business-on.de: Herr Loibl und Herr Lücke, Sie sind Gründer von immocation und haben ihre Managementkarriere bei großen Konzernen 2017 an den Nagel gehängt. Heißt das, dass jeder der ein erfolgreicher Immobilieninvestor ist, seinen Hauptberuf automatisch aufgeben muss oder geht das auch „nebenbei“?
Wir beide haben uns – nachdem wir sechs Wohnungen gekauft hatten – dazu entschieden, die Idee des Vermögensaufbaus mit Immobilien zur privaten Altersvorsorge nach außen zu tragen. Daraus ist immocation entstanden. Mittlerweile ist unser Immobilienbestand deutlich gewachsen, so dass es in dieser Größenordnung tatsächlich nicht mehr nebenbei geht. Aber Wohnungen und selbst Mietshäuser in überschaubaren Dimensionen lassen sich gut zusätzlich zum Job managen – sofern nicht allzu viele Investitionen oder Probleme anstehen. In unserer Community – die größte Immobilien-Community Deutschlands – setzen die meisten ihre Altersvorsorge mit einer Wohnimmobilie parallel zum Hauptberuf um.
business-on.de: Woran scheitern die meisten Menschen, wenn Sie sich ein Vermögen über Immobilieninvestments aufbauen wollen?
Viele wissen insgeheim, dass sie etwas für ihre Altersvorsorge tun sollten. Das Thema Immobilie überfordert aber die meisten. Es erscheint ihnen – fälschlicherweise und aus Unwissenheit – zu übermächtig. Dabei kann fast jeder, der über ein Nettoeinkommen von 2.000 Euro und mehr verfügt, bei guter Bonität einen Kredit für eine Wohnimmobilie erhalten. Natürlich sollte die Immobilie auch rentabel sein – und genau diese beiden Punkte zusammen stellen die „Hürde im Kopf“ dar. Dies wollen wir ändern und so helfen wir mit unserem Podcast auf immocation.de oder unserem immocation-YouTube-Kanal 150.000 an Immobilien interessierten Menschen. Darüber hinaus präsentieren wir positive Beispiele, die motivieren sollen.
business-on.de: Experten der Deutschen Bank rechnen bis circa 2024 mit einem Ende der Wohn- und Häuserpreise. Wie realistisch bewerten Sie diese Prognose und welche Schlussfolgerungen ziehen Sie auf das Investitionsverhalten in Deutschland?
Die Deutsche Bank führt für ihre Prognose unter anderem den demografischen Wandel und ein Ende der Niedrigzinsphase an. Letzteres verteuere Kredite. Selbst wenn dies so eintrifft, würden wir immer noch auf historisch gesehen sehr niedrigem Niveau liegen. Doch es gibt so viele Argumente und täglich neue Prognosen von Hunderten Organisationen. Am Ende haben wir in Deutschland nach wie vor zu wenig Wohnraum und eine hohe Nachfrage. Vor allem aber kommt es immer auf den jeweiligen Standort an – das berücksichtigen solche Pauschalurteile meist gar nicht – und schlichtweg darauf, ob die Mieteinnahmen die Kosten decken, besonders die Zinszahlungen. Diese Rechnung muss man stets am konkreten Objekt aufmachen und da sehen die Vorzeichen nach wie vor gut aus.
business-on.de: Corona hat etliche digitale Trends etabliert. Was war Ihrer Meinung nach die sinnvollste Innovation für die Immobilien-Branche bedingt durch diese Ausnahmesituation?
Die Digitalisierung kann auch die Immobilien-Branche befeuern, etwa wenn Transaktionsprozesse drastisch vereinfacht werden oder sich Entscheidungs- und Kommunikationsprozesse mit Behörden verbessern. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Spürbar hingegen ist die Veränderung bei Wohnungsbesichtigungen. Viele Exposés sind mit einem virtuellen Rundgang durch die Immobilie versehen. Somit kann der potenzielle Käufer, ohne in der Wohnung gewesen zu sein, eine verlässliche Kaufabsicht bekunden und sie dann vor Ort begutachten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man einen Großteil der Objekte mit einer Virtual Reality Brille besichtigt. Doch speziell für unsere immocation-Community erhalten wir durch sogenannte Proptechs immer bessere Möglichkeiten, unsere Immobilien zu begleiten: etwa bei der Akquisition oder der Bewertung von Kaufobjekten, beispielsweise durch KI-gestützte Tools wie Pricehubble.
business-on.de: Zum Abschluss: Welche drei Tipps würden Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben, die in Immobilien investieren wollen?
Zunächst einmal ist Bildung die beste Investition – unabhängig von einer Immobilie. Das größte Asset ist dann die eigene Arbeitskraft. Damit geht ein weiser Umgang mit Geld einher. Schließlich speist sich daraus das Eigenkapital oder eine sinnvolle Anlage in Sachwerten. Denn irgendwann kann sich all das umkehren und man lebt von seinen Geldanlagen und der Immobilie, weil die Arbeitskraft nachlässt. Extrem wichtig ist aber, und hier spielt der Zeitfaktor eine überragende Rolle: Das Verständnis darüber, dass Finanzprodukte über einen Zeitraum von vielen Jahren eine Superpower haben, nämlich durch den Zinseszinseffekt. Der funktioniert jedoch nur, wenn es einen Zins/ Renditen gibt und man entsprechend früh anfängt. Diese Zusammenhänge lassen sich auch hervorragend auf Immobilien übertragen.
Bildquellen:
- Marco und Stefan: immocation