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Wirtschaftlicher Aufschwung in unsicheren Zeiten

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Laut einer aktuellen Analyse von Creditreform Rating, eine der führenden europäischen Ratingagenturen, erfährt die Weltwirtschaft trotz der sich in vielen Regionen wieder verschärfenden Covid-19-Pandemie derzeit einen anhaltenden Aufschwung. Als einen Grund hierfür nennt die Ratingagentur die fortschreitenden Impf- und Auffrischungskampagnen in vielen Ländern. Dennoch bleibt die ökonomische Erholung weiterhin anfällig, insbesondere in Staaten, die bei der Immunisierungsrate ihrer Bevölkerung zurückliegen. Die neu identifizierte und offenbar sehr ansteckende Omikron-Virusvariante verdeutlicht einmal mehr das Rückschlagspotenzial für die wirtschaftliche Entwicklung durch die anhaltende Pandemie.

Gleichzeitig sorgen stark steigende Energiepreise und Lieferengpässe dafür, dass der Inflationsdruck deutlich zunimmt. „Die gestiegene Nachfrage nach der dritten Pandemiewelle bei einer gleichzeitigen Störung der Produktion hat nahezu überall zu Lieferschwierigkeiten bei Rohstoffen und Zwischenprodukten geführt, welche zum Teil durch den Mangel an Arbeitskräften noch verschärft wurden. Die neue Virusvariante Omikron könnte diesbezüglich für weiteren Druck sorgenausüben“, sagt Dr. Benjamin Mohr, Head of Sovereign Ratings and Economic Research bei Creditreform Rating. „Infolgedessen haben die Inflationsraten in mehreren Volkswirtschaften den höchsten Stand seit Jahrzehnten erreicht. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieht es so aus, als ob einige der Faktoren, die zu den Störungen auf der Angebotsseite beigetragen haben, nicht so schnell verschwinden. Das wird sich deutlich länger auf die Preisentwicklung niederschlagen als bisher angenommen. Gleichzeitig könnte die neu aufgetretene Omikron-Variante einen wesentlichen Bremsklotz für die wirtschaftliche Erholung darstellen, so dass sich unsere Konjunkturprognosen für das kommende Jahr als zu optimistisch erweisen könnten.“

Vor diesem Hintergrund haben bereits einige Zentralbanken damit begonnen, ihre Geldpolitik zurückzufahren, was auch die Möglichkeit einer höheren Volatilität an den Finanzmärkten bedingt. So haben die Zentralbanken u. a. von Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik, Korea und Neuseeland ihre Leitzinsen in diesem Jahr erhöht. „Da sich nur schwer feststellen lässt, ob der aktuelle Preisdruck vorübergehender Natur ist oder ob er sich in einem strukturelleren Inflationsdruck niederschlägt, gehen wir davon aus, dass einige Zentralbanken es vorziehen werden, in der derzeitigen Lage eher etwas zu vorsichtig zu agieren“, sagt Mohr und ergänzt: „Dennoch deuten die Prognosen der wichtigsten Zentralbanken auf eine etwas weniger akkommodierende Haltung hin, so dass die Märkte mit einer Erhöhung der Leitzinsen rechnen.“

Obwohl die Staatsfinanzen in den meisten Ländern aufgrund der Pandemie stark angespannt sind und man zu einer vorsichtigen Geld- und Finanzpolitik gezwungen ist, stellen viele Regierungen derzeit mehr Mittel für die duale Transformation – digital und grün – bereit. „Ein Großteil der Volkswirtschaften hat verinnerlicht, dass sie nachhaltige Themen vorantreiben müssen, was nicht zuletzt auch auf der jüngsten UN-Klimakonferenz (COP26) in Glasgow deutlich wurde. Eine zunehmende Zahl an Regierungen hat sich den mehr oder weniger ehrgeizigen Klimazielen verpflichtet. In diesem Zusammenhang dürfte die Europäische Kommission vor dem Hintergrund ihres NextGenerationEU-Programms (NGEU) zum größten Emittenten grüner Anleihen werden, was die internationale Rolle des Euros potenziell stärken könnte“, erklärt Fabienne Riefer, Senior Economist bei Creditreform Rating.

In ihren „Economic Briefs“ hat Creditreform Rating auch einzelne Wirtschaftsräume unter die Lupe genommen:

Deutschland

  • Die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik konnte sich nach der Lockerung der Pandemie-Beschränkungen im zweiten Quartal 2021 weiter erholen. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet Creditreform Rating einen Anstieg um 2,7 %.
  • Dennoch liegt das reale BIP aktuell weiterhin 1,1 % unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Grund hierfür sind auch die Auswirkungen der globalen Lieferengpässe auf Deutschland als bedeutenden Automobil- und Maschinenbaustandort.
  • Die deutsche Wirtschaft bleibt jedoch auch aufgrund der vergleichsweise geringen Impfrate der Bevölkerung anfällig. Mit einer Impfquote von derzeit 67,5 % (Stand: 19.11.2021) bewegt man sich nur im Mittelfeld unter den EU-Ländern. Die zunehmende Zahl der Covid-19-Infektionen könnte die kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten zusätzlich negativ beeinflussen.
  • Creditreform Rating erwartet, dass die Wirtschaft im Laufe des Jahres 2022 trotz der Engpässe auf der Angebotsseite Aufholeffekte aus der verzögerten Produktion verzeichnen könnte. Aufgrund des anziehenden privaten Verbrauchs und steigender Investitionen ist ein BIP-Wachstum auf 4,5 % möglich.
  • Diese positiven Wachstumsaussichten werden durch die Entwicklung des Arbeitsmarktes, den Nachholbedarf der Verbraucher und die günstigen Finanzierungsbedingungen gestützt, da die Geldpolitik voraussichtlich akkommodierend bleibt.
  • Die Inflationsrate stieg im Oktober sprunghaft auf 4,6 % an, der höchste Wert seit August 1993. Neben höheren Energiepreisen wurde dieser Anstieg u. a. auch durch den wieder höheren Mehrwertsteuersatz zu Beginn des Jahres verzerrt, die zu einem erheblichen Basiseffekt bei den Verbraucherpreisen führten. Anfang des Jahres 2022 werden diese Basiseffekte jedoch aus der Inflationsrate herausfallen. Daher rechnet Creditreform Rating mit einem deutlichen Rückgang der Inflation.

Euro-Raum

  • Die wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum wird sich voraussichtlich auch aufgrund der zunehmenden Impffortschritte weiter fortsetzen, selbst wenn mögliche Lieferengpässe und epidemiologische Rückschläge die Wachstumsraten in Zukunft weiterhin belasten.
  • Creditreform Rating erwartet, dass das BIP-Wachstum im kommenden Jahr bei 4,4 % liegt, nach 4,9 % in diesem Jahr.
  • Wie in vielen anderen Volkswirtschaften sind die Inflationsraten im Euroraum in den vergangenen Monaten erheblich gestiegen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stimmt Creditreform Rating mit der EZB überein, dass die jüngsten Inflationsentwicklungen vorübergehender Natur sind.
  • Die Ratingagentur geht davon aus, dass die EZB durch ihre geldpolitischen Operationen, wie z. B. dem Asset Purchase Programme (APP), weiterhin entscheidende Impulse geben wird. Eine erste Zinserhöhung vor 2023 erscheint somit zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich. Das PEPP-Programm sollte zwar im März 2022 auslaufen, die EZB dürfte jedoch eine Art Glättungsmechanismus implementieren.

USA

  • Vor dem Hintergrund der Fortschritte auf dem Weg zur Vollbeschäftigung und des derzeitigen Preisauftriebs hat der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Federal Open Market Committee) angekündigt, dass er ab November 2021 mit der Drosselung der Anleihenkäufe beginnen wird.
  • Selbst wenn sich die Inflationsraten ab Mitte nächsten Jahres abschwächen sollten, hält Creditreform Rating eine erste Zinserhöhung gegen Ende 2022 für möglich, nicht zuletzt, da Preissteigerungen bereits auf breiterer Basis erfolgen.

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