Speziell bei längerfristigen Geschäftsbeziehungen erwächst die Notwendigkeit einer Anpassung, besonders wenn der Vertrag auf Basis der Währung des Geschäftspartners geschlossen wurde und es zu einer negativen Verschiebung des Wechselkurses kommt: Sind etwa Naira oder Real, die mit einem nigerianischen oder brasilianischen Partner als Preis vereinbart sind, plötzlich gegenüber dem Euro ein paar Prozent weniger wert, entsteht für den Unternehmer eine Deckungslücke. Sie kann bis in den Verlustbereich reichen.
Solche Schwankungen der Wechselkurse erzeugen automatisch Schwankungen in den Zielgrößen des Unternehmens. Insbesondere Unternehmen, aber auch Anleger, deren Perspektiven im Geschäft mit den Emerging Markets liegen, sind hier mit einer schwierigen, aber auch herausfordernden Situation konfrontiert.
Einkalkulierten Schwankungskorridor verlassen
Ob deutscher Autobauer oder kleiner Spezialmaschinenhersteller: Das Risiko, dass ein Wechselkurs den einkalkulierten Schwankungskorridor verlässt, besteht in vielen Fällen. Indirekt davon tangiert sind auch Unternehmen, die selbst keine Auslandsgeschäfte tätigen, aber mit Rohstoffen, Produkten oder Dienstleistungen von Partnern arbeiten, die solchen Schwankungen unterliegen. Stets wird versucht, die Währungsrisiken im Preis abzubilden – gestiegene Einkaufspreise ziehen steigende Weiterverkaufspreise nach sich. Ist ein Abnahmepreis unter Ausschluss von Wechselkursanpassungen langfristig fixiert, ist das Risiko für den anbietenden Partner umso größer.
Ähnliche Dynamiken bestehen auch im internationalen Finanzverkehr, wenn mit unterschiedlichen Währungen und Zinsniveaus gearbeitet wird. Je freier die Wechselkurse sind, also je weniger sie an Referenzkurse gebunden oder durch Integration in Währungskörbe stabilisiert sind, desto größer ist die Notwendigkeit ordnender Eingriffe. Zwar basieren viele Transaktionen genau auf der Spekulation, eine Währung bei niedrigem Wechselkursstand einzukaufen und bei höherem Stand wieder abzustoßen. Doch diese Modelle sind systembedingt risikobehaftet. Gleiches gilt vor allem bei internationalen Anlagen, wenn sich die eingeplanten Zinssätze reduzieren.
Auswirkungen auf Rating, Börsenwert und Bonität
Das notwenige Zins- und Währungsmanagement zielt darauf ab, Ertrag und Risiko der Unternehmen, Finanzinstitute und Anleger zu optimieren. Das bezieht sich nicht nur auf die konkrete Geschäftstätigkeit, sondern gegebenenfalls sogar auf den Börsenwert: Ist ein Unternehmen stark von Zins- und Wechselkursrisiken betroffen, hat das einen Einfluss auf das Bewertungsranking. Offensichtlich wird das an der Einordnung von Banken durch Rating-Agenturen. Je instabiler das Geschäft aufgrund von Anlagen in schwachen Währungen oder Ramschaktien eingeschätzt wird, desto schwieriger werden die künftige Geldaufnahme und der Geschäftsverkehr insgesamt.
Nicht nur Unternehmen des Finanzsektors, sondern auch Vorstände von Aktiengesellschaften aller Branchen sind daher nach dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) zu einem entsprechenden Risikomanagement verpflichtet, wie hier beschrieben wird. Welche Maßnahmen sie in welchem Umfang ergreifen, ist jedoch nicht festgeschrieben.
Finanztechnische Instrumente
Im zins- und währungsbezogenen Risikomanagement gibt es unterschiedliche Instrumente. Häufig genutzt werden:
Wahl der Fakturierungswährung: Beim Geschäftsabschluss wird festgelegt, welcher Partner das Währungsrisiko zu tragen hat, was sich im auszuhandelnden Preis abbildet. Wer das Risiko trägt, erkauft sich damit bessere Konditionen.
Verkauf von Forderungen: Forderungen in Fremdwährungen werden von so genannten Forfaiteuren gehandelt, die damit das Wechselkursrisiko übernehmen.
Durch vorvereinbartes Leading beziehungsweise Lagging werden Zahlungszeitpunkte flexibel gehalten. Sie können vorgezogen (Leading) oder später erfüllt werden (Lagging) – je nachdem, wann ein günstiger Wechselkurs besteht. Dieses Instrument, das sich bei Währungen mit stärkerer Wechselkursdynamik anbietet, wird auch im Fremdwährungshandel eingesetzt: Der Umtausch in die heimische Währung erfolgt dann jeweils zum besten Wechselkursstand.
Mit Wechselkursderivaten – Devisen-Forwards, Devisen-Futures, Devisen-Swaps, Devisen-Optionen – werden Vereinbarungen über den künftigen Tausch von Währungen getroffen, die sich auf einzelne oder mehrere Währungsbeträge und einzelne oder verschiedene Tauschtermine beziehen. Forwards und Swaps werden zwischen den Vertragspartnern gehandelt. Sie können aber, da nicht über ein Finanzinstitut abgesichert, ein entsprechendes Ausfallrisiko haben.
Finanzintermediäre
Sind Geldinstitute als Finanzintermediäre in Zins- und Wechselkursmanagement eingebunden, können sie im Rahmen der Transaktionen mit weniger belastbaren Währungen Risiken aus Kundengeschäften selbst übernehmen. Diese Risiken müssen allerdings seit den Basel-II-Vereinbarungen mit Eigenkapital unterlegt werden.
Im internationalen Geldanlage- und Geldbeschaffungsgeschäft, in dem Gewinne unter anderem aus positiven Wechselkurs- und Zinsveränderungen generiert werden, operieren manche Akteure mit dem Mischen unterschiedlicher Anleihen. Ziel ist, Erträge von einzelnen volatilen Währungen zu entkoppeln und durch fixierte Währungen zu stabilisieren sowie bei Anlagen mit unterschiedlich hohen, aber auch riskanten Zinsniveaus das Risiko einzugrenzen.
Zins- und Wechselkursrisiken können in verschiedenen Risikotypen und Transaktionstypen gemanagt werden. Da vor allem kleinere Banken in diesem Bereich meist weniger Erfahrung haben und den Einsatz dieser Produkte aufgrund der gestiegenen regulatorischen Anforderungen häufig scheuen, bieten Finanzdienstleister wie dieser hier institutsübergreifend und kundenbezogen maßgeschneiderte Lösungen im Zins- und Währungsmanagement an. Das ermöglicht kleineren Instituten die individuelle Betreuung der Kunden auch in diesem Bereich, unter gleichzeitiger Minimierung der bankinternen Risiken.