Bereits die Einladung zur Veranstaltung machte deutlich, worum es beim diesjährigen Wirtschaftsempfang gehen sollte: Um Einsparungen von Ressourcen etwa. Recyclingpapier statt Frischfaser-Papier lautete die Devise. Und auch das Design des Wirtschaftsempfangs wurde aus dem Vorjahr wiederverwertet. „Wir wollten unsere Gäste beim diesjährigen Wirtschaftsempfang zum Nachdenken anregen und mit dem Impulsvortrag, aber auch mit der Diskussionsrunde unserer Gesellschafter Denkansätze und gute Beispiele für Nachhaltigkeit aufzeigen“, erläutert WfL-Geschäftsführer Dr. Frank Obermaier das Konzept der Veranstaltung. Auf wiederverwertbaren Informationstafeln erhielten die Besucher zahlreiche Informationen zum Abend, wie etwa dem geschätzten CO2-Ausstoß durch die Anfahrtswege der Gäste oder den durchschnittlichen Wasserverbrauch für die Herstellung von einem Kilogramm verzehrbarem Fleisch.
Oberbürgermeister Uwe Richrath unterstrich in seiner Begrüßung die Bedeutung des Klima- und Ressourcenschutzes als „zentrale Herausforderungen, mit denen sich auch die Wirtschaft auseinandersetzt. Nicht nur als Kostenfaktor, sondern auch als Imagefaktor und bei der Generierung neuer Geschäftsmodelle.“ Die Sicherung und die Schaffung von Arbeitsplätzen seien überdies für ein gedeihliches Gemeinwesen unerlässlich. Als „besorgniserregend“ bewertete Richrath den Zustand der überregionalen Straßen: „Wir erwarten von den Baulastträgern, die notwendigen Erweiterungs- und Instandhaltungsmaßnahmen sorgfältig und unter Berücksichtigung der Belange der Leverkusener Wirtschaft und Bevölkerung zu planen und zügig umzusetzen. Die Daten- Infrastruktur muss den Herausforderungen der Digitalisierung standhalten. Wir erwarten von den Leitungsträgern und Providern, auch in den Gewerbegebieten zukunftsfähige Angebote und Leistungen vorzuhalten.“ Auch ging Richrath auf die geplante Senkung der Gewerbesteuer ein: „Das kommt vor allem dem standortgebundenen Mittelstand zu Gute. Wir erwarten dafür aber auch, dass die Unternehmen, die am Standort Leverkusen nicht zuletzt auf Grundlage der guten Infrastruktur Gewinne erwirtschaften, ihre Standortverbundenheit auch mit ihrer Steuerpraxis zeigen.“
Anschließend erklärte Prof. Dr. Michael Braungart, ein echter Vordenker auf dem Gebiet der intelligenten Ressourcennutzung, warum die Nachhaltigkeit, wie sie zurzeit praktiziert wird, nicht weit genug geht. In seinem Impulsvortrag stellte er Produkte und Produktionsprozesse vor, bei denen eine mögliche Verschwendung kein Problem darstellt. Sie sollen komplett unschädlich sein für Mensch und Natur. Mehr noch: Der Mensch soll mit dem, was er tut, nützlich sein für andere Stoffkreisläufe. Seine Produkte sollen in Stoffkreisläufen funktionieren, so dass es keinen unnützen Abfall, sondern nur noch nützliche Rohstoffe gibt. Dass das funktionieren kann, zeigen mehrere hundert Produkte auf der Welt, die nach dem von Braungart entwickelten „cradle-to-cradle“-Prinzip hergestellt wurden.
diesjährigen Wirtschaftsempfang sollte der Nachhaltigkeitsansatz und das von Herrn Prof. Braungart vorgestellte cradle-to-cradel-Prinzip zu Diskussionen anregen.“ Auch der WfL-Rückblick auf die vielfältigen Aktivtäten am Wirtschaftsstandort im Jahr 2015 beinhaltete viel Nachhaltiges. Mit der Kampagne „Leverkusen – der cLEVere Standort“ wirbt die Wirtschaftsförderung seit kurzem für den Büro- und Dienstleistungsstandort und trägt dazu bei, viele Arbeitsplätze auf wenig Raum anzusiedeln. Durch Aktivitäten im Fachkräfte-Bereich, wie etwa dem zdi-Netzwerk cLEVer, sollen Menschen in Arbeit gebracht werden. Eine andere Form von Nachhaltigkeit stellte in diesem Jahr der Unternehmerinnen-Treff unter Beweis: Mit 15 Jahren ist das Format von WfL und Frauenbüro ein echter Dauerbrenner.
„Nachhaltigkeit heißt für uns, dass auch unsere Kinder und Enkel noch einen Arbeitsplatz im Chempark finden sollen. Wir arbeiten deshalb ständig an umweltschonenden Produktionsverfahren, effizienten Prozessen und attraktiven Arbeits- und Ausbildungsangeboten“, sagte Chempark-Leiter Dr. Ernst Grigat. „Für mich als Vorstandsvorsitzender einer Sparkasse bedeutet Nachhaltigkeit die Umsetzung unseres erfolgreichen und einzigartigen Geschäftsmodells“, erklärte Manfred Herpolsheimer, Chef der Sparkasse Leverkusen. „Vertrauensvolle Kundenbeziehungen – oft über Generationen, eine enge Partnerschaft mit der Stadt und ihren Bürgern sowie ein verantwortungsbewusstes Engagement im Rahmen von Spenden und Sponsoring sind nur drei Beispiele, die im Fokus unseres täglichen Handelns stehen.“ Selbstverständlich alles mit Blick auf einen schonenden Umgang von Ressourcen. „Die Energieeinsparung durch die Installation von LEDs – beispielsweise an unserem modernisierten Standort in Opladen – sind deutlich. Die neue Klima- und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist 30 Prozent effektiver als das alte Modell“, ergänzt Manfred Herpolsheimer. Die Geschäftsstelle in Opladen ist eine der ersten Filialen in Deutschland, die komplett barrierefrei gestaltet worden ist. Sie besetzt somit auch das Thema Demographie – nachhaltig.
Krönender Abschluss des offiziellen Teils des Wirtschaftsempfangs 2015 war die Auszeichnung von Natalie Kühn als Unternehmerin des Jahres. Im Sommer hatte die WfL wieder Leverkusener Unternehmen aufgefordert, ihre Vorschläge für den Preisträger bzw. die Preisträgerin des Jahres abzugeben. Eine Jury, bestehend aus der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, der Sparkasse Leverkusen, der Industrie- und Handelskammer Köln, Zweigstelle Leverkusen/Rhein-Berg, der Stadt Leverkusen und der Wirtschaftsförderung Leverkusen, setzte sich mit den eingereichten Vorschlägen ausführlich auseinander. Von der Jury bewertet wurden Kriterien wie großes Engagement für den Standort, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, nachhaltiges Wirtschaften, Innovationsorientierung und Unternehmertum. Die Wahl der Jury fiel auf die 33-jährige Leverkusenerin Natalie Kühn, die seit 2007 als Geschäftsführerin der SK-Elektronik GmbH tätig ist und das Familienunternehmen, das von ihren Eltern Birgit und Siegfried Kühn 1987 gegründet wurde, in der zweiten Generation erfolgreich weiterführt. Aus den Händen von Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath erhielt Kühn die Trophäe, die auch in diesem Jahr wieder von Currenta-Auszubildenden in Handarbeit made in Leverkusen angefertigt worden ist.
„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung – auch und insbesondere, weil an diesem Abend das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund steht. Dies beinhaltet für unser Unternehmen nicht nur die Entwicklung und Produktion von nachhaltigen Produkten aus dem Bereich der Umwelttechnik, Mess- und Analysentechnik sowie Elektromobilität und Brennstoffzellenforschung. Der verantwortungsvolle Umgang mit den verwendeten Primärressourcen im Betrieb spielt innerhalb unserer Unternehmenskultur schon lange eine tragende Rolle“, so Natalie Kühn in ihrer Dankesrede. Die Preisträgerin 2015 warb bei den Gästen aus Unternehmerschaft, Politik und Medien für einen nachhaltigen Umgang, auch mit der Ressource Mensch. „Sie bilden die Basis dafür, dass hier innovative Produkte entstehen können.“
Der in vielen Unternehmen bevorstehende Generationenwechsel und der damit verbundene Wissenstransfer sei in den nächsten Jahren für über 120.000 deutsche Mittelstandsunternehmen die große Herausforderung. Gemeistert werden könne diese Herausforderung beispielsweise durch Fachkräftebindung mit lebbaren Führungsstrategien, durch flexible Arbeitszeitmodelle und eine Unternehmenskultur mit nachhaltigen Werten, mit denen sich auch eine Generation Y identifizieren kann. „Was macht einen jungen Unternehmer dieser Generation aus? Das ist eine Fragestellung, die ich hoffe beantworten zu können“, erklärte Natalie Kühn.