„Mama, sieh mal wie ich toll ich rutschen kann“
Experten sehen das ständige Getippe auf dem Smartphone und anhaltendes Telefonieren kritisch. Gerade Eltern, die ständig am Handy hängen, wenn ihr Kind dabei ist, sind im Fokus der Kritik. So wird vor einer negativen Auswirkung auf die Eltern-Kind-Bindung gewarnt. Nach Meinung der Stadt Frankfurt soll sich das zukünftig ändern. In der Stadt kleben nun einige Plakate mit dem Appell „Sprechen Sie lieber mit Ihrem Kind“.
Die Situationen, in denen das Smartphone und Freunde wichtiger erscheinen, sind vielfältig. Da gibt es den Spielplatz, wo die Kleine auf der Rutsche sitzt und stolz mitteilt, dass ihr das Rutschen Spaß macht und das auch richtig gut kann. Bei Mama oder Papa gibt es dann ein kurzes Lächeln und innerhalb von wenigen Sekundenbruchteilen, wird wieder ins Handy getippt oder das Telefonat fortgesetzt.
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Die Stadt Frankfurt möchte das ändern und hat nun eine große Kampagne mit Plakaten, Postern und Postkarten gestarten. Die Kampagne soll die Eltern zum Nachdenken bringen. „Wir wollen keinen erhobenen Zeigefinger. Die neuen Medien haben natürlich auch viele Vorteile“, sagte Astrid Kerl-Wienecke vom Netzwerk „Frühe Hilfen“ Frankfurt der Nachrichtenagentur dpa. Dennoch stellen Hebammen, ErzieherInnen und Pädagogen allesamt fest, dass es viele Eltern gibt, die ihr Handy fast gar nicht mehr aus der Hand legen.
Was harmlos wirkt, kann aber große Konsequenzen haben. So sei es vielen Eltern nicht bewusst, dass sie durch ihr ständiges Telefonieren und Chatten, ihr Kind indirekt zurückweisen, wie Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) erklärte. „Kleine Kinder brauchen die Sicherheit, dass die Eltern für sie da sind“, erklärt Birkenfeld.
Von Experten wird die Kampagne der Stadt Frankfurt unterstützt. „Viele junge Mütter und Väter sind intensiv über das Smartphone mit anderen in Kontakt, aber nicht mit ihrem eigenen Kind“, sagte Norbert Neuß, Kindheitsforscher und Medienpädagoge der dpa. Dadurch sei das Kind nur Beiwerk. Das sei auf Dauer nicht gut und könne dadurch, dass Kinder intensiv von ihren Eltern lernen und demnach auch die ständige Onlinesituation der Eltern. Probleme in der Schule können dann später offensichtlich werden. „Die Fähigkeit, sich über eine Viertelstunde auf eine Sache zu konzentrieren, nimmt drastisch ab“, sagt Neuß dazu.
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Die „Sprechen Sie lieber mit Ihrem Kind“ Kampagne der Stadt Frankfurt findet im Vergleich zum Chatten der Eltern offline statt. Fraglich nur, ob die vielen Handysüchtigen die Plakate und Botschaften überhaupt wahrnehmen. Da könnte es vielleicht mehr Sinn machen, wenn die Botschaft auf dem eigenen Smartphone aufpoppt. Da würden die betroffenen Eltern die Botschaft in jedem Fall sehen. Die vielen Plakate, Poster und Postkarten werden noch bis zum 13. März „offline“ in Frankfurt zu sehen sein.
Christian Esser
Wenn das Kind zur Nebensache wird
„Wir wollen keinen erhobenen Zeigefinger“
Indirekte Zurückweisung
Unterstützung von Experten – Kind nur Beiwerk
Kampagne nicht auf den Smartphone