Insolvenzrisiko anderer Krypto-Firmen steigt
Die Insolvenz der Handelsplattform für Kryptowährungen bringt einige Nachteile mit sich. Allen voran das Insolvenzrisiko weiterer Unternehmen aus dem Krypto-Bereich. Laut des Wall Street Journals befindet sich auch die Krypto-Handelsplattform BlockFi schon kurz vor einer Insolvenz. Grund dafür ist die Kooperation mit FTX, die BlockFi erst Mitte des Jahres zugelassen hat. Aufgrund dieser Zusammenarbeit stehen ihnen jetzt höchstwahrscheinlich große Verluste bevor, die ebenfalls zu einer vollständigen Pleite führen könnten. BlockFi war bereits gezwungen, Auszahlungen zu pausieren und Mitarbeiter zu entlassen.
Ebenso bekommt der Lending-Dienst Voyager die Ausmaße der FTX-Insolvenz zu spüren. Zuvor beabsichtigte FTX die Übernahme von Geldern in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar. Infolgedessen beschließt der bekannte Krypto-Broker Genesis, keine weiteren Darlehen zu vergeben, damit die Liquidität des Unternehmens gesichert werden kann. Voyager hat Rückzahlungen eingestellt, während Berater prüfen sollen, wie neue Mittel beschafft werden können. Ungefähr 175 Millionen Dollar sind derzeit auf einem FTX-Handelskonto eingefroren. Voyager wurde von der Muttergesellschaft Digital Currency Group als Ausgleich Gelder im Wert von 140 Millionen Dollar angeboten.
Zuletzt muss sich auch Singapurs Staatsfonds mit den Konsequenzen der FTX-Insolvenz auseinandersetzen. Sie haben nach Schätzungen zwischen 200 und 300 Millionen Dollar in FTX investiert. Dementsprechend werden auch von ihnen finanzielle Engpässe befürchtet. Allein der ebenso insolvente Kryptoverleiher Celsius konnte negativen Auswirkungen entkommen. Dessen Zusammenarbeit wurde nämlich bereits vor der Insolvenzbeantragung von FTX aufgelöst. Trotzdem wird angenommen, dass es in der Krypto-Welt insgesamt nun erst einmal zu einem weiteren Bergab und folgenden Insolvenzen kommen wird. Analysten zufolge könnte dieser Krypto-Winter noch ein Jahr andauern.
Die Chance für lokale Börsen
Zwar leiden derzeit viele Krypto-Unternehmen an den Folgen der FTX-Insolvenz, dennoch gibt es auch Vorteile. Insbesondere kleine, lokale Börsen haben jetzt die Chance, sich positiv zu entwickeln. Anleger zieht es nämlich nun eher dahin, weil sie das Vertrauen in große Kryptobörsen verlieren. Beispielsweise erklärt der CEO der Börse Bitpanda, Eric Demuth von einem deutlichen Kundenzuwachs. Bitpanda ist ein österreichisches Unternehmen mit Hauptsitz in Wien. Es konnte sich bereits in vielen Ländern, wie z.B. Frankreich, Spanien, Italien und England etablieren. Ein ähnliches Schicksal trifft die App Bison der gleichnamigen Stuttgarter Krypto-Handelsplattform. Bison-CEO Ulli Spankowski gibt gleichermaßen an, dass Kunden aktuell auf der Suche nach vertrauenswürdigen Plattformen sind. Dadurch konnten auch sie einen großen Kundenzufluss verzeichnen. Zuletzt kann sich auch das Start-up-Unternehmen Relai aus der Schweiz über viele neue Kunden freuen. Dieses erlebt zurzeit haufenweise App-Downloads, Website Traffic und Handelsvolumen – mehr als je zuvor. Der Verkauf von Bitcoin ist dort nach der FTX-Insolvenz rapide angestiegen. So wurden in der Woche nach dem Pleitegang über 120 BTC verkauft.
Wie kann man sich als Anleger absichern?
Viele Investoren stellen sich nach der Insolvenz die Frage, inwiefern sie sich vor solchen Gefahren schützen und entsprechend absichern können. Die Transparenz spielt hierbei eine große Rolle. Um die Vertrauenswürdigkeit von Börsen zu überprüfen, sollten sich Anleger folgende Fragen stellen: Mit welchen Banken arbeitet die Handelsplattform zusammen? Was passiert mit den Krypto-Assets im Falle einer Insolvenz? Werden sie zurückerstattet oder von der Plattform zurückgehalten? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, lohnt sich ein Blick in die AGBs. Diese sollten mit Verstand gelesen werden. Generell ist es empfehlenswert, sich für eine lokale Börse zu entscheiden. Wenn der Hauptsitz nämlich in einem anderen Land liegt – wie im Fall von FTX -, kann es bei Änderungen der Anforderungen zu Komplikationen kommen. Bei lokalen Handelsplattformen stellt das kein Risiko dar. In der Regel kennt man sich mit lokalen Gesetzesregelungen aus. Zuletzt ist wichtig, Hardware Wallets, wie z.B. das Offline-Wallet Trezor, zu nutzen. Damit können Coins auch offline verwahrt werden und das Risiko eines Verlustes ist entsprechend geringer.
Fazit
Die Insolvenz der Kryptobörse FTX hat große Auswirkungen auf die Krypto-Welt. Derzeit durchlebt sie einige Turbulenzen und es wird angenommen, dass es noch einige Monate so weitergehen wird. Große Verluste werden weiterhin befürchtet, genauso wie weitere Insolvenzen. Jedoch gibt es auch einen kleinen Hoffnungsschimmer – zumindest für lokale Kryptobörsen. Diese haben die Chance, große Profite aus der FTX-Insolvenz schlagen zu können. Insgesamt sollte man als Anleger stets Vorsicht walten lassen. Eine Recherche über die Börse und eine zusätzliche Absicherung durch ein Hardware Wallet sind in jedem Fall lohnenswert.
Autorin: Jacqueline Lehmann ist Managerin für Crypto Assets bei Green Capital und Beteiligungen AG. Die Firma bietet u.a. OTC als Dienstleistung an. https://www.greencapital-b.ch/digital-assets/
Bildquellen:
- Jacqueline Lehmann: Thanihan Manickham
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