„Mit Uhren hab ich eigentlich nichts am Hut“. Wenn die Aussage aus dem Mund eines Geschäftmannes kommt, der seinen Lebensunterhalt mit Uhren verdient, muss man stutzig werden. Günter Steinhart ist Inhaber und Gründer der Steinhart Watches GmbH. Das Unternehmen produziert seit 13 Jahren erfolgreich Herrenuhren. Über 100 Modelle werden mittlerweile im Direktvertrieb angeboten. Steinhart selbst ist kein Uhrmacher, sondern Architekt und Diplom Ingenieur. Vom Design und der Mechanik handverarbeiteter Uhren jedoch seit seiner Jugend begeistert, entwickelte sich Steinhart schon früh zum Uhrenexperten und machte letztendlich sein Hobby zum Beruf. Business-on.de sprach mit Günter Steinhart über das Uhrengeschäft, Smartphones als Uhrenkonkurrenz und sein eigenes Zeitempfinden.
Business-on.de: Herr Steinhart, als Inhaber und Geschäftsführer der Steinhart Watches GmbH, deren Uhrenkollektion weltweit große Nachfrage finden, müssten Sie ein besonderes Verhältnis zu der Zeit haben, oder?
Günter Steinhart: Ja, das ich zu wenig Zeit habe…Leider… Aber mir macht mein Job sehr viel Spass, somit vergeht die Zeit im Eiltempo.
Business-on.de: Apropos Vergänglichkeit: Laut Trendexperten sind Smartphones dabei, Uhren den Rang abzulaufen. Mit dem Handy und damit der Uhrzeit stets in Griffweite, sind Uhren nicht mehr funktional sondern lediglich ein hübsches Beiwerk. Ist das ein Gedanke, der Sie als Unternehmer und Designer von Uhren beschäftigt oder sehen Sie in neuen Trendprodukten wie den Smartphones keine Konkurrenz?
Günter Steinhart: Nein, da sehe ich absolut keine Konkurrenz. Ich denke, wir Männer tragen generell nicht viel Schmuck am Körper. Somit beschränken sich die Accessoires auf eine Uhr. Eine mechanische Uhr wird niemals ihren Reiz verlieren und immer ein Schmuckstück für Männer sein. Da wird keine elektronische Uhr mithalten können.
Business-on.de: Wie viele Uhren umfasst Ihr Sortiment?
Günter Steinhart: (überlegt) Ich denke, über 100 Modelle.
Business-on.de: Welche Uhr tragen Sie?
Günter Steinhart: Das ist unterschiedlich. Zurzeit ist mein Favorit ein Marine Chronograph 47 mm in Bronze mit einem 7753 eta cosc Werk.
Business-on.de: Bei elf Kollektionen kann man als Anfänger leicht den Überblick verlieren. Sind die Modellnamen, beziehungsweise Uhrtypen, wie Flieger- und Taucheruhr oder der Marine Uhr als eine Art Typfrage zu verstehen?
Günter Steinhart: Nein, ich bin der Meinung, in eine Kollektion gehören verschiedene Designmodelle. Ich bin selbst ein Fan von Marine- und Fliegerdesigns. Die sind schlicht und schnörkellos.
Business-on.de: Welches Modell empfehlen Sie Steinhart-Neulingen?
Günter Steinhart: Eine robuste Uhr wie eine der Ocean Modelle. Die sind sehr solide mit einem super Motor von eta. Mit 42 mm haben sie für Einsteiger auch eine akzeptable Größe. Der Preis passt übrigens auch.
Business-on.de: Braucht man für das Design von Uhren sowie deren Verkauf denn nicht auch eine gute Portion Menschenkenntnis, neben einem Gespür für Trends?
Günter Steinhart: Schwer zu sagen. Bei mir ist es eher der eigene Geschmack der Einfluss auf meine Arbeit hat. In 13 Jahren habe ich noch nie gefragt, was der Markt möchte. Stattdessen habe ich mich für ein Modell entschieden, weil mir das Modell und das Design gefallen. Nur dann kann ich 100prozentig zu der Uhr stehen – und das tue ich bei allen Modellen.
„Wenn wir günstig sind, wieso sind die anderen dann so teuer?“
Business-on.de: Wie sieht es mit dem Gespür für Zeitlosigkeit aus? Immerhin hofft jedes Unternehmen auf die Produktion eines Klassikers.
Günter Steinhart: Ich denke, wir sind noch zu jung, um einen Klassiker zu produzieren. Aber wenn ich mich für ein Modell mit Klassikerpotenzial entscheiden müsste, dann würde die Wahl auf den Fliegerchrono 44 mm fallen. Den haben wir schon seit Jahren mit dem gleichen Design; immer wieder wunderschön mit all’ den zwölf ausgeschriebenen arabischen zahlen. Den kann man eigentlich nicht mehr verbessern. Und wer die Fliegeruhr erfunden hat, weiß sowieso kein Mensch.
Business-on.de: Wie realisieren Sie den unter Uhrenliebhabern relativ geringen Preis Ihrer Modelle?
Günter Steinhart: „Geringer Preis“ ist eine Bewertung, die mir nicht zusagt. Wir haben einen ehrlichen Preis, der sich durch eine besondere Verkaufsstruktur bezahlbar machen lässt. Wir verkaufen im Direktvertrieb, also ohne Preisaufschläge des Einzelhandels und Vertrieb. Im Gegenzug auf die „geringe Preis“-Frage stelle ich die Gegenfrage, wieso die anderen so teuer sind?
Business-on.de: Geht dies nicht auf Kosten der Exklusivität? Oder ist das für Ihr Unternehmen nicht erstrebenswert?
Günter Steinhart: Durch unsere geringe Mengen an Uhren, die wir verkaufen (gegenüber den big brands ), ist unsere Exklusivität gewährleistet. Wir möchten einfach nur Spass haben mit unseren Uhrenfans auf der ganzen Welt. Und dies haben wir, vor allem auch weil sich auch ein „normaler Bürger“ eine tolle Schweizer Automatic Uhr leisten kann.
Business-on.de: Hat sich der Status der Uhr in den vergangenen Jahrzehnten nach ihrem Empfinden verändert?
Günter Steinhart: Nein, die Uhr, wie schon oben erwähnt, ist ein Schmuckstück für Männer, im Automatic- und im Handaufzugsbereich einfach nicht zu toppen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Steinhart.
Unternehmensgründer Günther Steinhart ist gelernter Architekt und leidenschaftlicher Uhrenliebhaber. Irgendwann entschließt er sich, sein Hobby zum Beruf zu machen. So gründet er im Jahr 2001 die Uhrenmarke Steinhart Timepieces. Eine besondere Faszination übt auf den Gründer dabei von Anfang an das Design und die Feinmechanik aus.
Der Unternehmensgründer zeichnet seine Uhren selbst. Häufig vergeht dabei von der ersten Skizze bis zur Marktreife ein Jahr und mehr. Mit der Zeit hat sich Steinhart während seiner Arbeit ein umfangreiches Netzwerk an Lieferanten und Partnern in Deutschland und der Schweiz aufgebaut. Auch im Online-Handel ist das 2001 gegründete Unternehmen erfolgreich. Um seine Uhren zu den angestrebten Preisen verkaufen zu können, verzichtet es auf den Zwischenhändler und vertreibt die verschiedenen Modelle im Direktvertrieb.
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Katharina Loof
Aktualisiert im August 2022