Heute führt Stephan Zimmermann als direkter Nachfahre des Firmengründers Hummelsheim seit 30 Jahren die Geschäfte, und das bereits in der achten Generation. Kirchen gehören zu seinen Hauptkunden – im Dom schmelzen mehr Kerzen dahin, als in jedem anderen deutschen Gotteshaus. Der Geschäftsführer hat das Kerzenzieher-Handwerk richtig gelernt. Stephan Zimmermann ist aber auch gelernter Bankkaufmann. Die traditionellen Werte des Familienunternehmens mit seinen 20 Mitarbeitern seien trotz Modernisierung und Standortwechsel gleich geblieben, sagt er: „Am wichtigsten ist neben Qualität der persönliche Kontakt zu den Kunden, so sind uns viele Stammkunden über die Jahre treu geblieben.“
Im Herzen des Unternehmens – der Produktion – werden die Kerzen im Zieh und Pressverfahren hergestellt. Anschließend werden sie in liebevoller Handarbeit verziert. In den Einzelhandel finden sie ihren Weg dann als Tauf-, Kommunion-, Hochzeits- und Geburtstagskerzen, als Stumpen und Spitzkerzen für den täglichen Bedarf, sowie als edle und exklusive Kerzen für besondere Anlässe und Festtage. 250 Tonnen Wachs der verschiedensten Couleur werden verarbeitet. Allein für den Kölner Dom liefert das Unternehmen jährlich zwischen 1,5 und 2 Millionen Opferkerzen und immer auch rund 100 Altarkerzen für die Weihnachtszeit. Damit macht die Firma, die ihren Produktions- und Lagerstandort seit 2003 in Köln-Marsdorf hat, 65 Prozent ihres Umsatzes durch die Kirche.
Und dann gibt es da noch zwei ganz besondere Kerzen: Seit zehn Jahren fertigt Stephan Zimmermann die Karnevalskerze für das Pontifikalamt zur Eröffnung der Session an, in diesem Jahr erstmals ein ökumenischer Domgottesdienst. Entzündet am 7. Januar brennt die Kerze dann bis Aschermittwoch.
Damit sie diese besonders üppige Brenndauer von 30 Tagen hat, wird der Docht in besonderer Weise präpariert: aus einzelnen Baumwollfäden geflochten und mit Salzen aufbereitet, hat er die beste Stabilität. Jedes Jahr spendet Stephan Zimmermann dem Dom diese besondere Kerze. Aktiver Karnevalist ist er zwar nicht, dafür aber gläubiger Christ, und als solchem ist es ihm wichtig, dass das Brauchtum Karneval den kirchlichen Segen erhält. Es versteht sich von selbst, dass er bei der stimmungsvollen Sessionseröffnung stets mit dabei ist im Dom. Und auch das Dreigestirn erhält von ihm eine Kerze, die am Samstag vor Rosenmontag in der Innenstadt in Sankt Maria in der Kupfergasse aufgestellt wird.
Das Interview erschien in der ersten Ausgabe von DIE WIRTSCHAFT im Februar 2016.
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