gekleideten Kellnerinnen, weiß man nicht. Doch spätestens nach den gereichten heißen Erfrischungstüchern kann man fast nicht mehr glauben noch in Köln zu sein. Selbst die Tatsache, dass das Personal nur gebrochen deutsch spricht, nimmt man gerne als Extra eines passenden Gesamtpakets entgegen.
Die langen Tische sind u-förmig um große Kochplatten (Teppan-Yaki; der heiße Tisch) angeordnet. Sofern man nicht mit einer größeren Gruppe reserviert oder ausdrücklich auf einen der mehr abgeschiedenen Tische hinweist, sitzt man in einer Reihe mit anderen Gästen.
Das Daitokai ist sicher nicht der richtige Ort für romantische Gespräche bei Kerzenlicht; nicht wegen dem engen Kontakt zum Tischnachbarn, sondern vor allem wegen der Einmaligkeit des Ambientes sowie der kunstvollen Speisezubereitung, die wirklich jede Reise wert ist.
Die Karte offenbart ein großes Angebot an Vor- oder Hauptspeisen, Suppen und Salate über Tellergerichte, die teilweise am Tisch, teils in der Küche zubereitet werden. Besonders zu empfehlen sind die drei umfangreichen 6- oder 7-Gänge-Menus, „Irori Spezial“, „Kyoto“ oder „ Sushi Dinner“. Ob als rohe oder als speziell frittierte Zubereitungsvariante (Tempura), die unendlichen Variationen würden selbst das Herz eines Lukullus höher schlagen lassen. Auch die Getränke-Karte reicht von japanischen Spezialitäten (z.B. als Aperitif) bis hin zu einer umfangreichen und qualitativ hochwertigen Weinkarte.
Kochen wird in Japan zur hohen Kunst
Bevor der Koch zur Tat schreitet werden erst die einzelnen Tischgäste auf traditionelle japanische Art begrüßt, dann die einzelnen, sichtbar frischen und erlesenen Zutaten präsentiert und erläutert. Extrawünsche werden während der Zubereitung gerne angenommen.
Das eigentliche Kochen entwickelt sich dann zu einer eigenen Kunstform, deren Faszination man sich nur schwer entziehen kann. Koyanagi, so der Name unseres Kochs, schneidet, wendet und „werkelt“ mit einem wortwörtlich zauberhaften Mix aus konzentrierter Präzision und leidenschaftlicher Leichtigkeit, dass es einem das Wort verschlägt. Das schweigende Staunen wird nur durch kleine Showeinlagen aufgelockert.
Koyanagi ist nicht nur Koch, sondern auch Artist, Feuerakrobat und, der klangreichen Einlage mit Salz – und Pfefferstreuer nach zu urteilen, zudem noch Musiker.
Die Kreationen, die dann zum Verzehr vorgesetzt werden, sind eben dafür fast schon zu schade. Nach dem ersten Bissen lässt sich feststellen, dass sie halten, was sie versprechen. Das Gemüse ist knackig, das Fleisch und der Fisch zart und die Soßen geschmacklich perfekt darauf abgestimmt.
Zum Dessert wird das so genannte Teppan-Eis geboten, was im Gegenzug zum herkömmlich gereichten Nachtisch etwas teurer, aber dafür mit einer spektakulären Darbietung verbunden ist, die jeden Aufpreis rechtfertigt. Crepe-Teig und auserwählte Früchte der Saison werden auf der Kochplatte verteilt, das Licht wird gedimmt und die Zutaten leicht flambiert. Kurz vor dem Servieren wird das Eis hinzugefügt, dass – gerade dabei zu schmelzen – schnell im Crepe-Mantel verschwindet und mitsamt den Früchten kunstvoll zu einem Meisterdessert serviert wird. Ein Lichtblick, welcher dem Abend einen wahrlich glanzvollen Abschluss beschert.
Insgesamt sollte man sich für einen Besuch im Daitokai viel Zeit mitnehmen, ein Abend kann leicht bis zu drei Stunden oder mehr dauern. Nachher wird man zudem noch lange darüber sprechen. Das Daitokai ist ein Fest für die Sinne, welches das doch hohe Preisniveau durch exklusive Leistungen, wie dem erlebnisreichen Luxus eines frisch und individuell zubereiteten Gerichts sowie ein einmaliges Ambiente, ausgleicht.
Katharina Loof