Viele Menschen aus einem solchen Personenkreis sehen eine Steueroase oder das Steuerparadies als eine Art Zufluchtsort und verlegen deswegen ihren Wohnsitz von Deutschland in ein anderes Land, in dem sie weniger Steuern zahlen müssen. In diesem Artikel erklären wir den Begriff näher und verraten, welche Länder heute als Steueroasen gelten.
Was sind Steueroasen?
Gebiete oder Staaten, die als Steueroasen bezeichnet werden, erheben keine oder besonders niedrige Steuern auf Vermögen beziehungsweise Einkommen. Deswegen sind sie für Kapital aus Ländern mit besonders hohen Steuersätzen attraktiv. Plant man einen Umzug in eine Steueroase, sollte man sich vorher gut informieren, da sonst Fehler nicht auszuschließen sind.
Die Merkmale von Steueroasen
Egal um welches Land es sich handelt: Grundsätzlich zeichnen sich Steueroasen durch eine äußerst niedrige bis nicht vorhandene Steuerbelastung für Rechtspersonen aus. Dafür kommen folgende Gründe infrage:
- sehr kleiner Staatshaushalt
- ausreichend hohe Einnahmen aus anderen Quellen, wie beispielsweise Rohstoffe
- ausländische Direktinvestitionen sollen angelockt werden
Auch Rechtssicherheit und politische Stabilität zeichnen eine Steueroase aus, da die Sicherheit von angelegtem Kapital gewährleistet sein muss. In diesem Zusammenhang spielt „Good Governance“ (die gute Regierungsführung) eine Rolle. Diese zeichnet sich durch wenig Korruption und effiziente Verwaltungsstrukturen sowie niedrige Steuersätze aus.
Bei Steueroasen handelt es sich im Großteil der Fälle um kleine Länder. Im Verhältnis zu den dort stattfindenden finanziellen Transaktionen und dem vorhandenen Kapital weisen sie eine geringe Wirtschaftsaktivität auf. Außerdem verfügen sie über eine wenig regulierte Wirtschaftspolitik.
Sogenannte Rechtsdienstleister helfen in diesen Ländern Firmen und Privatleuten mitunter dabei, das Vermögen nicht in ihrem Heimatland zu veranlagen oder aber die Herkunft systematisch zu verschleiern. Dabei kam es bereits zu Steuerhinterziehung und dem Verstecken von Schwarz- oder Schmiergeldern. Diese Schlupflöcher sollen jedoch laut internationaler Vorschläge durch effektive Formvorschriften geschlossen werden.
Welche Nutznießer gibt es und wie können diese die Steueroasen nutzen?
Viele Möglichkeiten bestehen, um die eigene Steuerlast mithilfe der Nutzung von Steueroasen zu verringern. Angestrebt wird dabei stets, Einkommen, welches in Hochsteuerländern erzielt wird, nicht in selbigen zu versteuern. Als Nutznießer kommen sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen oder sogar Staaten infrage.
Privatpersonen
Verlagert eine Privatperson ihren Wohnsitz in eine Steueroase, kann diese bestimmten Steuerzahlungen entgehen. In den USA wird beispielsweise der Anteil verlagerter Einkommen von Privatpersonen auf ca. 10 Prozent aller gesamten Einkommen geschätzt. Prominente Beispiele für diese Art der Wohnsitzverlagerung sind beispielsweise Michael Schumacher, Boris Becker und Steffi Graf, die damit Steuern sparen.
Unternehmen
Auch für Unternehmen stehen viele Wege zur Verfügung, um die anfallenden Gewinne zu verschieben.
- Gründung einer Tochterfirma für Auslandsgeschäfte in einer Steueroase: Vermeidung von Steuern auf repatriierte Gewinne
- Finanzierung von Investitionen in Hochsteuerländern mithilfe von Krediten von Töchtern, welche in Steueroasen angesiedelt sind: keine oder wenige Gewinne im Hochsteuerland, weil Zinszahlungen an Töchter zu leisten sind
- Verbuchung von innerhalb eines Konzerns erbrachten Leistungen, sodass Gewinne aus Hochsteuerländern abgezogen werden: Beispielsweise kann das Verwertungsrecht eines Patents in einer Steueroase liegen, während das inländische Unternehmen dafür Lizenzgebühren an die ausländische Tochter zahlt
- Handeln von Waren und Dienstleistungen zwischen Teilen desselben Konzerns
Staaten
Zu den Nutznießern gehören ebenfalls Länder, welche ihre Körperschaftssteuersätze auf etwa Null senken. Ein Beispiel dafür ist Irland.
Ende der 1980er Jahre lag die Körperschaftsteuer dieses Landes bei 50 Prozent. Im Verhältnis zum Nationaleinkommen brachte sie weniger Einnahmen von Unternehmen als in der EU oder in den USA. Obwohl ihr Steuersatz heute gerade einmal bei 12, 5 Prozent liegt, bringt sie dem irischen Staat momentan weitaus mehr Körperschaftsteuern ein.
Grund dafür ist, dass zusätzliche Einnahmen aus Gewinnen stammen, welche die multinationalen Unternehmen Irlands geltend machen. Dabei handelt es sich also um Gewinne von Arbeitnehmern, die von diesen in anderen Ländern erzielt worden sind. Damit erhält die irische Regierung mehr Einnahmen, um ihre einheimische Infrastruktur weiter auszubauen.
Die schwarze Liste der EU
Auf der schwarzen Liste der EU, auch als „Blacklist“ bezeichnet, sind Steueroasen oder auch nicht kooperative Länder aufgezählt, bei denen die CFC-Rules greifen. Diese sind im Außensteuergesetz definiert und dienen der Festhaltung von Bedingungen, unter denen ein Unternehmen mit Auslandsfirma dennoch steuerpflichtig im eigenen Staat wird.
EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke
Um ein verantwortungsvolles Handeln im Bereich Steuern zu fördern, welches durch eine faire Besteuerung und weltweite Steuertransparenz passieren soll, arbeiten die EU-Staaten miteinander und international an entsprechenden Mechanismen.
Die Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke dient nicht dazu, die darauf genannten Länder öffentlich anzuprangern. Stattdessen soll es durch eine Zusammenarbeit mit ihnen zu positiven Veränderungen hinsichtlich deren Steuergesetzgebung und den Steuerverfahren kommen.
Die vom Rat „Wirtschaft und Finanzen“ ausgearbeitete Liste umfasst derzeit folgende Länder oder Gebiete:
- Amerikanisch-Samoa
- Anguilla
- Bahamas
- Fidschi
- Guam
- Palau
- Panama
- Samoa
- Trinidad und Tobago
- Turks- und Caicosinseln
- Amerikanische Jungferninseln
- Vanuatu
Die weltweit größten Steueroasen
Weltweit existieren sehr viele Steueroasen. In folgender Tabelle befinden sich die größten und beliebtesten der Deutschen:
Schweiz:
- Das Land kann dem internationalen Druck hinsichtlich einer entsprechenden Gesetzesänderung besonders gut standhalten, da es nicht zur EU gehört.
Hong Kong:
- Hong Kong ist bekannt für seine Kapitalmärkte und niedrigen Steuern.
- Es existiert ein wasserdichtes Gesetz über das Bankgeheimnis.
- Hong Kong wird vor allem von chinesischen Firmen genutzt.
USA:
- Der Großteil der Reichtümer wird auf kleinen Inseln gebunkert.
- Dank Gesetzen in Nevada, Delaware und Wyoming ist eine Vermeidung der Unternehmenssteuer für Firmen einfach.
Singapur:
- Diese Steueroase gilt als Machtzentrum für internationalen Handel und Dienstleistungen im Finanzbereich.
- Singapur ist heute eines der reichsten Länder der Welt.
- Eine Kontoeröffnung ist sehr einfach, während Gesetze zum Thema Bankgeheimnis sehr strikt sind.
Caymaninseln:
- Weder Einkommensteuer, Kapitalertragssteuer, Unternehmenssteuern noch Erbschaftssteuer fallen für dort registrierte ausländische Unternehmen an.
- Es gibt strikte Gesetze zum Bankgeheimnis, was Firmen vor einer Offenlegung ihrer Finanzen und Transaktionen schützt.
Luxemburg:
- Das Land gehört zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die später zur EU wurde.
- Luxemburg ist an allerlei Staatsabkommen beteiligt.
- Es lassen sich gewaltige Steuerersparnisse durch vergünstigte Steuervereinbarungen mit transnationalen Unternehmen realisieren, die einen Teil ihres Unternehmens in Luxemburg betreiben.
Libanon:
- Die Zahl der libanesischen Diaspora (im Ausland lebende Libanesen) wird auf zwischen fünf und 16 Millionen geschätzt.
- Ein striktes Gesetz in Bezug auf das Bankgeheimnis ermöglicht es, Geld unkompliziert zurück in den Libanon zu schicken.
Deutschland:
- Eine Umgehung von Steuern ist durch komplizierte Firmenmodelle möglich.
- Oft ist das Einstellen privater Steuerspezialisten nötig.
Bahrain:
- Der Großteil der Wirtschaft ist von Erdöl getragen.
- Ein großer Finanzsektor entsteht unter anderem durch das islamische Bankwesen.
- Bahrain erhebt weder Einkommensteuer noch Unternehmensgewinn- oder Kapitalertragssteuer.
Dubai:
- Es werden keine Steuern erhoben.
Diese Maßnahmen gegen die Steuervermeidung werden getroffen
Die nationale und internationale Steuerpolitik beschäftigt sich derzeit verstärkt damit, Steuervermeidung zu bekämpfen. Sowohl die EU als auch die G20 und die OECD treten für alle damit in Zusammenhang stehenden Schritte ein. Unterscheiden muss man beim Thema Steuervermeidung zwischen einer aktiven Hinterziehung der Steuern und aggressiver Steuerplanung.
- Steuerhinterziehung: Steuerpflichtige Einkünfte werden nicht oder nicht vollständig deklariert. Es handelt sich dabei in jedem Fall um illegale Praktiken.
- Aggressive Steuerplanung: Diese wird meist von multinationalen Unternehmen durchgeführt. Sie nutzen ein bestehendes Recht, um die eigene Steuerschuld bestimmter Regionen zu verringern. Gesetzesverstöße sind dafür nicht notwendig.
Um Steuerhinterziehung zu vermeiden, hat sich in Deutschland und in anderen Ländern der Fahndungsdruck auf ausländisches Schwarzgeld durch die Behörden erhöht. Dafür wurden Ankäufe geheimer Datenbestände getätigt, beispielsweise aus Ländern wie der Schweiz oder Liechtenstein.
Transparenz soll überall dort hergestellt werden, wo das rechtswidrige Kaschieren von Informationen geschieht. Allerdings steht dem das strikte Bankgeheimnis gegenüber, welches viele Finanzplätze heranziehen, um einen Informationsaustausch mit Wohnsitzstaaten zu vermeiden.
Steueroasen für Auswanderer
Wenn man mit dem Gedanken spielt, in eine Steueroase auszuwandern, sollte man vor allem darauf achten, dass das gewünschte Auswanderungsland zu den eigenen Zielen und Interessen passt. Außerdem zu bedenken ist, welche Chancen sich dort für das Unternehmen oder die eigene berufliche Laufbahn ergeben.
Rechtssicher auswandern kann man beispielsweise in folgende steuergünstige Länder:
- Belize: Während berufstätige Facharbeiter über mindestens 25.000 US-Dollar verfügen müssen, werden insbesondere Rentner ab einem Alter von 45 Jahren gern aufgenommen.
- Bulgarien: Die Steuer mit 10 Prozent ist niedrig, das Durchschnittseinkommen allerdings auch. Fach- und Führungskräfte finden hier viele verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten. Auch Landwirte, Unternehmer und Rentner können dort profitieren.
- Dubai: Jahrhundertealte arabische Tradition trifft auf den Fortschritt der modernen Welt. Viele Deutsche arbeiten bereits in Dubai.
- Großbritannien: Dort herrscht ein hohes Lohnniveau in Verbindung mit einem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Umgerechnet beträgt dieser etwa 8 Euro in der Stunde.
- Irland: Irland gilt als Geheimtipp unter naturverbundenen Aussteigern.
- Jersey: Dieses Steuerparadies liegt inmitten ausgedehnter, sauberer Strände.
- Liechtenstein: Pro Jahr werden nur 64 bis 72 neue Aufenthalte bewilligt, um das Steigen von Immobilienpreisen durch Zuzug aus EU-Staaten zu verhindern.
- Luxemburg: Arbeit finden dort derzeit vor allem Fachkräfte aus den Bereichen Gaststätten, Hotelwesen und Gesundheit.
- Malaysia: Durch Stabilität, Wirtschaft und ein gutes Einwanderungsprogramm wird Malaysia als Auswanderungsland für Deutsche immer attraktiver.
- Mauritius: Diese Tropeninsel liegt im Indischen Ozean und gilt als steuergünstiger Offshore-Standort mit Gewaltfreiheit und politischer Stabilität.
- Monaco: Dort gibt es weder eine Einkommensteuer noch die Erbschaftssteuer. Außerdem werden im Ausland begangene Vergehen hinsichtlich der Finanzen in Monaco nicht verfolgt.
- Panama: In Panama sucht man vor allem Investoren, besonders in den Bereichen Tourismus, Landwirtschaft und Investitionen in der Stadt Colon, die als die zweitgrößte Freihandelszone gilt.
- Paraguay: Es gelten günstige Einwanderungsbedingungen, weshalb sich der Binnenstaat auf einem vorderen Platz auf der Liste der beliebtesten Auswanderungsländer befindet.
- Samoa: Der schöne polynesische Inselstaat wird auch als Paradies für Taucher bezeichnet. Sorge um die Zukunft ist den dort lebenden Menschen meist fern.
- Seychellen: Eine Einwanderung ist nur für Investoren und Rentner zu empfehlen. Die Währung ist aufgrund der schweren Finanzkrise eingebrochen.
- Singapur: Nicht nur die beruflichen Möglichkeiten, sondern auch Lebensstandard und Klima locken Menschen nach Singapur. Es ist in erster Linie für den arbeitsbedingten Aufenthalt als Auswanderungsland geeignet.
- Zypern: Vor allem in den letzten Jahren hat sich Zypern zum wichtigen Finanz- und Geschäftszentrum entwickelt. Einwanderer erwarten geringe Lebenshaltungskosten, eine günstige geographische Lage und zahlreiche Steuervorteile. Besonders beliebt ist in dieser Hinsicht das sogenannte Non-Dom-Programm.
FAQ-Bereich
Möchte man selbst eine Steueroase zu den eigenen Zwecken nutzen oder sogar dauerhaft auswandern, kommen mitunter viele Fragen auf. In diesem Bereich sind die am häufigsten gestellten mit hilfreichen Antworten zu finden.
Was sind die besten Steueroasen?
Als besonders beliebte Steueroasen gelten Jersey, die Schweiz und Luxemburg, da sie sehr gute Bedingungen bieten, um effektiv Steuern zu sparen.
Wo sind die niedrigsten Steuern?
Oftmals handelt es sich bei Steueroasen um ehemals britische Kolonien, aktuelle Überseegebiete Großbritanniens oder Länder wie Panama oder Liechtenstein.
Wie nutzen Privatpersonen Steueroasen?
Privatpersonen nutzen Steueroasen, indem sie ihren Hauptwohnsitz in ein anderes Land verlegen und das Vermögen dabei selbstverständlich mitnehmen. Dadurch muss die Steuer nicht mehr im Heimatland bezahlt werden.
Sind Steueroasen illegal?
Der Wegzug in eine Steueroase ist zunächst noch nicht illegal. Dabei muss zwischen Steuervermeidung und illegaler Steuerflucht, oder auch Steuerhinterziehung, unterschieden werden. Werden Tricks angewendet, um Steuerzahlungen zu umgehen, handelt es sich in den meisten Fällen um legale Steuerflucht. Anders sieht es jedoch aus, wenn bestehende Gesetze gebrochen werden, um stattdessen eine illegale Steuerflucht zu begehen, denn dies ist strafbar.
Fazit – Steueroasen als Trittbrett für Selbstständige
Bei Steueroasen handelt es sich um Länder, die niedrige bis keine Steuern auf Kapitalanlagen oder Einkommen erheben. Besonders attraktiv sind sie deswegen bei Menschen, die in ihrem Land eine sehr hohe Einkommensteuer zahlen müssen oder deren Gehalt sehr hoch besteuert wird.
Oftmals gelten Steueroasen deswegen als Zufluchtsorte für Menschen aus dem genannten Personenkreis. Dies allein ist noch nicht illegal und wird dementsprechend auch nicht strafrechtlich verfolgt. Anders sieht es mit der illegalen Steuerflucht aus, bei der es darum geht, Steuern aktiv zu hinterziehen und gegen bestehende Gesetze zu verstoßen.
Beliebte Steueroasen sind beispielsweise die Schweiz, Liechtenstein oder Dubai. Möchte man den eigenen Wohnsitz in eine Steueroase verlegen, sollte man sich in jedem Fall über die legalen Möglichkeiten informieren und darüber, welche Länder für die eigenen Ansprüche infrage kommen. Aus diesem Grund ist das Ranking der einzelnen Steueroasen in der Regel nicht allein ausschlaggebend dafür, welchen Ort man für sich selbst auswählt.
Besonders attraktiv erscheinen Steueroasen übrigens für Freiberufler aus Deutschland, da diese so mitunter viele Steuern vermeiden können und deswegen weitaus schneller auf die Beine kommen.
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