Herr Rademacher, Sie führen als Inhaber in Baden Baden seit 23 Jahren die beiden Boutique Hotels Belle Epoque und Der Kleine Prinz. Beides sind Hotels mit international bestem Ruf. Naheliegende Frage: „Wie sind Sie bisher durch die Corona Zeit gekommen?
Andreas Rademacher: Die Corona Zeit war und ist immer noch eine Herausforderung der besonderen Art. Während des harten Lockdowns waren uns die Hände gebunden. Die Zeit haben wir genutzt, um Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten in beiden Hotels durchzuführen. Unser Hotel Der Kleine Prinz durften wir ja dann nach der ersten Lockerungsphase für Geschäftsreisende wieder öffnen. Das war ein kleiner Lichtblick. Aber da sind die Übernachtungszahlungen bekanntlich auch sehr stark zurückgegangen.
Das Belle Epoque blieb insgesamt 9 Monate lang geschlossen. Den Großteil und unserer Mitarbeiter konnten wir zum Glück behalten, die wir jetzt, wo so langsam wieder ein paar Buchungen reinkommen, sehr gut gebrauchen können. Leider sind viele Kongresse, Veranstaltungen und Festspielhaustermine weggefallen, die den Großteil des Umsatzes ausmachen. Diesen Ausfall wieder reinzuholen wird fast unmöglich sein. Hoffen wir, dass auch die großen Veranstaltungen bald wieder nach Baden-Baden zurückkehren.
Hilfreich war sicherlich auch der Zusammenhalt in der Branche und der intensive Austausch mit anderen Hoteliers. Zudem haben wir während dieser Zeit viel Marketing in sozialen Netzwerken auf facebook, instagram, LinkedIN und TikTok gemacht, um die Verbindung zu unseren Gästen aufrechtzuerhalten und neue zu gewinnen.
Ihr Vater war in den 70 er und 80 er Jahren einer der Direktoren im Waldorf Astoria in New York. Also vermutlich beste Voraussetzungen zum Aufbau einer eigenen Hoteltradition. Wie können Sie persönlich davon profitieren?
Andreas Rademacher: Persönlich profitieren kann ich durch den langjährigen Austausch mit meinem Vater über seine internationalen Erfahrungen im Hotelbusiness. Im Grunde bin ich mit der Hotellerie groß geworden und auch in meinen frühen Lehrjahren habe ich in dieser Branche Berufserfahrungen im In- und Ausland gesammelt. Unter anderem in renommierten Hotels in New York, Frankfurt, Paris, Hong Kong und Monte Carlo.
Wodurch unterscheiden Sie sich von anderen Hotels in erster Linie?
Andreas Rademacher: Unsere beiden familiengeführte Hotels zeichnen sich in erster Linie durch ihren einzigartigen Charakter aus. Die Gästezimmer sind stilgerecht und individuell eingerichtet. Keines gleicht dem anderen. Im Hotel Der Kleine Prinz werden unsere Gäste mit dezenten Skizzen aus dem gleichnamigen Buch auf eine ganz besondere Reise geführt. Das Hotel Belle Epoque, umrahmt vom hoteleigenen Park, nimmt die Hotelgäste auf eine Zeitreise durch die französische Belle Epoque. Jeder Raum wurde liebevoll restauriert und spiegelt den Charakter Neo-Renaissance Zeit wider.
Im Service und im Umgang mit unseren Gästen legen wir großen Wert drauf, dass diese sich in unseren Hotels wie zu Hause fühlen. Persönlicher Service, zugeschnitten auf die verschiedenen Bedürfnisse unserer Gäste stehen bei uns im Mittelpunkt. Die überschaubare Größe ermöglicht eine schnelle und flexible Reaktion auf die Ansprüche unserer Gäste, was die Zufriedenheit natürlich steigert.
Wer Ihre Suiten und Zimmer kennt, weiß, dass ihn auserlesener Geschmack in allen Details erwartet. Kein Zimmer ist wie das andere. Auf welche Zielgruppe haben Sie sich eingestellt?
Andreas Rademacher: Bestimmte Zielgruppen gibt es bei uns nicht. Individuelle Gästebetreuung steht bei uns im Mittelpunkt. Viele unserer nationalen und internationalen Gäste suchen für Ihren Aufenthalt das „Besondere“. Eben ein individuelles Hotel mit Charme und Persönlichkeit egal ob für ein romantisches Wochenende, ein Gourmet oder Wellness-Wochenende in Baden-Baden. Auch Geschäftsreisende schätzen unsere Hotels aufgrund der idealen Lage im Herzen der Stadt.
Die französisch-regionale Küche des Kleinen Prinzen gilt als besonders hochwertig in allen Belangen, was Auswahl und Qualität der Lebensmittel und die Kreativität des seit 33 Jahre beschäftigten Küchenchefs betrifft sowie mit einem geschulten und ambitionierten Restaurantservice in einem gemütlich-behaglich eingerichteten Restaurant. Sind dies die besten Voraussetzungen für treue, zahlreiche Stammgäste?
Andreas Rademacher: Ganz bestimmt sind all diese Qualitäten eine optimale Voraussetzung für die Kundenbindung. Begeisterte Gäste kommen bekanntlich immer wieder zurück und freuen sich, von unserem Küchenchef und der gleichbleibenden hohen Qualität der Speisen verwöhnen lassen zu dürfen. Auch unser Serviceteam ist stets darauf bedacht, die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Oftmals ergibt sich im Laufe der Jahre sogar eine freundschaftliche Verbindung sodass sich unsere Gäste bei uns wie zu Hause fühlen.
Corona hat wahrscheinlich auch die Perspektiven bei den Geschäftsreisen verändert. Wie stellen sie sich auf etwaige Marktveränderungen ein?
Andreas Rademacher: Das Segment Geschäftsreisen auf nationaler sowie besonders auf internationaler Ebene wird sich wohl nur sehr langsam erholen. Die Entwicklung bleibt noch abzuwarten. Das Geschäft wird sich verlagern. Mehr und mehr werden wir wohl auf Erholungs- Natur und Gesundheitstourismus setzen. Baden-Baden bietet hierfür optimale Voraussetzungen. Auch für seine Kulturangebote (Museen, Festspielhaus etc.), historischen Parkanlagen und Bäderarchitektur ist unsere Stadt bekannt. Wir setzen weiterhin auf eine hohe Service- und Produktqualität in allen Bereichen, da dies die zuverlässigste Konstante und beste Voraussetzung für die Wiederbelebung des Geschäfts ist. Da zunächst eine Widerbelebung des europäischen Marktes stattfinden wird, werden wir vermehrt grenznahe Gäste aus der Schweiz und aus Frankreich haben. Bis uns wieder zahlreiche Gäste aus Übersee besuchen kommen, wird es noch bestimmt ein gutes Jahr dauern.
Sie sind seit Beginn ein Ausbildungsbetrieb für Hotel- und Restaurantfachleute und haben in 30 Jahren unzählige junge Menschen ausgebildet die mittlerweile in der ganzen Welt tätig sind. Was ist Ihre Motivation für dieses Engagement?
Andreas Rademacher: Meine Motivation für dieses Engagement ist eindeutig, Nachwuchskräfte für unsere Branche auszubilden. Es herrscht ein großer Bedarf an qualifizierten und motivierten Mitarbeitern, und ich arbeite sehr gerne mit jungen lernwilligen Menschen zusammen. Sie sind „formbar“ und lernen von Anfang, was es bedeutet, Mitarbeiter im Hotel- oder Restaurantfach zu sein und welche Qualitäten gefordert sind. Sicherlich ist es einerseits ein Mehraufwand an Zeit und Energie, die man in die Ausbildung der jungen Menschen steckt, aber andererseits sind sie auch eine Bereicherung und Hilfe für den Betrieb. Sie zeigen sich meist flexibel und einsatzbereit. Dies hat sich besonders auch während der Corona Zeit gezeigt, in der verstärkt unsere Azubis eingesetzt wurden und nebenbei auch viel dazulernen durften. Ein zusätzlicher Motivationsfaktor war, dass sie auch mehr Verantwortung tragen durften. Es ist also eine Win-Win-Situation für uns und unsere Auszubildenden.
Wie haben sich die Gäste im Laufe der Jahre verändert? Wie stellen Sie sich ggfs. darauf ein?
Andreas Rademacher: Die Gäste sind insgesamt anspruchsvoller geworden, was den Komfort der Zimmerausstattung aber auch die Qualität des Aufenthaltes insgesamt betrifft. Wir versuchen also hier im Zuge der Renovierungsarbeiten also immer dem technischen Standard (Klimaanlage, Flatscreen TV, optimale Zimmerbeleuchtung etc.) und dem Wohnkomfort (Matratzen, Parkettböden, Ausstattung der Bäder mit großzügigen Duschen etc.) gerecht zu werden.
Das Zeitalter der Technologie hat das Buchungsverhalten der Gäste verändert. Reisen werden spontaner und kurzfristiger gebucht, was natürlich unsererseits erhöhte Handlungsflexibilität erfordert. Dadurch, dass wir 2 Hotels fast nebenan haben, kann man hier Synergien (Mitarbeiter, Buchungslage …) nutzen und ebenfalls flexibler reagieren.
Baden-Baden wird ein behäbiges Image nachgesagt, eine Stadt in der sich besonders ältere Menschen wohlfühlen. Sehen wir das falsch oder will man neue potentielle Gästeschichten interessieren?
Andreas Rademacher: Ich persönlich finde, dass dieses Image schon seit mehren Jahre nicht mehr auf die Stadt Baden-Baden zutrifft. Es ist keine Frage, dass sich besonders ältere Menschen in Baden-Baden nach wie vor wohlfühlen aber auch immer mehr junge Menschen kommen zu uns.
Sicherlich möchte man weiterhin ein jugendliches Image nach außen repräsentieren und einen gewissen „lifestyle“ kommunizieren mit dem Slogan „Baden-Baden- The good-good life.“ Da hat sich auf kultureller Ebene bereits sehr viel getan. Das Festspielhaus bietet das ganze Jahr über hochkaratige Veranstaltungen von klassisch bis hin zu modern an. Auch die Museen, speziell das Museum Frieder Burda und Veranstaltungen wie z.B. das SWR New Pop Festival bereichern die Stadt ungemein ziehen junge Menschen nach Baden-Baden.
Neben Wellnessmöglichkeiten in den Thermen, bietet Baden-Baden und Umgebung auch unzählige Möglichkeiten für Sportbegeisterte. Zahlreiche Restaurants und Cafés mit Flair laden zum Verweilen ein. Baden-Baden ist eine attraktive Mini-Metropole, die für jeden Geschmack und jedes Alter etwas zu bieten hat, und in der innerhalb kurzer Distanzen alles erreichbar ist.
Im Laufe der vielen Jahre haben Sie sehr viele unterschiedliche Menschen beherbergt. Welche Erkenntnisse haben Sie in der Gästekultur gewonnen?
Andreas Rademacher: Im Umgang mit vielen Gästen unterschiedlicher Herkunft habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass es Zielgruppen nicht wirklich gibt. Jeder einzelne Gast hat individuelle Vorlieben und Wünsche. Jeder Gast ist eine Persönlichkeit und möchte auch dementsprechend „betreut“ werden. Wir versuchen also tagtäglich im Kundenkontakt serviceorientiert zu handeln. Dies betrifft selbstverständlich auch den Umgang mit Beschwerden, die gleichzeitig auch immer eine Chance darstellen, aus einem unzufriedenen einen begeisterten Gast zu machen. Die Digitalisierung hat die Gästekultur allgemein insofern verändert, dass Buchungen, wie oben erwähnt, kurzfristiger getätigt werden, und die Gäste insgesamt anspruchsvoller geworden sind. Wir haben daraus gelernt, dass wir dieser wachsenden Herausforderung nur mit Flexibilität und vor allem individuellem herzlichen Service, der uns von der Konkurrenz abhebt, antworten können!
Wie ist Ihre Geschäfts- oder Lebensphilosophie?
Andreas Rademacher: Meine Lebensphilosophie: …. Respekt ist die Grundlage allen Handels für mich. Egal ob im Privaten oder im Geschäftlichen. Nur mit Respekt können Verbindungen entstehen und Beziehungen aufrecht erhalten bleiben. Dies gilt sowohl im Umgang mit unseren Gästen als auch im Umgang mit meinen Mitarbeitern.
Bildquellen:
- Hotel Kleiner Prinz: Melissa Rademacher
- Der Kleine Prinz – Restaurant: Melissa Rademacher
- Andreas Rademacher: Melissa Rademacher