Der Apothekerin, die vier Apotheken im Rhein-Erft-Kreis führt, geht es nicht um die 23 Cent weniger Umsatz, sondern darum, dass stationäre Apotheken durch die Lieferengpässe bei Arzneimitteln immer öfter nach Alternativen suchen müssen, um die Kunden mit den benötigten Medikamenten zu versorgen.
„Gleichzeitig sinkt die Zahl der stationären Apotheken, das heißt, dass immer weniger Apotheken mehr leisten müssen.“ Dazu gehört vor allem die Beratung vor Ort, die nicht vergütet wird, aber so manchem Kunden einen Krankenhausaufenthalt erspart. Vor ein paar Tagen wollte ein junger Mann Ibuprofen kaufen. Auf Nachfrage der Apothekerin kam heraus, dass der Kunde bereits Blutverdünner nimmt. Eine Kombination, die zu Magenbluten führen kann, wie Freialdenhoven weiß. Sie verkaufte dem Kunden stattdessen Paracetamol gegen seine Schmerzen.
Dieser Fall in der Freialdenhoven-Apotheke ist kein Einzelfall. 250.000 Krankenhauseinweisungen im Jahr in Deutschland sind auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen eines Medikamenten-Cocktails zurückzuführen. Laut einer Forsa-Umfrage, die im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände (ABDA) durchgeführt wurde, nehmen ein Viertel aller Befragten drei oder mehr Medikamente dauerhaft ein, verschrieben von Haus- und Fachärzten, die oft nichts von den Verschreibungen der Kollegen wissen. „Die stationären Apotheken entlasten mit ihren Beratungsleistungen das Gesundheitssystem ohne Gegenleistung. Anstatt das zu honorieren, wurde der gesetzliche Apothekenabschlag angehoben. Das macht auch den Beruf für den Nachwuchs nicht attraktiver“, ist sich Freialdenhoven sicher.
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- Nadine Freialdenhoven: Freialdenhoven Apotheken