Ob Kurztrip nach Berlin oder wochenlange Geschäftsreise in die Staaten: Bei Dienstreisen, die für den Arbeitgeber angetreten werden, stellt sich die Frage, welche Zeiten als Arbeitszeit gelten. Generell gilt: Die Reisezeit, also die Zeit, die für den Transport zum Zielort benötigt wird, zählt grundsätzlich immer zur Arbeitszeit – solange sie während der normalen Arbeitszeiten stattfindet. Das schließt beispielsweise die Fahrt zum Flughafen, Flüge, Bahnfahrten oder Autofahrten ein. Gleiches gilt für alle Tätigkeiten während der Reise, die Arbeitsaktivitäten einschließen, beispielsweise der Besuch einer Messe und Treffen mit Kunden oder Geschäftspartnern.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Soziale Veranstaltungen wie Abendessen mit Kollegen oder informelle Treffen außerhalb der üblichen Arbeitszeiten werden häufig nicht als Arbeitszeit angesehen, es sei denn, sie sind explizit Teil der beruflichen Aufgaben. Auch Übernachtungen zählen in der Regel nicht zur Arbeitszeit – wenn nicht ausnahmsweise auch nachts gearbeitet wird.
Wichtig ist, dass Arbeitnehmer vor Antritt einer Geschäftsreise klar mit ihrem Arbeitgeber kommunizieren sollten, welche Zeiten als Arbeitszeit gelten, um Missverständnisse von Vornherein zu vermeiden. Zudem ist der Arbeitgeber verpflichtet, Dienstreisen rechtlich korrekt zu handhaben – das bedeutet auch, dass er solche nicht ohne angemessene Regelungen anordnen darf. Alle Bestimmungen, die Unternehmen beim Thema Geschäftsreisen und Arbeitszeit beachten müssen, gibt es hier im Überblick.
Die An- und Abreise bei Geschäftsreisen – zählt sie zur Arbeitszeit?
Grundsätzlich gilt die Reisezeit während der regulären Arbeitszeit immer als Arbeitszeit. Das umfasst Zeiten, in denen Angestellte per Auto, Flugzeug oder Zug unterwegs sind – selbst wenn sie keine spezifischen Arbeitsaufgaben während der Reise ausführen.
Nicht ganz eindeutig ist die Regelung für Situationen, in denen die Reise außerhalb der üblichen Arbeitszeiten stattfindet. Anweisungen des Chefs, außerhalb der normalen Zeiten zu reisen, wie etwa frühmorgens oder spätabends, machen diese Wegezeit ebenfalls zur Arbeitszeit. Das gilt insbesondere für Fahrer, die sich auf den Verkehr konzentrieren müssen. Für Beifahrer oder Bahnreisende, die sich entspannen können, ist dies jedoch nicht automatisch der Fall – hier wird die Reisezeit häufig als „Erholungszeit“ gewertet, da diese grundsätzlich mit anderen Aktivitäten gefüllt werden kann.
Auch die Sonntagsreise hat ihre eigenen Regeln: Ist bei der Fahrt Erholung möglich, zählt dies nicht als Arbeitszeit. Verlangt der Arbeitgeber jedoch Konzentration, wie beim Autofahren oder bei geschäftlichen Nachbereitungen, dann wird die Reisezeit zur Arbeitszeit.
Zusätzlich zur alltäglichen Geschäftsreise kann übrigens auch die Anreise zu einer Fortbildung, die der Arbeitgeber anordnet, als Arbeitszeit gelten. Das betrifft vor allem die Fahrzeiten zu nicht online stattfindenden Veranstaltungen.
Kurz gesagt: Ob Reisezeit als Arbeitszeit gilt, hängt von der Art der Reise, den Anweisungen des Arbeitgebers und der Tätigkeit während der Reise ab. Wird während der Fahrt gearbeitet oder wird auf Anweisung gereist, sollte diese Zeiten als Arbeitszeit verbuchen. Tipp: Wer bei der Anreise per Flugzeug Zeit sparen möchte, kann sich bereits im Vorhinein einen Parkplatz am Flughafen reservieren. Hier können Arbeitnehmer auf Geschäftsreise Parken am Flughafen vergleichen mit Parkos.
Flexible Arbeitszeiten: So wird die Dienstreisezeit geregelt
In modernen Arbeitsumgebungen mit flexiblen oder Vertrauensarbeitszeiten ist es nicht immer klar, wie die Zeit für Dienstreisen zu werten ist. Wenn zum Beispiel eine Dienstreise an einem Wochentag schon früh um sieben beginnt, lässt sich schwer sagen, ob diese Zeit schon zur Arbeitszeit gehört. In solchen Fällen empfiehlt es sich für Unternehmen, klare Richtlinien zu etablieren, die sowohl den Bedürfnissen des Unternehmens als auch denen der Mitarbeitenden gerecht werden und dabei die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen nicht außer Acht lassen. Hilfreich ist beispielsweise eine klare Definition, welche Tageszeiten als Arbeitszeit auf Reisen gewertet werden. Solche Richtlinien sorgen für Klarheit und Schutz auf beiden Seiten und erhalten zugleich die Flexibilität, die moderne Arbeitsmodelle bieten.
Kann ein Arbeitgeber auch Dienstreisen außerhalb der Arbeitszeit anordnen?
Es kann durchaus vorkommen, dass ein Arbeitgeber in Deutschland von seinen Angestellten verlangt, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten zu reisen. Ob das zulässig ist, hängt davon ab, ob solche Regelungen vertraglich festgehalten wurden oder ob sie aus betrieblichen Gründen notwendig sind.
Dabei muss der Arbeitgeber stets die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes im Blick behalten. Dieses Gesetz regelt nicht nur die maximale Arbeitszeit pro Tag, sondern auch die notwendigen Ruhezeiten zwischen den Arbeitsphasen. Auch wenn Reisezeiten, die außerhalb der üblichen Arbeitsstunden liegen, nicht immer als reguläre Arbeitszeit gelten, können sie dennoch dazu führen, dass die gesetzlichen Höchstgrenzen der Arbeitszeit erreicht oder sogar überschritten werden – beispielsweise auch bei Zug- oder Flugverspätungen. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass sie bei der Planung von Dienstreisen besonders sorgfältig vorgehen müssen, um die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten.
Tägliche Höchstarbeitszeit auf Geschäftsreise – diese Vorgaben gelten
Auch auf Geschäftsreisen gelten klare Arbeitszeitregelungen, die sicherstellen sollen, dass Arbeitnehmer nicht übermäßig belastet werden. Zunächst einmal gilt: Während der Dienstreise zählt nicht jede Minute als Arbeitszeit. Regelungen zur Arbeitszeit sind dieselben wie an einem normalen Arbeitstag: Bei einer Arbeitszeit von sechs bis neun Stunden sind mindestens 30 Minuten Pause vorgesehen, die auch in zwei 15-minütige Abschnitte unterteilt werden können. Wird länger als neun Stunden gearbeitet, erhöht sich die Pausenzeit auf insgesamt 45 Minuten.
Ein wichtiger Punkt im Arbeitszeitgesetz ist auch die Ruhezeit: Nach Beendigung des Arbeitstages müssen mindestens 11 Stunden ununterbrochene Ruhezeit eingehalten werden – eine Regel, die nur in Ausnahmefällen, wie in Krankenhäusern oder Gaststätten, flexibler gehandhabt werden darf.
Was die tägliche Höchstarbeitszeit betrifft, so darf diese grundsätzlich acht Stunden nicht überschreiten. Eine Ausdehnung auf bis zu zehn Stunden ist möglich, allerdings nur unter der Bedingung, dass die durchschnittliche Arbeitszeit pro Werktag über einen Zeitraum von sechs Monaten oder 24 Wochen acht Stunden nicht überschreitet.
Übernachtungen auf Dienstreise – Arbeitszeit oder nicht?
Wer auf Dienstreisen übernachten muss, fragt sich vielleicht, ob diese Zeit auch als Arbeitszeit gilt. Die klare Antwort lautet: Nein. Übernachtungen auf Geschäftsreisen fallen nicht unter die reguläre Arbeitszeit. Das ist besonders dann relevant, wenn die Reise mehrere Tage dauert und Termine an unterschiedlichen Tagen angesetzt sind.
Obwohl die Übernachtung aus beruflichen Gründen erfolgt, ist die Zeit nach Beendigung des Arbeitstages die des Arbeitnehmers. Das Arbeitsrecht sieht vor, dass auch auf Reisen eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden zusteht. Diese Zeit kann frei gestaltet werden: Dienstreisende können die lokale Kultur erkunden, Essen gehen oder einfach im Hotel entspannen. Übernachtungen sollten daher als persönliche Zeit betrachtet werden, in der Arbeitnehmer sich von den beruflichen Pflichten des Tages erholen können.
Dienstreise am Wochenende
Wenn eine Dienstreise das Wochenende einschließt, eröffnen sich oft Möglichkeiten, Arbeit mit etwas Freizeit zu verbinden. Generell gelten Samstage und Sonntage für die meisten Angestellten als arbeitsfrei, auch auf Reisen. Ohne berufliche Verpflichtungen an diesen Tagen steht die Zeit zur freien Verfügung.
Viele nutzen diese Gelegenheit, um eine Geschäftsreise mit persönlichen Interessen zu verbinden, sei es durch Besuche lokaler Sehenswürdigkeiten oder einfach durch Entspannen und Genießen der freien Tage. Solange keine Arbeitsaufgaben anliegen, bietet das Wochenende die perfekte Chance, vom Arbeitsalltag abzuschalten und neue Energie zu tanken.
Falls während einer Dienstreise berufliche Verpflichtungen am Wochenende anstehen, gelten diese Zeiten selbstverständlich regulär als Arbeitszeit. Das Arbeitsrecht macht hier keinen Unterschied zwischen Wochentagen und Wochenenden: Sobald gearbeitet wird, muss dies als Arbeitszeit gezählt und entsprechend vergütet oder durch Freizeitausgleich kompensiert werden.
Für diejenigen Arbeitnehmer, die häufig am Wochenende reisen müssen, gilt zudem: Es müssen mindestens 15 Sonntage im Jahr arbeitsfrei bleiben. Arbeitet man dennoch an einem Sonntag, ist ein Ersatzruhetag innerhalb von zwei Wochen zu gewähren. Wenn also an einem Wochenende gearbeitet wird, ist es wichtig, dass diese Arbeitsstunden korrekt erfasst und die notwendigen Ausgleichszeiten gewährt werden.
Welche Tätigkeiten gelten als Arbeitszeit?
Während einer Dienstreise können die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit das ein oder andere Mal verschwimmen. Hilfreich ist hier ein kleiner Leitfaden, welche Tätigkeiten während einer Dienstreise als Arbeitszeit gewertet werden und welche eher in den Bereich der persönlichen Freizeit fallen.
Was zählt als Arbeitszeit?
- Meetings und jede Art von beruflichem Treffen.
- Vor- und Nachbesprechungen, auch wenn diese informell beim Frühstück oder auf dem Weg zum nächsten Termin geschehen.
- Kundenessen, sofern geschäftliche Themen besprochen werden.
- Berufliche Kommunikation wie Telefonate, E-Mail-Korrespondenz und andere Formen.
- Schulungen und Weiterbildungen sowie alle Arten von beruflich veranlassten Bildungsmaßnahmen.
- Reiseorganisation, also die Planung und Organisation der Dienstreise selbst.
Was gehört nicht zur Arbeitszeit?
- Private Unternehmungen, zum Beispiel Sightseeing oder Shopping.
- Soziale Events ohne Arbeitsbezug wie Team-Dinner, bei denen es nicht um berufliche Angelegenheiten geht.
- Zeit im Hotel, solange sie nicht für Arbeitsaufgaben genutzt wird.
- Persönliche Pausen und alle Zeiten, in denen keine berufliche Tätigkeit stattfindet.
Details sollten vor der Reise geklärt werden
Bevor eine Dienstreise angetreten wird, ist es wichtig, neben der Klärung, was zur Arbeitszeit zählt und was zur Freizeit, auch andere Aspekte wie Überstunden, Reisekosten, Spesen, den Ausgleich von Mehrarbeit sowie die Standards für Reise und Hotel zu besprechen. Bei Fragen oder Unklarheiten empfiehlt sich ein Gespräch zwischen Arbeitnehmer und Vorgesetzten, um mögliche arbeitsrechtliche Probleme im Nachhinein zu vermeiden.
Um Transparenz zu schaffen, regeln viele Unternehmen die Behandlung von Arbeitszeit, Reisekosten und eventuellen Spesen durch detaillierte Geschäftsreiserichtlinien. Das sorgt dafür, schon vor Antritt der Reise klarzustellen, welche Ausgaben erstattet werden und welche Aktivitäten als Arbeitszeit gelten.
So können alle Parteien sicherstellen, dass die Dienstreisen nicht nur produktiv, sondern auch regelkonform ablaufen – und alle Arbeitnehmer genau wissen, was als Arbeitszeit zählt und was als wohlverdiente Pause.
Bildquellen:
- geschaeftsreise arbeitszeit: Bild von Tijana Simic aus IStockPhoto