Eine Lösung bestünde darin, sich der Lieferkettenproblematik gemeinsam zu stellen, anstatt gegeneinander zu arbeiten und sich gegenseitig das unternehmerische Leben schwer zu machen.
Drastische Auswirkungen durch Lieferkettenprobleme
Die durch Lieferkettenprobleme verursachten Folgen gehen nach Auffassung von Stefan H. Hoffmann, Geschäftsführer der Triton Sport-Consulting GmbH & Co. KG und Consultant im Bereich Retail (SHOROOMS), zu großen Teilen zu Lasten des Einzelhandels.
Dringend benötigte und bestellte Waren kommen nicht nur mit Verzögerungen, sondern teils auch nicht in den geplanten Mengen beim Einzelhändler an. Dadurch wird es unmöglich, eine solide Umsatz- und Ertragsplanung zu erstellen. Zudem wirken sich stockende Lieferketten immer auch auf geplante Ordertermine aus. Wenn Einzelhändler ihre Güter nicht verkaufen können, fehlen die finanziellen Mittel für neue Bestellungen und sie sind gezwungen, ihre Order-Budgets zu reduzieren. Bei großen Marken ernten sie in der Regel Verständnis und es lassen sich gemeinsam Mittel und Wege finden, solche Engpässe zu kompensieren.
Bei kleineren Marken mit Fokus auf einen provisionsbasierten Vertrieb können sich entsprechende Gespräche als heikel erweisen. Sie wollen ihr Geld haben, unabhängig davon, wie schwierig sich der Verkauf vor Ort gestaltet.
„Zurzeit diktieren Zulieferer weitestgehend die Konditionen für Einzelhändler. Insbesondere bei kleinen und nicht systemrelevanten Händlern. Häufig haben Einzelhändler keine Möglichkeiten, gegen diese Maßnahmen vorzugehen, ohne die gesamte Lieferbeziehung zu stören. Winterjacken, die erst im März ankommen, werden zum vollen Preis in Rechnung gestellt und sollen dann auch noch ´in Time´ bezahlt werden. Das ist nicht möglich. Mir ist bewusst, dass die Lieferketten gestört sind, aber eine Verteilung der Kosten und Probleme auf beide Seiten fördert langfristig das Geschäft für beide Seiten und sichert die Geschäftsbeziehungen nachhaltig.“, fasst Stefan H. Hoffmann die momentane Ausgangssituation zusammen.
Gemeinsame Lösung der Lieferkettenproblematik
In einer solchen Situation wäre es notwendig, dass sich alle Parteien noch einmal bewusst machen, wo die gemeinsamen Interessen liegen. Für eine Marke oder einen Lieferanten ist es im Grunde kontraproduktiv, wenn sie dem Einzelhandel trotz der bekannten Probleme einfach stur weiterhin zu viel Ware verkaufen. Das gemeinsame Interesse sollte sein, dass Endkonsumenten die Ware kaufen und zufrieden sind. Wird nichts verkauft, erweisen sich alle zwischen Handel und Lieferanten diskutierten Lösungsansätze und Ideen letztlich als sinnlos.
In den Augen von Stefan H. Hoffmann wäre es zwingend notwendig, dass Lieferanten und Marken gerade kleineren, unabhängigen Händlern mit der Flexibilität begegnen, welche sie sich selbst gewähren. Konkret könnte das bedeuten, dass z. B. Zahlungsziele flexibel angepasst werden können, wenn eine Marke verspätet oder nur Teilmengen liefert. Das wäre eine Regelung, mit der Marken und Lieferanten zeigen, dass es eben nicht in ihrem Interesse liegt, den Händlern zu schaden. Letztlich steht man in gegenseitiger Abhängigkeit.
Eine solche oder ähnliche Regelung wäre notwendig, da abzusehen ist, dass die derzeitigen Probleme auch in einem Jahr vermutlich noch nicht überwunden sein werden. Stefan H. Hoffmann, selbst Unternehmer, sagt dazu: „Ich denke, ich spreche stellvertretend für viele Einzelhändler, die fürchten, diese Problematik anzusprechen. Ein gesunder Austausch mit den Zulieferern ist wichtig, um gemeinsam zukünftige Probleme zu lösen.“
Flexibilität als Lösung bei Lieferkettenproblemen
In der derzeitigen Situation ist es eine wichtige Erkenntnis, dass es keinen echten Masterplan gibt. Der Handel und das Kaufverhalten ändern sich sukzessive und fortlaufend. Wer einen Masterplan möchte, sollte flexibel bleiben und somit in der Lage sein, sich den aktuellen Bedingungen anzupassen.
Bildquellen:
- Stefan H. Hoffmann: Triton Sport-Consulting GmbH & Co. KG