fbpx
Connect with us

Hi, what are you looking for?

News

Länderrisiken: Indien rauf, Peru runter

Der Kreditversicherer Coface hat seine Risikoeinschätzung für fünf Länder angepasst. Im aktuellen Risiko-Barometer erhalten ausschließlich Schwellen- und Entwicklungsländer, darunter Indien und Peru, neue Bewertungen. Nach zuletzt zahlreichen Abwertungen ist Europa dieses Mal nicht betroffen – auch dank eines bislang milden Winters und damit leicht aufgehellter Konjunkturaussichten. Das Länderrisiko spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten Zahlungsausfällen bei Exportkrediten in einem Land in den kommenden sechs Monaten wider.

Die globalen Länderrisikoeinschätzungen von Coface in der Übersicht; Stand: Februar 2023

Der milde Verlauf des Winters hat viele Volkswirtschaften in Europa bislang vor einer Verschärfung der Energiekrise bewahrt und die angekündigte deutliche Rezession verhindert. Rückläufige Energiepreise haben zudem zu einer Verlangsamung der Inflation geführt. Darüber hinaus weckt die Aussicht auf einen kräftigen Aufschwung in China in der zweiten Jahreshälfte die Hoffnung, dass die Weltwirtschaft aus ihrer derzeitigen Flaute herauskommt. Die vielseitigen Herausforderungen bleiben jedoch aktuell. „Die multidimensionale Krise aus geopolitischer Fragmentierung, Energiekrise, Klimawandel, Epidemierisiken etc. wird nicht einfach verschwinden“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. Die Hoffnung auf ein Comeback Chinas ab dem späten Frühjahr 2023 berge auch Risiken: „Angesichts des Gewichts Chinas auf die Nachfrage in den globalen Rohstoffmärkten erscheint es illusorisch, den chinesischen Wirtschaftsaufschwung mit einem gleichzeitigen, weit verbreiteten Rückgang der Inflation in Einklang zu bringen. Wenn China die Maschinen wieder anwirft, könnten bei wenig verändertem Angebot die Energiepreise wieder steigen.“

Indien und Burundi trotzen Abwärtstrend

Die indische Wirtschaft zeigte sich 2022 sehr robust und legte wohl um 6,8% zum Vorjahr zu. Besonders die Öffnung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie hatte eine positive Wirkung. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte zogen an und haben dadurch die Inlandsnachfrage gestärkt, auch wenn die externe Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte zurückging. Dementsprechend wurde die Länderrisikoeinschätzung Indiens von C („hohes Ausfallrisiko“) auf nun B („relativ hohes Ausfallrisiko“) verbessert. Coface ist optimistisch bezüglich der Konjunkturaussichten im Jahr 2023, auch weil ein Rückgang im Bereich der Zahlungsverzögerungen zu beobachten ist. Das Länderrisiko von Burundi verbessert sich ebenfalls – von E („extrem hohes Ausfallrisiko) auf D, was einem „sehr hohen Ausfallrisiko“ entspricht. Bereits Ende 2021 hatten die EU und die Vereinigten Staaten, als Reaktion auf die erste friedliche Machtübergabe seit der Unabhängigkeit des Landes, ihre Finanzsanktionen aufgehoben. Die Wirtschaft bleibt dennoch äußerst fragil, die finanzielle Unterstützung sollte jedoch etwas Raum für ein staatliches nationales Entwicklungsprogramm geben, das bereits seit 2018 in Kraft ist.

Abwertungen in Südamerika und Afrika

„Gerade in Lateinamerika kam es in den vergangenen Wochen zu politischen Turbulenzen. Hiervon war vor allem Peru betroffen, das bislang mit einer Risikoeinschätzung von A4 für ein lateinamerikanisches Land noch relativ gut bewertet worden war“, sagt Christiane von Berg. Dies lag in erster Linie an den robusten makroökonomischen Daten. Der versuchte politische Putsch des bis dato amtierenden Präsidenten Petro Castillo, der den Kongress auflösen wollte, dessen anschließende Verhaftung und die dadurch ausgelösten Proteste überschatten jedoch die wirtschaftlichen Aussichten. Diese politische Instabilität schreckt internationale Investoren ab, weshalb das Länderrisiko Perus auf B herabgestuft wurde. Haiti ist ein weiteres Land der Region mit einer verschlechterten Einschätzung. Der Inselstaat wurde seit Mitte der 2000er Jahre mit einem Ausfallrisiko von D bewertet. Seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 ist das Land geopolitisch mehr und mehr isoliert und in eine Sicherheits- und Wirtschaftskrise gerutscht. Innerhalb dieses Machtvakuums haben kriminelle Banden die Kontrolle über große Teile des Kapitals und der Bevölkerung übernommen.

Ebenfalls herabgestuft wurde Ghana – von B in C. Um weitere finanzielle Unterstützung des Internationalen Währungsfonds zu erhalten, hat sich der westafrikanische Staat verpflichtet, eine strenge Sparpolitik einzuführen. Dies bringt eine Restrukturierung der öffentlichen Verschuldung mit sich. Währenddessen ist die Inflation in Ghana in die Höhe geschossen, weshalb die Zentralbank den Leitzins weiter stark anhebt. „Die Folgen liegen auf der Hand: Die erhöhten Zinsen führen zu einer eingeschränkten Kreditvergabe der Banken, was eine geringere Investitionstätigkeit und einen Rückgang des privaten Konsums zur Folge hat“, sagt Christiane von Berg.

Deutschland weiter in A3: Aussichten bleiben ungewiss

Seit Beginn der Energiekrise wird Deutschland mit A3 bewertet. Diese verhältnismäßig schlechte Bewertung ist der nach wie vor hohen Abhängigkeit von ausländischen Energieimporten geschuldet. 2021 wurden noch 95% des heimischen Erdgaskonsums über Importe gedeckt. 2022 gingen die Importe deutlich zurück und bei den Herkunftsländern wurde der Wegfall von Russland und Tschechien zum Teil durch höhere Liefermengen aus den Niederlanden, Belgien und Norwegen ausgeglichen. Die neu installierten LNG-Terminals sollen zum Ende des Jahres 2023 die Hälfte der Importmenge, die vormals aus Russland kam, übernehmen. Dennoch bleiben die wirtschaftlichen Aussichten ungewiss, was sich in der privaten Investitionstätigkeit niederschlägt. „Wir erwarten nach dem Anstieg der EZB-Zinsen um jeweils 50 Basispunkte im Februar und März nur noch kleine Anpassungen des Leitzinses. In Kombination mit der ab März beginnenden Verringerung der Bilanzsumme um 15 Mrd. Euro pro Monat dürften die Finanzierungskosten in Deutschland erheblich steigen“, sagt Christiane von Berg. Coface erwartet für das Jahr 2023 eine minimale Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0,2% zum Vorjahr.

(ots)

Bildquellen:

  • Länderrisiken: Indien rauf, Peru runter: Coface Deutschland

Premium-Partner

Kontakt zu business-on.de

Wir berichten tagesaktuell über News, die die Wirtschaft bewegen und verändern – sprechen Sie uns gerne an wenn Sie Ihr Unternehmen auf business-on.de präsentieren möchten.

Über business-on.de

✉️ Redaktion:
[email protected]

✉️ Werbung:
[email protected]

Karriere

Ein sechsstelliges Jahresgehalt gilt als Zeichen beruflichen Erfolgs und finanzieller Sicherheit. Doch nur ein geringer Teil der Arbeitnehmer erreicht diese Einkommensklasse. Während einige Branchen...

News

Flugzeuge, die am Boden bleiben, sorgen nicht nur für leere Gates und genervte Passagiere – sie machen sichtbar, was sich sonst meist im Verborgenen...

Aktuell

Die Energiewende wird oft in den großen Begriffen verhandelt – Transformation, Dekarbonisierung, Netzausbau. Doch während auf politischer Ebene Szenarien skizziert und Zielpfade berechnet werden,...

Wirtschaft

Klimaschutz, Ressourcenknappheit, neue Normen und steigende Energiepreise zwingen Bauherren und Architekten zum Umdenken – oder besser: zum Vordenken. Energieeffizienz ist dabei nicht nur eine...

Business

Handwerksbetriebe stehen vor einer paradoxen Situation: Die Auftragsbücher sind oft prall gefüllt, dennoch kämpfen viele Unternehmen mit finanziellen Engpässen, Personalengpässen und fehlender strategischer Planung....

Arbeitsleben

Die Auswahl des richtigen Mitarbeiters ist eine der wichtigsten und zugleich herausforderndsten Aufgaben im Recruiting-Prozess. Ein Lebenslauf kann beeindruckend wirken, und eine Bewerbung kann...

Marketing-Partner

Weitere Beiträge

Business

Handwerksbetriebe stehen vor einer paradoxen Situation: Die Auftragsbücher sind oft prall gefüllt, dennoch kämpfen viele Unternehmen mit finanziellen Engpässen, Personalengpässen und fehlender strategischer Planung....

Business

Es gibt Tage, da scheint der Sommer grenzenlos, andere, an denen ein plötzlich aufziehendes Gewitter die Freude auf der heimischen Terrasse abrupt beendet. Wer...

Wirtschaft

Das deutsche Handwerk ist tief verankert in Wirtschaft, Gesellschaft und Alltagsleben. Es steht für Präzision, Verlässlichkeit und regionale Verwurzelung – und das seit Generationen....

Recht & Steuern

Während sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mehr und mehr verschieben, verändert sich aktuell auch das steuerliche Umfeld in Deutschland. 2025 markiert dabei kein radikales Umdenken,...

Business

Schönheitsideale und ästhetische Behandlungen unterliegen einem stetigen Wandel. Während minimalinvasive Verfahren boomen, gewinnen Individualität und Natürlichkeit an Bedeutung. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Entwicklungen...

Business

Die Diskussion um künstliche Intelligenz wird häufig von zwei Extremen dominiert: Euphorie auf der einen, Skepsis auf der anderen Seite. Während die einen KI...

Arbeitsleben

Trauer ist ein Thema, das in der Geschäftswelt oft an den Rand gedrängt wird. Der Arbeitsalltag ist geprägt von Deadlines, Zielvorgaben und Effizienz –...

Business

Was ist ein Consent Manager? Ein Consent Manager ist ein Tool oder eine Softwarelösung, die Unternehmen dabei unterstützt, die Einwilligungen von Nutzern zur Datenverarbeitung...

Werbung