„Wir gehen davon aus, dass die Baupreise für Immobilien in den kommenden beiden Jahren um mehr als 20 Prozent steigen werden“, kommentiert Dr. Harald Heim, Partner bei PwC Deutschland im Bereich Real Estate. Im zweiten Quartal 2022 lag der Preisanstieg bei Nichtwohngebäuden bei rund 19 Prozent, wie die jüngste Auswertung von Destatis zeigt.
Langfristig bleibt die Nachfrage nach Bauprojekten hoch
Die PwC-Expert:innen haben die Faktoren analysiert, die maßgeblichen Einfluss auf die Preisentwicklung in der Baubranche haben werden: Zum einen wird die hohe Nachfrage nach Bauprojekten langfristig nicht abreißen – trotz gestiegener Öl- und Gaspreise und geopolitischer Unsicherheiten. So berichten zwar viele Bauunternehmer, dass Auftraggeber Bauprojekte aufgrund der Preisunsicherheiten und Zinsentwicklung in Folge des Ukraine-Kriegs und den damit verbundenen Sanktionen gegen Russland zurückstellen.
Bereits während der Pandemie hatten Investoren teilweise auf die Bremse getreten. „Wir gehen jedoch davon aus, dass viele Auftraggeber in den kommenden Jahren Nachholinvestitionen tätigen werden. Insofern rechnen wir langfristig mit einer gesteigerten Nachfrage im Bereich Gewerbe und insbesondere im Wohnungsbau“, so die Einschätzung von Harald Heim.
Hohe Preise für Energie und Material treiben Gesamtkosten in die Höhe
Verschärft wird die Lage durch die rekordhohe Inflation: Für 2022 prognostiziert die Bundesbank derzeit eine Inflation 7,1 Prozent in Deutschland. Besonders stark gestiegen sind die Kosten für Energie: Bereits Ende 2021 verzeichnete das Statistische Bundesamt einen sprunghaften Anstieg der Energiepreise um 69 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat Dezember. In Folge des Ukraine-Kriegs hat sich diese Tendenz verstärkt: Die Preise für Energieträger lagen im März 2022 knapp 87 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Und auch die Kosten für Baumaterialien sind in Folge der corona- und kriegsbedingt gestörten Lieferketten und der hohen Energiepreise stark angestiegen. „Während die Produktion von Baustoffen in der Pandemie zurückgefahren wurde, lief ein Großteil der Baustellentätigkeiten weiter“, fasst Harald Heim zusammen. Die daraus resultierende Rohstoffknappheit, Lieferengpässe sowie eine gestiegene Nachfrage für Holz, Stahl, Dämm- und Kunststoffe in den USA und China führten insbesondere in Deutschland zu einer Verteuerung von Baumaterialien.
Fachkräftemangel verschärft die Lage
Zudem wird der Fachkräftemangel die Bauwirtschaft empfindlich treffen: Die Industrie- und Handelskammer Nordrhein-Westfalen schätzt den Fachkräfterückgang in ihrem Fachkräftereport 2019 bis 2030 auf über 20 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass sich das Angebot-Nachfrage-Verhältnis in Folge des Fachkräftemangels verschieben wird. Die damit einhergehenden Lohnsteigerungen werden dazu führen, dass Bauleistungen teurer werden“, so Harald Heim. Verstärkt wird diese Entwicklung noch durch die stark steigende Inflation.
Regulatorische Rahmenbedingungen erhöhen den Druck
Nicht zuletzt hat auch die Politik direkten Einfluss auf die Preisentwicklung in der Baubranche: Die Forderung nach der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum führt zu einer steigenden Nachfrage nach Bauleistungen und -materialien.
„Die im Koalitionsvertrag verankerten politischen Zielsetzungen für Klimaschutz und gesetzliche Anforderungen an Gebäude sind wichtig und richtig – sie werden mittelfristig jedoch ebenfalls zu einer Verteuerung künftiger Bauprojekte führen“, ist Harald Heim überzeugt. Dazu kommen regulatorische Vorgaben auf europäischer Ebene: So fordert die EU-Taxonomie-Verordnung die Stakeholder der Bauwirtschaft auf, nachhaltige und dadurch möglicherweise teurere Bautätigkeiten umzusetzen.
Fazit: Keine Entspannung in Sicht
„Aufgrund der geopolitischen und weltwirtschaftlichen Entwicklungen erwarten wir in den kommenden beiden Jahren keine Entspannung der Preise in der Baubranche“, ist Harald Heim überzeugt. „Für Bauherren kommt es nun darauf an, bereits in einem frühen Projektstadium mögliche Preisrisiken zu identifizieren, Schwachstellen aufzudecken und entsprechend gegenzusteuern“, so das Fazit des PwC- Expert:innen.
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