Welche wesentlichen Aspekte gilt es für den vermögenden Privatkunden mit Blick auf seine Altersvorsorge zu beachten? business-on.de hat dazu mit Maik Bolsmann und Meinolf Köper, Geschäftsführer des unabhängigen Vermögensverwalters B&K Vermögen in Köln gesprochen.
Herr Bolsmann, Herr Köper, vielen Dank für Ihre Bereitschaft, einige grundsätzliche Fragen, die dem Vermögenden Privatkunden aktuell auf der Seele brennen, prägnant und verständlich zu beantworten.
business-on.de: Herr Köper, aktuell werden Indexfonds (ETFs) als Allheilmittel gepriesen. Eignen sich ETFs grundsätzlich als Instrument für die Altersvorsorge, oder sind sie zu „gefährlich“, weil mit den Börsen auch der Wert schwankt?
Meinolf Köper: ETFs eignen sich auf Grund ihrer Kostenstruktur, jedoch handelt es sich um ein „Voll-Investment“ in den jeweils zu Grunde liegenden Index, d.h. auch in schwierigen Marktphasen wird dieses Produkt die im Zweifel negative Entwicklung des Indexes abbilden. Daher raten wir unerfahrenen Anlegern dazu, diese als Beimischung für bestimmte Themen oder Regionen zu verwenden.
business-on.de: Das ist interessant, gibt es einen ETF, den Sie in diesem Zusammenhang speziell im Auge hätten?
Maik Bolsmann: Als Beimischung in großen Portfolien könnte aus unserer Sicht ein ETF auf den Stoxx600 Healthcare interessant sein. In der Pharma-Branche hat sich aktives Management oder Stock-Picking zuletzt als schwierig erwiesen, da einzelne Gesellschaften durch Rückschläge in Zulassungsverfahren sowie Erhöhte Konkurrenz von Generika-Herstellern herbe abgestraft wurden.
business-on.de: Sind klassische Fonds, vor allem Mischfonds, nicht besser für eine Langfristanlage geeignet, weil hier ein Manager die Investments an der Marktlage ausrichtet?
Meinolf Köper: Wir meinen ja, zumindest für ein Kernportfolio. Die Geschickte Verzahnung von ausgewählten Mischfonds mit verschiedenen Investmentstilen, Weltanschauungen und Sicherungsstrategien führen zu geringer Volatilität, sprich Rückschlagspotential. In der schwierigen Marktphase 2008/2009 hat der DAX zum Beispiel 44% an Wert verloren. Unser Multi-Manager-Portfolio hingegen hätte nur etwa 5% hinten gelegen und in den Folgejahren mit zweistelligen Zuwachsraten geglänzt.
business-on.de: Herr Bolsmann, eignen sich Lebensversicherungen angesichts der strukturellen Probleme vieler Anbieter infolge niedriger Zinsen für die Altersvorsorge?
Maik Bolsmann: Von einem Neuabschluss sollte man aus unserer Sicht zur Zeit abraten, da vor allem unter Berücksichtigung aller Kosten unklar ist, ob und wie die Versicherer einen Mehrwert liefer können. Den Besitzern von Policen mit alten Garantieverzinsungen und ebenfalls altem Steuerrecht sollte man dringend zum Halten der Policen raten.
business-on.de: Viele Deutsche erwarten in den kommenden Jahren die Auszahlung einer Lebens-Police. Was sollte der Kunde beachten?
Maik Bolsmann: Wir raten dem Eigentümer einer KLV sich etwa 5 Jahre vor Ablauf an einen Berater seines Vertrauens zu wenden. Bereits in dieser Phase besteht erhebliches Optimierungspotential. In den letzten Beitragsjahren kommt der Zinseszins-Effekt kaum noch zum Tragen, eine Umstellung auf jährliche Beitragszahlung oder eine Aussetzung der Zahlungen sind in vielen Fällen ratsam und legitim.
business-on.de: Die Mehrheit der Deutschen hält eine Immobilie für die beste Altersvorsorge. Liegen sie damit richtig? Oder überwiegt in der Breite die Gefahr eines Werteverlusts?
Meinolf Köper: Wie heißt es so schön: „Der Erfolg liegt im Einkauf“. Die Frage ist also, wann und zu welchen Konditionen wurden die Immobilien erworben. Vom heutigen Preisniveau ist ein Rückschlag durchaus möglich. Jede Assetklasse bewegt sich in Zyklen, daher sollte man auch in dieser Klasse keine Klumpenrisiken eingehen und einer langfristig ausgewogenen Anlagestruktur treu bleiben.
business-on.de: Meine Herren, wie hoch sollte der Cash-Anteil für die Vorsorge sein?
Meinolf Köper: Cash sollte ausschließlich gehalten werden, um im Rahmen vordefinierter Risikobudgets bei Marktrückschlägen investieren zu können. Darüber hinaus sollte über eine Fälligkeiten-Staffel von verzinslichen Wertpapieren regelmäßige Liquidität bereitgestellt werden.
business-on.de: Gilt noch die alte Regel: Je älter, desto weniger Aktien?
Maik Bolsmann: An beiden Enden dieser Aussage gibt unseres Erachtens etwas zu mäkeln:
1. Sollten im hohen Lebensalter Cash-Flows aus der Wertpapieranlage zur Aufbesserung der Altersversorgung benötigt werden könnte diese Regel richtig sein. Ist es jedoch anders und der unangetastete Übergang des Vermögens in die nächste Generation steht im Vordergrund spricht viel für eine höhere Aktienquote.
2. Im Umkehrschluss bedeutet diese Regel, dass jungen Menschen per se eine sehr hohe Aktienquote empfohlen wird. Hierbei werden Marktsituation und Timing-Aspekte komplett außer Acht gelassen. Auch für junge Anleger sind Verlustphasen wie 2008/2009 sehr schmerzhaft. Nach einem solchen Verlust um 50% beispielsweise müsste das Portfolio 100% zulegen, um zur Ausgangsbasis zurück zu kommen.
Hintergrund:
B&K Vermögen besitzt als eines von ca. 500 unabhängigen Unternehmen in Deutschland die Lizenz zur Finanzportfolioverwaltung der Deutschen Bundesbank. Im Vordergrund steht für die Geschäftsführer Maik Bolsmann und Meinolf Köper, Risiken abzuwägen und zu vermeiden sowie komplexe, für den Anleger teils undurchschaubare Zusammenhänge, verständlich und transparent zu erklären. Sie selbst bezeichnen Ihre Investmentphilosophie als „unaufgeregt“ und bieten für Vermögen ab 500.000 Euro individuell abgestimmte Vermögensverwaltung an.