Wenn es nach Maximilian Loessl – dem CEO von Agrilution – geht, findet die Zukunft der Ernährung in den eigenen vier Wänden statt und integriert sich ganz selbstverständlich in jede Küche. Im Inneren eines kleinen Gewächshauses wachsen sehr nährstoffreiche Kräuter, Salate und Microgreens. Immer unter den besten Bedingungen, was Licht, Wasser und Klima betrifft. Bei der Miele-Tochter Agrilution heißt diese Zukunft Plantcube. Eine Lösung, die für Maximilian Loessl nichts weniger symbolisiert als die nächste landwirtschaftliche Revolution. Gesteuert wird der Plantcube mit Hilfe einer App. Sie lässt die Nutzerinnen und Nutzer wissen, wann es Zeit ist, Wasser nachzufüllen oder zu ernten. Den Rest erledigt der Plantcube größtenteils automatisch.
Was Vertical Farming ausmacht
Um zu verstehen, warum sich Vertical Farming seit einiger Zeit zu einem wichtigen Trend entwickelt, genügt ein Blick auf die klassische Landwirtschaft. Denn diese konzentriert sich heutzutage immer stärker auf wenige, große Betriebe. Eine der Folgen sind lange Wege zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Damit einher gehen Emissionen, die bei Transport, Lagerung und Kühlung der Lebensmittel entstehen. So verlieren frische Produkte auf längeren Transportwegen wichtige Nährstoffe, bevor diese überhaupt konsumiert werden. Durch intensive Landwirtschaft reduziert sich die Gesamtgröße der zur Verfügung stehenden Ackerfläche jedes Jahr um ca. 12 Millionen Hektar. Das entspricht der Produktion von ca. 20 Millionen Tonnen Getreide.1 Gleichzeitig verliert der Boden durch die intensive Nutzung wichtige Nährstoffe. „Vertical Farming bietet Lösungsansätze für die drängendsten Probleme, die uns in der modernen Agrarindustrie begegnen“, erläutert Maximilian Loessl. „Wer zumindest einen Teil seiner Lebensmittel selbst anbaut, hilft, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken sowie Transportwege und Verpackungsmüll einzusparen. Und er kann Grün genießen, das bis zu 30-mal mehr Nährstoffe enthält als die Konkurrenz aus dem Supermarkt.“ Erreicht wird dies unter anderem durch eine intelligente Beleuchtung, eine sensorbasierte Klimasteuerung, die ein bis zu dreimal schnelleres Pflanzenwachstum ermöglicht, und eine Bewässerung, die im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft bis zu 98 Prozent Wasser spart.
Agrilution geht noch einen Schritt weiter
Aber einfach nur ein schickes Gerät anbieten, mit dem sich leckere Kräuter und Microgreens anbauen lassen? Das wäre Loessl und seinem Team bei Agrilution zu wenig. Der 33-Jährige arbeitet intensiv daran, seinen Plantcube und das gesamte Unternehmen so nachhaltig wie möglich zu gestalten. So ist der Plantcube nach dem Kreislauf-Prinzip designt. Keine der Komponenten sind miteinander verklebt oder geschäumt. So lässt sich nach Ende der Nutzungsdauer alles wieder in seine Einzelteile zerlegen und recyceln. Außerdem ist Agrilution ebenso wie Miele bilanziell CO2-neutral – alle entstehenden Emissionen erfasst das Unternehmen und versucht diese bestmöglich zu reduzieren. Unvermeidliche Emissionen kompensiert das Unternehmen und gleicht diese durch Projekte aus. Einen Schritt weiter geht Agrilution bereits bei den Scope 3-Emissionen: Da der Großteil der Emissionen in der Nutzungsphase anfällt, bietet das Unternehmen seinen Kundinnen und Kunden an, Ökostrom über ein Partnerunternehmen zu einem vergünstigten Partnertarif zu beziehen.
Leidenschaft für die Sache
Wer mit Maximilian Loessl spricht, merkt schnell: Vertical Farming ist mehr als nur eine Geschäftsidee. Und dafür gibt es gute Gründe. Als Sohn einer Entwicklungshelferin wuchs er in China auf. Dort erlebte er den Kontrast zwischen technischem Komfort auf der einen und chronischer Mangelernährung auf der anderen Seite. Eine prägende Erfahrung, die ihn viele Jahre später dazu brachte, in den Niederlanden zum Thema Vertical Farming zu studieren. „Meine Vision ist es, ein perfektes Ökosystem zu kreieren, mit dem jeder seine eigenen, nährstoffreichen Pflanzen anbauen kann“, sagt Loessl. Eine Vision, die er mit Vertical-Farming-Experte Philipp Wagner teilt. Mit ihm gründet er 2013 Agrilution. In wenigen Jahren wächst das Unternehmen auf über 60 Mitarbeitende heran und ist heute eine 100-prozentige Tochter von Miele.
Miele und Agrilution: das perfekte Zusammenspiel
Stefan Breit, Technikgeschäftsführer bei Miele, hat die Zusammenarbeit mit Agrilution von Anfang an begleitet. „Ich bin sehr froh, dass Agrilution bereits seit 2019 Teil der Miele Gruppe ist. Mit seiner starken Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und neue Technologien passt das Unternehmen hervorragend zu uns und unterstützt uns bei unserem weiteren Wachstumskurs“, so Breit. „Gleichzeitig glaube ich, dass beide Seiten durch den gegenseitigen Austausch im Bereich Nachhaltigkeit noch viel voneinander lernen können. Agrilution ist bei dem Thema Emissionen in der Nutzungsphase bereits gut unterwegs und das ist auch bei Miele ein wichtiges Thema.“
1 https://www.un.org/en/events/desertification_decade/value.shtml
Bildquellen:
- Maximilian Loessl: Agrilution