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Arbeitsleben

„Mitarbeiter“ gendern: Wie Sie es richtig machen

Sprache befindet sich im Fluss. Das bedeutet, dass sie sich stetig verändert. In den Sprachgebrauch etabliert sich nun vermehrt die gendersensible Sprache. Dabei handelt es sich um eine geschriebene und gesprochene Sprache, die alle Geschlechter mitdenkt.

Zum Vergleich: Das generische Maskulinum bezieht weibliche Akteure (je nach Bedarf) “mit ein”. Dadurch festigt die Sprache die Strukturen des Patriarchats und erschwert Frauen in Deutschland durch die Gender Gap nach wie vor, einen vergleichbaren gesellschaftlichen Status wie Männer einzunehmen.

In der Unternehmenskommunikation ist es heutzutage notwendig, niemanden auszugrenzen. Durch eine gendersensible Sprache kann es Ihnen gelingen, das Firmenimage nachhaltig positiv zu prägen und sich als starke Arbeitgebermarke zu etablieren. Die Basis für Veränderungen bildet ein präziser Leitfaden, an dem sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen orientieren können. 

Doch wie gendern Sie richtig im Unternehmen? Welche Vor- und Nachteile sind zu benennen? Und warum sollten Sie auf ein Genderzeichen wie einen Doppelpunkt, einen Schrägstrich und einen Unterstrich verzichten? Die Antworten erhalten Sie in diesem Beitrag!

Richtig gendern leicht gemacht

Sie möchten den Mitarbeiter des Monats auszeichnen und stellen erschrocken fest, dass die Auszeichnung lediglich männliche Kollegen anspricht und weibliche Angestellte mitmeint? Dann bietet sich hier die Chance, mit alten Vorgehensweisen zu brechen. Denn heute gilt: Unternehmen sollten gendersensibel kommunizieren. 

Das Wort “gender” bezeichnet dabei das soziale Geschlecht. Gemeint ist demnach nicht das biologische Geschlecht, sondern das Geschlecht, das anerzogen wird und uns vermeintlich zu dem werden lässt, “was wir sind”.

Das Spannende: Wir erblicken das Licht der Welt nicht und verfügen über das Wissen, was Jungen und Mädchen und Frauen und Männer auszeichnen. Stattdessen werden uns die Rollenbilder mühsam antrainiert – und zwar von Eltern, Verwandten, Bekannten, Freunden, Lehrern und weiteren Personen aus unserem sozialen Umfeld sowie den klassischen und neuen Medien.

Gehen Sie im Sprachgebrauch genderbewusst mit Geschlechtern und Identitäten um, tragen Sie einen wichtigen Teil zur Gleichbehandlung von Mann und Frau bei. Ersetzen Sie das generische Maskulinum (die männliche Variante) also die neutrale Form, fungieren Sie als Vorbild und gehen mit gutem Beispiel voran.

Die Problematik: Gendern polarisiert seit den 1970er Jahren. Denn von einer gelebten Gleichberechtigung ist die deutsche Gesellschaft bis heute weit entfernt. Dies beweist die anhaltende Debatte um gendersensible Sprache. 

Doch wie gendern Sie eigentlich richtig, um die Gender Gap zu schließen? In der Forschung herrscht bisher Uneinigkeit darüber, welche Formen des Genderns als optimal zu betrachten sind. Als politisch korrekt galt zunächst das Gendersternchen. Diese Form des Genderns bezieht nämlich beide Geschlechter ein – schließt die LGBTQI-Gemeinschafft jedoch aus.

Empfehlenswerter ist deswegen die Verwendung des Doppelpunktes oder Schrägstriches. Doch auch diese bieten, wie der Stern, keine Barrierefreiheit.

Die Lösung: Einige Wissenschaftler raten mittlerweile dazu, Mischformen zu verwenden und zielgruppenorientiert zu gendern. 

Die Gesellschaft für deutsche Sprache kritisiert den Gebrauch von Sonderzeichen, da diese die Lesbarkeit verringern und gegen die gängigen Regeln verstoßen würden. Nur so sei eine Barrierefreiheit gegeben, die auch für Mitbürger mit wenigen Deutschkenntnissen von Vorteil sei. Ein Gender-Doppelpunkt, ein Sternchen oder ein Unterstrich würden das Lesen erschweren.

Der Duden schlägt seit 2020 mehrere Varianten vor. Hier gelten alle gängigen Gender-Formen als umsetzbar.

Im Unternehmen sollten Sie eine feste Art des Genderns etablieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin individuell vorgeht. Feste Regeln sind aus diesem Grund unabdingbar. Diese sollten für E-Mails, Briefe, Verträge und alle weiteren Dokumente gelten und auch intern (beispielsweise im internen Newsletter für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) verwendet werden.

Über das Gendern transportieren Sie Ihre Unternehmenswerte nach außen, prägen Ihr Markenimage nachhaltig und signalisieren Toleranz und Respekt. Denn Gendern gilt als zentrales Instrument in Bezug auf die Gleichstellung und Sichtbarmachung aller Geschlechter. Diskriminierungen können damit der Vergangenheit bald der Vergangenheit angehören.

Halten Sie sich stets vor Augen: Das Gendern wurde dafür konzipiert, Frauen sichtbar zu machen und einen Diskurs anzuregen. Genau das erfüllt die gendersensible Sprache. Die Ablehnung seitens diverser Gruppen in der Gesellschaft kann dabei unter anderem darauf zurückgeführt werden, dass “man” sich an das generische Maskulinum gewöhnt hat, patriarchale Strukturen weiterhin für angemessen hält oder einer “Vorschrift von oben” aus Prinzip nicht Folge leisten möchte. 

Durch das Gendern verlieren Sie keine Kundengruppen oder Bewerbergruppen, sondern gewinnen einzelne Gruppen hinzu. Dadurch stärken Sie Ihre Brand, gewinnen das Vertrauen größerer Bezugsgruppen und gehen mit gutem Beispiel voran. 

Empfehlung: neutrale Formulierungen verwenden

Richtig gendern: Sie planen derzeit Ihre Weihnachtsgeschenke für Mitarbeiter und möchten gendern. Doch welche Genderstile beziehungsweise Genderzeichen sind für interne Texte zu empfehlen? In der Karte sollten Sie darauf achten, geschlechtsneutral vorzugehen. Hier können Sie neutrale Formulierungen wie “Mitarbeitende” (statt “Mitarbeiter) nutzen. So sprechen Sie Männer, Frauen und Diverse an.

Die neutrale Formulierung sollte immer dann verwendet werden, wenn dies möglich ist. Als neutral gelten zum Beispiel Bezeichnungen wie “Teammitglied”, “Belegschaft”, “Personal”, “Beschäftigte”, “Angestellte”, “Crew”, “Kollegium” und “Team”.  Der Gender-Doppelpunkt, der Gender-Stern und der Gender-Unterstrich sollten vermieden werden.

Doppelnennung: eine Option

Die Doppelnennung umfasst die männliche und weibliche Form eines Wortes, die voll ausgeschrieben werden. Ein Beispiel ist “Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen”. Auch diese Variante ist barrierefrei. Deshalb sollten Sie diese anwenden, wenn eine neutrale Formulierung nicht umsetzbar ist. 

Weglassprobe: einfach gendern ohne Aufwand

Wer mit dem Gender-Stern (Mitarbeiter*innen) dem -Doppelpunkt (Mitarbeiter:innen) oder dem -Unterstrich (Mitarbeiter_innen) gendern möchte, sollte stets das Wort vor dem Sonderzeichen im Rahmen der Weglassprobe überprüfen: Ist dieses vollständig? 

“Der Kunde” sollte zum Beispiel immer mit einer Doppelnennung versehen werden. “Der Kunde und die Kundin” ist im Deutschen gebräuchlich. “Die Kund:in” wäre falsch, da “Kund” kein eigenständiges Wort darstellt und die Endung “en” verloren geht. 

Doch Vorsicht! Der Genderstern bezieht nicht alle Geschlechtsidentitäten ein. Möchten Sie „Mitarbeiter“ gendern, richtet sich dies mit einem Sonderzeichen an Männer und Frauen. Alle anderen werden nicht angesprochen.

Soll ich überhaupt gendern? Eine Entscheidungshilfe

Immer dann, wenn sich gesellschaftliche Verhältnisse ändern, spiegelt sich dies in der Sprache wider. In der Sprachwissenschaft löst das Gendern deswegen keine so große Gegenreaktion aus wie unter dem gemeinen Volk. Denn Sprachwissenschaftler wissen: Sprache hat sich schon immer verändert und verändert sich weiterhin – und das ist auch gut so. 

Das Gendern löst Sprachdebatten und damit auch politische Debatten aus. Dafür wurde das Gendern auch konzipiert. Das Konzept erwartet Gegenwehr, bei der es in der Regel um kulturelle Dominanz und Macht geht. Gleichzeitig deckt sie einen Kampf um Abgrenzung, die persönliche Identität und die nationale Identität auf. Dabei möchte die gendersensible Sprache alle Geschlechter ansprechen und gleichzeitig möglichst einfach ausfallen. 

Bekannte Sprachdebatten aus der Vergangenheit wie Martin Luthers Forderung nach einem verständlichen Deutsch lösten allerdings keine so deutliche Debatte aus wie das Gendern. Der Grund: Heute können alle mitdiskutieren. Welche Variante der gendergerechten Sprache sich letztlich durchsetzen wird, ist noch nicht absehbar. 

Eine wichtige Rolle spielen derzeit Gender Biasis in Sprachmodellen und Daten, die in der computerlinguistischen Forschung untersucht werden. Denn KI-basierte Systeme nutzen bestehende Texte mit stereotypen Formulierungen und reproduzieren diese. Die Systeme verbinden Wörter wie “Arzt” mit Männern und “Familie” mit Frauen. In Anwendungen wie ChatGPT verstärkt sich so das Problem der Ausgrenzung immens. 

Um dem entgegenzuwirken, können Unternehmen die gendersensible Sprache konsequent einsetzen und auf das generische Maskulinum verzichten. Wie wichtig dies für marginalisierte Gruppen ist, zeigt sich immer wieder. So konnten Frauen in der Schweiz lange Zeit nicht wählen, weil nur “Schweizer” zur Wahl zugelassen waren. Schweizer Frauen waren damit nicht gemeint. 

Bis heute gilt: Die geschlechtergerechte Sprache fördert die Gleichbehandlung der Geschlechter, die im Grundgesetz verankert, aber in der westlichen Gesellschaft noch nicht verbreitet ist. Studien zeigen bereits, dass Sprachen mit neutralen Wörtern Geschlechterrollen aufbrechen können und die Entstehung einer offenen und toleranten Gesellschaft fördern können. Denn wer sprachlich unterrepräsentiert ist, wird nicht wahrgenommen. Wer nicht wahrgenommen wird, erhält keinen Platz am großen Tisch. 

Möchten Sie geschlechtersensibel vorgehen, finden Sie in jedem Fall eine passende Lösung und passen Ihre Sprache und die Sprache Ihres Unternehmens an die Welt an, in der wir alle leben. 

Gegen das Gendern spricht, dass viele Deutsche das Gendern derzeit ablehnen. Veränderungen in der Sprache empfinden sie als anstrengend. Gleichzeitig entsteht speziell in der deutschen Gesellschaft bei Verboten schnell das Gefühl, ein gesellschaftliches Zwangskorsett tragen zu müssen. Widerwillen ist vorprogrammiert.

Auf Social Media und durch einen Rechtsruck in der Gesellschaft wenden sich außerdem einige Menschen den konservativen Werten zu und stärken so die Geschlechterungleichheit. Auch sie sprechen sich gegen das Gendern aus. 

Dennoch ist zu beachten: Mit Ihrer Unternehmenskommunikation transportieren Sie aktiv Werte und beeinflussen so auch das Handeln Dritter. Der Großteil der Deutschen steht mehr Toleranz, Wertschätzung und Respekt positiv gegenüber. Die Wahrscheinlich ist also groß, dass dies auch auf ihre Belegschaft, ihre Kundengruppen und ihre Geschäftspartner zutrifft. 

Gendersensible Sprache: Vor- und Nachteile im Überblick

Das Gendern hält derzeit nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile bereit. Schließlich existiert bis dato noch keine feste Form. Möchten Sie „Mitarbeiter“ gendern, sollten Sie sich im ersten Schritt die Vor- und Nachteile der gendergerechten Sprache vor Augen führen.

Doch welche konkreten Vor- und Nachteile sind zu nennen? 

Die Vorteile der gendersensiblen Sprache: 

  • Gendersensible Sprache bezieht Männer, Frauen und Diverse ein. 
  • Gendersensible Sprache lädt zur Diskussion ein. Patriarchale Strukturen werden so immer wieder sichtbar gemacht und beleuchtet.
  • Gendersensible Sprache schafft Toleranz. 
  • Gendersensible Sprache drückt Respekt und Wertschätzung aus. 
  • Gendersensible Sprache fördert das Empowerment marginalisierter Gruppen. 
  • Gendersensible Sprache verändert die Gesellschaft. 
  • Gendersensible Sprache ist Teil der modernen Unternehmenskommunikation. 
  • Gendersensible Sprache schafft Vertrauen. 
  • Gendersensible Sprache stärkt das Markenimage. 
  • Gendersensible Sprache spricht mehr Arbeitssuchende und Fachkräfte an. 

Die Nachteile der gendersensiblen Sprache: 

  • Einige Formen der gendersensiblen Sprache erschweren die Lesbarkeit von Texten. 
  • Einige Varianten der gendersensiblen Sprache sind nicht barrierefrei. 
  • Einige Formen der gendersensiblen Sprache erschweren das Textverständnis bei geringen Deutschkenntnissen. 
  • Die Vielfalt der erlaubten Formen kann für Unsicherheit im Sprachgebrauch sorgen. 
  • Gendern fühlt sich für einige Deutsche wie ein Sprachkorsett an. 

Geschlechtsneutrale Formulierungen: So geht’s

Wer gendern möchte, sollte im ersten Schritt stets versuchen, neutrale Wortformen ausfindig zu machen. Erst, wenn dies nicht möglich ist, ist die Doppelnennung (wie „Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“) zu empfehlen. Gendersternchen und Doppelpunkte werden selten verwendet, da sie die Lesbarkeit erschweren.

Neutrale Formulierungen sind zum Beispiel: 

  • Mitarbeitende, 
  • Studierende, 
  • Arbeitnehmende, 
  • Arbeitskraft,
  • Teammitglied. 

FAQ

Ist ein Arbeitnehmer genderneutral?

Mitarbeiter gendern: Das Wort „Arbeitnehmer“ ist nicht neutral. Es bezieht sich zwar im Sprachgebrauch häufig auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, schließt Letztgenannte im Zweifelsfall jedoch aus. In E-Mails verwenden Sie deshalb lieber die Worte „angestellte Person“.

Wie spricht man Mitarbeiter* innen aus?

Mitarbeiter*innen werden mit einer Sprechpause im Wort ausgesprochen. Dabei handelt es sich um die Form mit dem Gender-Stern. Eine bessere Form wäre „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“.

Kann man Angestellte gendern?

Angestellte im Plural bezieht bereits alle Geschlechter mit ein, da es sich um eine genderneutrale Formulierung handelt. Im Singular sollte die Formulierung „angestellte Person“, „Person in Anstellung“ oder „Angestellte und Angestellter“ verwendet werden.

Das Fazit – Vorteile der gendergerechten Unternehmenskommunikation 

In den 1950er Jahren entstand der Begriff des Patriarchats – der Bezeichnung von einer von Männern geprägten Welt, in der Frauen sich an die von Männern gemachten Regelwerke zu halten hatten. Letztgenannte werden sogar bis heute von vielen Frauen mitgetragen. Ein Beispiel sind die Pick-Me-Girls. So werden Frauen bezeichnet, die andere Frau schlechtmachen, um sich Vorteile in der männerdominierten Welt zu verschaffen. 

Die gendersensible Sprache bietet Chancen, das bestehende System zu durchbrechen und Toleranz und Wertschätzung in den alltäglichen Sprachgebrauch einfließen zu lassen. Da Veränderungen stets auf Widerwillen treffen, soll das Gendern keine Sprachvarianten aufdrängen, sondern zur Diskussion anregen. 

In der Unternehmenskommunikation gilt die gendergerechte Sprache mittlerweile als obligatorisch. Mit ihrer Hilfe kommunizieren Unternehmen ihre Werte nach außen, beziehen alle Geschlechter ein und stellen die Weichen für eine gerechtere Welt und die Schließung der Gender Gap. Im Idealfall verwenden Sie neutrale Wörter. Der Gender-Stern, Gender-Doppelpunkt, der Gender- Schrägstrich und der Gender- Unterstrich sollten nicht verwendet werden.

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