„Purpose als Hype abzutun, kann die Zukunftsfähigkeit einer Organisation beeinflussen. – Talente werden einen greifbaren Unternehmenspurpose einfordern.“ Professor Dr. Walter Jochmann, Managing Director der Unternehmensberatung Kienbaum, macht unmissverständlich klar, dass der Trend zum „Purpose“ kein schneller Hype ist, der bald wieder verfliegt. Unternehmenspurpose ist in aller Munde. Und doch können rund 59 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Zweck des eigenen Unternehmens nicht ad hoc benennen. Diese Erkenntnis ergab sich aus einer Studie, die die Personal- und Managementberatung Kienbaum in Kooperation mit der Beratungsfirma human unlimited im Herbst 2020 unter 1.300 Fach- und Führungskräften durchgeführt hat.
Die Frage nach dem „Wofür“ hat zentrale Bedeutung
Zunehmend wächst die Einsicht in der breiten Öffentlichkeit, dass reines Profitstreben allein keine Daseinsberechtigung mehr darstellt. Die Frage nach dem „Wofür“ gewinnt an grundlegender Bedeutung. „Purpose ist kein Trend, sondern schon immer da gewesen. Die Frage, die sich Organisationen stellen müssen, ist, wie sie diesen Purpose erlebbar machen – aus Überzeugung“, sagt Fabian Kienbaum, Chief Empowerment Officer der Personal- und Managementberatung.
Dieser Aufgabe muss sich vor allem das Topmanagement jedes Unternehmens stellen. An Herausforderungen herrscht gerade für die deutschen mittelständischen Unternehmen derzeit kein Mangel. Der Klimawandel steht auf der Agenda der Führungskräfte dabei weit oben. „Zugleich besteht in vielen Organisationen immer noch eine Lücke zwischen der Einsicht in die Dringlichkeit des Themas und der konkreten Einbettung von Nachhaltigkeit in Strategie, operativen Betrieb und Unternehmenskultur“, heißt es warnend in der aktuellen Studie „Deloitte CxO Sustainability Survey 2023“. Dafür hat das Beratungs- und Prüfungsunternehmen Deloitte Ende vergangenen Jahres mehr als 2.000 C-Level-Führungskräfte aus 24 Ländern befragt wurden, darunter 105 aus Deutschland.
Mitarbeitende machen Druck beim Thema Nachhaltigkeit
Ergebnis: „Wie die meisten Befragten weltweit, berichten auch deutsche CxOs von starkem Druck durch Stakeholder, im Unternehmen Klimamaßnahmen durchzuführen.“ Nicht nur Investorinnen und Investoren, Verbraucherinnen und Verbraucher, Kundinnen und Kunden treiben die Unternehmen dabei in Richtung Nachhaltigkeit. Auch die aktuell bereits angestellten oder künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spielen als sogenannte Stakeholder mit starken grünen Interessen eine wesentliche Rolle für den Wandel. Sie verlangen, siehe Kienbaum-Studie, nach grünem Purpose, fordern Antworten, eine klare Haltung und eine entsprechende Markt- und Produktpolitik vom Arbeitgeber ihrer Wahl ein.
Thema fesselt Jüngere und Ältere gleichermaßen
Unternehmen sollten diesen Druck nicht als Last wahrnehmen, sondern als Chance. Wer sich glaubhaft grün wandelt oder als Start-up von Beginn an voll etwa auf die Karte Energiewende setzt, kann bei jüngeren Talenten, aber auch älteren Fachkräften punkten. Da Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Altersklassen für Themen rund um den Klimaschutz immer stärker sensibilisiert sind, können Unternehmen damit nicht nur bei der jüngeren „Fridays for Future“-Generation punkten.
Somit gewinnt das „Green Recruiting“ in Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels immer mehr an Relevanz. Beim Green Recruitment handelt es sich in erster Linie um eine Employer-Branding-Maßnahme, die den Kandidat:innen das Engagement des Unternehmens für die Umwelt vermitteln soll. Das ist ein entscheidender Faktor, um die wachsende Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern, die nachhaltig arbeiten und leben möchten und entsprechend großen Wert auf das Umweltbewusstsein ihres Arbeitgebers legen, zu überzeugen.
Green Recruiting als besondere Chance für Start-ups
Green Recruiting kann in jeder Branche zum Einsatz kommen. Also auch bei Unternehmen, die nicht primär nachhaltige Jobs anbieten. Besonders glaubwürdig und stichhaltig wird es bei Unternehmen wie envelio, bei denen der grüne Wandel Kern des Unternehmenszwecks ist. Das Softwareunternehmen aus Köln hat sich auf Clean-Tech spezialisiert. 2017 ist die Firma als Spin-off der Ingenieursschmiede RWTH Aachen gegründet worden. Mit der „Intelligent Grid Platform“ bietet envelio eine intelligente Verteilnetz-Lösung für den Stromtransfer zwischen Netzbetreibern und Netzkunden. Gerade solche Lösungen braucht es, um die Energiewende in Deutschland voranzutreiben, den die Zahl der Anschlüsse wird im Zuge der Energiewende sprunghaft zunehmen. Zum Erreichen der Energiewende müssen in den nächsten Jahren Millionen größerer und kleinerer Photovoltaik- und Windkraftanlagen in die Netze eingefügt werden. Dazu kommen Wärmepumpen, Ladestationen oder Wallboxes für E-Autos. All das kann nur gelingen, wenn die Netze smarter, automatisierter und viel effizienter werden.
Nachhaltigkeit wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil
Start-ups wie envelio benötigen für ihren Wachstumskurs jedoch vor allem eines: engagierte, fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kira Mauss, Vice President People & Organization bei envelio, sagt: „In Zeiten des Klimawandels und des damit einhergehenden zunehmenden Bedürfnisses der Menschen, mit ihrer Beschäftigung zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen, verhilft uns unser Geschäftsmodell dazu, dass sich Young Professionals und erfahrene Fachkräfte vermehrt bei envelio bewerben. Für knapp 95 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat unser Beitrag zur Energiewende eine tragende Rolle bei ihrer Entscheidungsfindung gespielt. Die beeindruckende Zahl von 1.225 Bewerbungen auf 27 besetzte Stellen im vergangenen Jahr deutet klar darauf hin, dass sich ein nachhaltiges Business positiv auf das Recruiting auswirkt.“ Mauss geht in ihrer Bewertung sogar noch einen Schritt weiter: „Ich würde sogar behaupten, dass uns das Thema Nachhaltigkeit den entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt verleiht.”
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