Das Thema Krankmeldung wirft immer wieder Fragen auf: Wie genau sollte ich mich krankmelden? Muss ich meinen Chef persönlich informieren oder reicht eine andere Methode? Im folgenden Artikel beleuchten wir diese Fragen und bieten Ihnen eine umfassende Orientierungshilfe.
Sich beim Chef krankmelden
Wenn Sie aufgrund einer Krankheit nicht zur Arbeit erscheinen können, ist es Ihre Pflicht, den Arbeitgeber so schnell wie möglich darüber zu informieren. Dies dient nicht nur dazu, Ihrem Chef und dem Team die Möglichkeit zu geben, entsprechend zu planen, sondern ist auch gesetzlich vorgeschrieben. Gemäß §5 des Entgeltfortzahlungsgesetzes (EFZG) sind Arbeitnehmer verpflichtet, ihren Arbeitgeber unverzüglich über ihre Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer zu informieren.
Ein wichtiger Punkt hierbei ist die rechtzeitige Kommunikation. Informieren Sie Ihren Arbeitgeber spätestens zu Beginn der regulären Arbeitszeit, um Unklarheiten oder Verzögerungen zu vermeiden. Viele Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern klare Anweisungen zur Verfügung, um den Prozess der Krankmeldung zu erleichtern.
Darüber hinaus sollten Arbeitnehmer sicherstellen, dass ihre Nachricht tatsächlich beim zuständigen Ansprechpartner ankommt. Sollte der direkte Vorgesetzte nicht erreichbar sein, kann die Information beispielsweise an die Personalabteilung weitergeleitet werden.
An das vom Unternehmen festgelegte Verfahren halten
Viele Unternehmen haben klare Vorgaben, wie eine Krankmeldung erfolgen muss. Diese können beispielsweise in Arbeitsverträgen, Betriebsvereinbarungen oder internen Richtlinien festgelegt sein. Es ist wichtig, sich an diese Vorgaben zu halten, da ein Verstoß gegen die internen Abläufe zu Problemen führen kann. Wenn Ihr Unternehmen beispielsweise vorschreibt, dass Krankmeldungen telefonisch oder über ein spezielles Tool zu erfolgen haben, sollten Sie sich daran halten. Informieren Sie sich also rechtzeitig über die entsprechenden Regelungen in Ihrem Betrieb.
Einige Unternehmen verwenden spezielle digitale Systeme, die Krankmeldungen direkt erfassen und dokumentieren. Diese Systeme stellen sicher, dass alle relevanten Informationen ordnungsgemäß verarbeitet werden und minimieren das Risiko von Missverständnissen.
Die Einhaltung dieser Verfahren dient nicht nur dem Unternehmen, sondern schützt auch den Arbeitnehmer vor möglichen arbeitsrechtlichen Konsequenzen. Sollten Sie unsicher sein, was genau von Ihnen erwartet wird, sprechen Sie Ihren Vorgesetzten oder die Personalabteilung an.
Dem Chef die Krankheit melden – so läuft das normalerweise ab
Die klassische Vorgehensweise bei einer Krankmeldung besteht darin, den Chef oder die Personalabteilung telefonisch zu informieren. Dabei sollten Sie den Anruf möglichst früh am Tag tätigen, damit Ihr Fehlen eingeplant werden kann. Teilen Sie dabei mit:
- Dass Sie arbeitsunfähig sind
- Wie lange Sie voraussichtlich fehlen werden
- Ob Sie ein ärztliches Attest vorlegen können (falls erforderlich)
Es ist jedoch nicht notwendig, Details zu Ihrer Erkrankung anzugeben. Ihr Chef hat kein Recht darauf, genaue Informationen über Ihre Diagnose zu erhalten. Beachten Sie, dass die Krankmeldung ein rein formaler Prozess ist und keine medizinischen Details erfordert.
Sollte der direkte Kontakt unangenehm sein, können auch alternative Kommunikationswege genutzt werden, sofern diese vom Unternehmen zugelassen sind. Manche Arbeitgeber akzeptieren beispielsweise Krankmeldungen per E-Mail oder über digitale Tools.
Ein ärztliches Attest
Ein ärztliches Attest (Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) ist in der Regel spätestens ab dem vierten Krankheitstag vorzulegen. Sollte Ihre Krankheit also länger als drei Tage dauern, stehen Sie in der Pflicht zum Arzt zu gehen und sich ein Attest zu besorgen. Manche Unternehmen verlangen es jedoch schon ab dem ersten Krankheitstag. Dies variiert von Fall zu Fall. Seit 2023 wird in Deutschland die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung digital übermittelt. Der Arbeitgeber kann die Daten direkt bei der Krankenkasse abrufen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Patienten durch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung entlastet werden. Normalerweise mussten die Angestellten sofort nach dem Arztbesuch die Krankschreibung einscannen und dem Arbeitgeber übermitteln. Für Menschen ohne Drucker und Scanner konnte dies einen enormen Aufwand und Stress bedeuten, der in einem schlechten körperlichen Zustand schwer zu verkraften war. Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nimmt den Arbeitnehmern nun diese Arbeit ab und automatisiert den Prozess.
Doch Vorsicht! Die Krankmeldung und die Krankschreibung sind nicht gleichzusetzen. Während die Krankmeldung in der Verantwortung des Arbeitnehmers obliegt und beim Arbeitgeber eingereicht werden muss, kümmern sich die deutschen Arztpraxen seit 2023 um die elektronische Übermittelung der Krankschreibung. Auch wenn die digitale Übermittlung den Prozess erleichtert, bleibt der Arbeitnehmer in der Pflicht, die Krankmeldung rechtzeitig durchzuführen. Beachten Sie, dass es in Ausnahmefällen, etwa bei technischen Problemen, sinnvoll sein kann, das Attest zusätzlich in Papierform bereitzuhalten.
Falls Ihre Erkrankung länger andauert, sollten Sie Ihren Arbeitgeber regelmäßig über den aktuellen Stand informieren. Dies zeigt Verantwortungsbewusstsein und hilft, die Arbeitsplanung besser zu organisieren. Des Weiteren kann es Unmut von Seiten des Arbeitgebers verhindern. Rechnet man beispielsweise damit, dass Sie Ihre Arbeit nach der angegebenen Zeit auf der Krankmeldung wieder antreten, sie fühlen sich jedoch körperlich oder psychisch noch nicht bereit und erscheinen nicht, kann dies zur Verärgerung des Vorgesetzten führen. Falls es für Sie also absehbar ist, dass Sie am „Stichtag“ nicht wieder arbeitsfähig sein sollten, kümmern Sie sich frühzeitig um eine weitere Krankmeldung und setzen Sie Ihren Arbeitgeber über Ihren Gesundheitszustand ins Bild. Er kann somit rechtzeitig für Ersatz sorgen und sicherstellen, dass Ihre Arbeit von einem Kollegen übernommen wird.
Mit Online-Tool oder Formular
In vielen modernen Unternehmen erfolgt die Krankmeldung per Online Tool. Es gibt spezielle Tools oder Formulare, die Sie über das Intranet oder eine App ausfüllen können. Diese Methode spart Zeit und sorgt für eine klare Dokumentation. Wenn Ihr Unternehmen ein solches System nutzt, sollten Sie sich daran halten. Beachten Sie jedoch, dass eine persönliche Kommunikation manchmal ergänzend erforderlich ist, insbesondere bei längerfristigen Erkrankungen.
Ein weiterer Vorteil von digitalen Tools ist die Nachvollziehbarkeit. Alle Krankmeldungen werden zentral gespeichert, was die Organisation und Verwaltung erleichtert. Zudem kann der Arbeitnehmer sicher sein, dass seine Meldung korrekt verarbeitet wurde.
Sollten Sie Schwierigkeiten bei der Nutzung des Systems haben, können Sie sich an die zuständige IT-Abteilung oder die Personalabteilung wenden. Es ist ratsam, sich im Voraus mit den entsprechenden Prozessen vertraut zu machen, um im Krankheitsfall vorbereitet zu sein.
Muss ich mich persönlich bei meinem Chef krankmelden?
Doch die Frage: „Muss ich mich beim Chef persönlich krank melden“ bleibt bestehen. Tatsächlich lässt sich dies nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich müssen Sie Ihren Arbeitgeber unverzüglich über Ihre Arbeitsunfähigkeit informieren – dies gibt das sogenannte Anzeigerecht im Arbeitsrecht unmissverständlich vor. Ob dies persönlich, telefonisch oder digital erfolgen muss, hängt von den Regelungen in Ihrem Unternehmen ab. In vielen Fällen ist eine persönliche Krankmeldung beim Chef nicht erforderlich, solange die Information rechtzeitig und korrekt übermittelt wird.
Wenn Ihr Unternehmen jedoch großen Wert auf persönliche Kommunikation legt, kann es sinnvoll sein, den direkten Kontakt zu suchen. Dies gilt insbesondere in kleineren Betrieben, in denen die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer oft enger ist.
Es ist wichtig, die individuellen Anforderungen Ihres Unternehmens zu berücksichtigen. Eine offene und transparente Kommunikation kann Missverständnisse vermeiden und das Arbeitsverhältnis stärken.
Warum den Chef nicht persönlich informieren?
Es gibt einige Gründe, warum viele Arbeitnehmer die persönliche Krankmeldung umgehen möchten:
1. Formalitäten
Die Krankmeldung ist eine gesetzliche Pflicht, jedoch in den meisten Fällen eine reine Formsache. Es geht primär darum, den Arbeitgeber darüber zu informieren, dass man arbeitsunfähig ist, damit dieser planen kann. Der Gesetzgeber schreibt nicht vor, dass diese Mitteilung unbedingt persönlich erfolgen muss. In vielen Unternehmen reicht es daher aus, die Krankmeldung per E-Mail, über ein internes Tool oder telefonisch an die Personalabteilung oder einen Stellvertreter weiterzugeben. Dies spart Zeit und vermeidet unnötige Formalitäten im direkten Austausch mit dem Vorgesetzten.
2. Arbeitsbelastung
Gerade in stressigen Phasen kann die direkte Kommunikation mit dem Chef zusätzliche Belastungen erzeugen – sowohl für den Mitarbeiter als auch für den Vorgesetzten. Ein Mitarbeiter, der sich krankmelden muss, möchte oft auf reibungslose und schnelle Abläufe setzen, ohne lange Gespräche führen zu müssen. Ebenso wird der Vorgesetzte möglicherweise dankbar sein, wenn die Krankmeldung über klare, strukturierte Kanäle wie eine E-Mail oder ein zentrales System erfolgt, anstatt einen persönlichen Austausch einzuplanen.
Dieser Ansatz trägt zur Entlastung beider Seiten bei und schafft Raum für produktivere Tätigkeiten im Team.
3. Schutz des Privatlebens
Krankheiten sind oft ein sehr sensibles Thema, insbesondere wenn sie mit psychischen Belastungen, chronischen Leiden oder persönlichen Umständen verbunden sind. Eine persönliche Krankmeldung könnte die unbeabsichtigte Gefahr bergen, dass der Mitarbeiter mehr preisgibt, als er möchte. Direkte Fragen des Chefs könnten zu einem Gefühl der Verpflichtung führen, Details zu nennen, die eigentlich nicht relevant sind. Um die eigene Privatsphäre zu schützen, bevorzugen viele Arbeitnehmer daher eine distanzierte Form der Krankmeldung, bei der nur die notwendigen Informationen weitergegeben werden.
Indem man den Chef nicht direkt informiert, bewahrt man somit nicht nur die professionelle Distanz, sondern schützt auch die eigenen persönlichen Grenzen.
Sich persönlich beim Chef krankmelden: Einige Punkte, die man beachten sollte
Falls eine persönliche Krankmeldung in Ihrem Unternehmen erforderlich ist oder Sie dies aus eigener Initiative tun möchten, sollten Sie einige Aspekte von unserem Ratgeber bedenken:
Beziehung zum Chef
Ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten kann eine persönliche Krankmeldung erleichtern. Arbeitnehmer, die in einem offenen und vertrauensvollen Verhältnis zu ihrem Chef stehen, empfinden es oft als weniger belastend, ihre Arbeitsunfähigkeit direkt zu kommunizieren. Ist das Verhältnis jedoch angespannt oder von Konflikten geprägt, kann es hilfreich sein, alternative Kommunikationswege zu nutzen, wie z. B. die Personalabteilung als Vermittler einzuschalten.
Auch kulturelle Unterschiede und die Dynamik innerhalb des Teams spielen eine Rolle. In einer offenen Unternehmenskultur wird eine persönliche Krankmeldung oft als Zeichen von Respekt und Verantwortung wahrgenommen.
Art der Krankheit
Die Art der Erkrankung beeinflusst, wie Arbeitnehmer die persönliche Krankmeldung empfinden. Bei weniger sensiblen Krankheiten wie einer Erkältung oder Grippe fällt es den meisten leichter, direkt mit dem Vorgesetzten zu sprechen. Bei psychischen Erkrankungen, chronischen Leiden oder anderen gesundheitlichen Problemen, die mit Stigmatisierung behaftet sind, bevorzugen viele Arbeitnehmer diskretere Kommunikationswege.
Hier bietet sich die Möglichkeit, über eine E-Mail oder ein digitales Tool nur die notwendigen Informationen weiterzugeben, ohne persönliche Details preiszugeben. Es ist wichtig, die eigene Komfortzone und die Grenzen der Privatsphäre zu respektieren.
Es ist zudem wichtig zu wissen, dass die Frage nach der Art der Krankheit nicht zulässig ist. Dem Betrieb ist lediglich die Krankmeldung per Telefon, E-Mail oder einem anderen Kommunikationsweg zu übermitteln. Weiterhin die voraussichtliche Dauer des Ausfalls und der mögliche erste Arbeitstag nach der Krankheit.
Politik des Unternehmens
Die Unternehmenskultur und die internen Richtlinien haben einen erheblichen Einfluss darauf, wie Krankmeldungen erwartet werden. In traditionellen oder familiengeführten Betrieben wird oft Wert auf den persönlichen Kontakt gelegt. Hier kann eine persönliche Krankmeldung als Ausdruck von Verbindlichkeit und Engagement angesehen werden.
In größeren, digitalisierten Unternehmen wird hingegen zunehmend auf alternative Meldewege gesetzt, um Prozesse effizienter zu gestalten. Arbeitnehmer sollten sich an die jeweiligen Vorgaben halten, um Missverständnisse oder Konflikte zu vermeiden.
Dauer der Krankheit
Die Länge der Arbeitsunfähigkeit kann ebenfalls bestimmen, wie eine Krankmeldung erfolgen sollte. Bei kurzzeitigen Erkrankungen, die nur ein oder zwei Tage dauern, reicht oft eine kurze Mitteilung, beispielsweise per Telefon oder E-Mail.
Bei längerfristigen Ausfällen, insbesondere solchen, die eine umfangreiche Umorganisation der Arbeitsaufgaben erfordern, ist es ratsam, das Gespräch mit dem Chef zu suchen.
FAQ
Ist man verpflichtet, sich telefonisch krank zu melden?
Nein, eine telefonische Krankmeldung ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Es reicht aus, den Arbeitgeber über Ihre Arbeitsunfähigkeit zu informieren – wie dies geschieht, hängt von den Vorgaben des Unternehmens ab.
Bin ich verpflichtet, mich beim Arbeitgeber krank zu melden?
Ja, Sie sind gesetzlich verpflichtet, Ihren Arbeitgeber unverzüglich über Ihre Arbeitsunfähigkeit zu informieren. Unterlassen Sie dies, kann dies arbeitsrechtliche Konsequenzen haben.
Was muss ich meinem Chef sagen, wenn ich krank bin?
Sie müssen lediglich mitteilen, dass Sie arbeitsunfähig sind und wie lange die Erkrankung voraussichtlich dauern wird. Eine genaue Diagnose ist nicht erforderlich.
Wie muss ich mich beim Arbeitgeber krank melden?
Das hängt von den Regelungen Ihres Unternehmens ab. Oft reicht ein Anruf, eine E-Mail oder die Nutzung eines Online-Tools.
Was passiert, wenn ich mich nicht rechtzeitig krank melde?
Wenn Sie Ihre Krankmeldung verspätet oder gar nicht abgeben, kann dies Konsequenzen haben, wie die Kürzung des Gehalts oder eine Abmahnung. Daher ist es wichtig, die Meldepflicht ernst zu nehmen.
Fazit
Ob Sie sich persönlich bei Ihrem Chef krankmelden müssen, hängt von den internen Vorgaben Ihres Unternehmens ab. Wichtig ist, dass Sie Ihre Arbeitsunfähigkeit unverzüglich mitteilen und sich an die festgelegten Verfahren halten. Moderne Kommunikationsmittel wie Apps oder E-Mail erleichtern den Prozess und können die persönliche Krankmeldung oft ersetzen. Am Ende sollte der Fokus darauf liegen, den Arbeitgeber rechtzeitig und korrekt zu informieren, damit Ihr Ausfall bestmöglich kompensiert werden kann.
Bildquellen:
- muss-ich-mich-bei-meinem-chef-persoehnlich-krankmelden: Bild auf iStock von Choreograph