Cannabinoide bilden seit einiger Zeit den wichtigsten Gegenstand der Erforschung der Cannabispflanze. Besonders Myrcen zeigt in vorläufigen Studien ein faszinierendes therapeutisches Potenzial, das dem gerade im Trend liegenden Cannabidiol (CBD) um nichts nachsteht.
Myrcen verströmt ein erdiges und moschusartiges Aroma, ähnlich dem von Nelken. Dieser Duft ist sowohl charakteristisch für den Geruch von Hanfblüten als auch von anderen Küchen- und Heilkräutern. Mango, Hopfen, Thymian, Basilikum und Zitronengras enthalten alle einen hohen Anteil davon. Auch Rosmarin produziert eine bedeutende Menge. Ätherisches Rosmarinöl besteht zu etwa 12,4% daraus.
Die Wirkungen von Myrcen
Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass Myrcen mit bestimmten Cannabinoiden zusammenwirken und ihre medizinische Wirkung verstärken könnte. Dieses Phänomen ist unter dem Namen „Entourage-Effekt“ bekannt. Dieser Stoff scheint die entzündungshemmenden Wirkungen von CBD zu verstärken, die schmerzstillenden Eigenschaften von THC und CBD zu verbessern sowie auch die beruhigenden Wirkungen von THC zu verstärken.
Forscher verabreichten einer Gruppe von Mäusen mehrere Terpene, um deren Wirkung auf die Muskelentspannung und den Schlaf zu bestimmen. Myrcen gelang es bei den Nagetieren, in Dosen von 100 und 200 mg pro Kilo Körpergewicht muskelentspannende Effekte hervorzurufen. Zudem verlängerte das Terpen die Zeitspanne, die die Mäuse unter dem Einfluss von Barbituraten schliefen.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Myrcen auch beim Menschen eine beruhigende Wirkung haben dürfte.
Die Forscher verglichen die schmerzstillenden Wirkungen dieses Stoffes sogar mit Morphin. Im Gegensatz zu Morphin verursacht das Terpen jedoch auch nach wiederholten Injektionen keine Gewöhnung. Die Autoren des Artikels kamen zu dem Schluss, dass Myrcen eine Rolle in der Entwicklung schmerzstillender Medikamente spielen sollte, die über andere Mechanismen wirken als Aspirin-ähnliche Verbindungen. Darüber hinaus hat die Substanz auch antioxidative Wirkungen gezeigt. Antioxidantien gelten als wichtige Verbindungen, weil sie vermutlich zum Schutz vor DNA-Schäden beitragen. Weitere Details zu Studien über Myrcen gibt es auf cibdol.de.
Rechtlicher Status von Hanf-Produkten
Bei der Legalität der Herstellung von Hanfprodukten aus Myrcen muss man zwischen Hanfsorten für medizinische Zwecke und denjenigen, die für andere Zwecke gedacht sind, unterscheiden. Letztere nennt man Nutzhanf oder Industriehanf.
Für Medizinalcannabis verwendet man Cannabissorten mit einem höheren THC-Gehalt. Derzeit importiert man Cannabis für medizinische Zwecke in Deutschland noch komplett aus den Niederlanden und Kanada. Nach dem Betäubungsmittelgesetz müssen die Zubereitungen aus einem Anbau zu medizinischen Zwecken unter staatlicher Kontrolle stattfinden (Art. 23 und 28 Abs. 1 des Einheitsübereinkommens von 1961 über Suchtstoffe).
Die Fasern des Nutzhanfs verarbeitet man auch in der Textilindustrie. Die Blätter, Blüten und Samen finden in Branchen wie der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie Verwendung. In der EU war der Anbau von Hanf lange Zeit verboten. Nach der teilweisen Legalisierung hob man das pauschale Hanfanbauverbot im Jahr 1996 auch in Deutschland durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes für den Nutzhanf auf. Heute darf man nach dem BtMG aber nur Faserhanf-Sorten mit einem Wirkstoffgehalt unter 0,2 Prozent Tetrahydrocannabinol anbauen – was eine Produktion von Myrcen ermöglichen würde.
Raum für Geschäftsideen?
Stoffe wie Myrcen bieten sowohl Chancen für die Pharmaindustrie zum Erforschen neuer Schmerzmittel als auch für Start-ups zum Entwickeln von Wellness-Produkten, die entspannungsfördernd sind oder zum Kreieren interessanter Düfte. Die Forschung an Myrcen und anderen Terpenen könnte in dieser Hinsicht ein weites Feld an geschäftlichen Möglichkeiten eröffnen.