Üblicherweise wird dafür ein detaillierter Businessplan verlangt, der insbesondere bei innovativen Startups nicht einfach zu erstellen ist – der Marktwert einer guten Idee lässt sich nur schwerlich bemessen. Die Digitalisierung schafft allerdings weitere Möglichkeiten, um an frisches Kapital zu gelangen. Durch das sogenannte „Crowdinvesting“ lassen sich viele kleine Investoren am eigenen Projekt beteiligen. Welche Möglichkeiten bietet die Schwarmfinanzierung?
Crowdfunding und Crowdinvesting: Wo liegen die Unterschiede?
Das sogenannte Crowdfunding hat bereits einige Bekanntheit erlangt: Wer als Unternehmensgründer viel Kreativität, aber wenig Kapital besitzt, kann online auf die Suche nach begeisterten Anhängern gehen, die bereit sind, für die Umsetzung der Idee auch eine Spende zu leisten. Der Geldgeber erhält im Gegenzug für diese Spende ein Vorkaufsrecht und in der Regel einen günstigeren Preis, wenn das Projekt tatsächlich realisiert wird. Ein beliebtes Beispiel hierfür ist die Smartwatch „Pebble“: Durch das E-Paper-Display konnte sich das Produkt deutlich von der Konkurrenz absetzen – was offensichtlich vielen Kunden gefiel, mithilfe des Crowdfundings gelang eine schnelle Finanzierung.
Alles online: Digitalisierung macht Crowdinvesting möglich
Auch Crowdinvesting nutzt Internetplattformen, um ein bestimmtes Projekt populär zu machen und um Geldgeber zu werben. Der fundamentalen Unterschied liegt allerdings in der Motivation der Anleger, die sich durchaus eine Rendite erhoffen – die idealerweise die übliche Verzinsung auf dem Kapitalmarkt übersteigt. Daraus ergeben sich für beide Seiten Chancen, aber zweifelsfrei auch Risiken: Für die Finanzierung von Immobilienprojekten oder Kampagnen ist das Crowdinvesting zumindest eine gute Ergänzung, die vollkommen bankenunabhängig erfolgen kann. Beachtet werden muss in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass dafür eine entsprechende Transparenz hinsichtlich der Geschäftsstrategie notwendig ist. Zudem handelt es sich bei der Vielzahl von Investoren natürlich auch um Geldgeber, die möglicherweise ein gewisses Mitspracherecht für sich einfordern – wobei das Projekt von dem Feedback selbstverständlich profitieren kann.
Direkte Investitionen auch für Kleinanleger
Aus Sicht der Investoren besteht der Vorteil tatsächlich darin, dass eine Investition in Startups oder Immobilien ganz direkt möglich ist. Bei einem klassischen Investmentfonds dürfte auch ein gewisser Anteil auf Wagniskapital und Immobilienanlagen entfallen. Die genaue Auswahl trifft allerdings die Bank; und auch bei der Rendite profitiert der Finanzvermittler. Durch das Crowdinvesting ist es nun auch Kleininvestoren möglich, geringe Beträge, die nur einige Hundert Euro betragen, in Immobilien zu investieren. Ein Beispiel dafür ist das „Students Living“-Projekt in Lübeck, bei dem ein ehemaliges Bürogebäude saniert und in 128 Wohneinheiten für studentisches Wohnen umgewandelt werden soll. Die Gesamtinvestitionen beläuft sich auf mehr als 10,5 Millionen Euro, auf dem Portal Exporo.de können Kleinanleger bereits mit einer Mindesteinlage von 500 Euro zum Miteigentümer werden – und mit einer Rendite von 5,5 % pro Jahr durchaus eine stattliche Verzinsung verbuchen. Demgegenüber stehen allerdings auch vergleichsweise große Risiken: Viele Portale nehmen zwar eine Klassifizierung des Risikopotenzials vor, grundsätzlich besteht aber durchaus die Möglichkeit des Totalverlustes, beispielsweise bei einer Insolvenz des Bauträgers. Fachleute raten deshalb dazu, nur Kapital in Crowdinvesting-Projekte zu investieren, auf welches im Zweifel auch verzichtet werden kann – die Altersvorsorge sollte so allerdings keinesfalls auf Spiel gesetzt werden.
Starkes Wachstum prognostiziert
Der Zweifel zum Trotz erwarten Experten ein beständiges Wachstum für das kommende Jahr: Während für 2016 noch kein Zahlen ermittelt werden können, betrug die Steigerung des Marktvolumens im Jahre 2015 gegenüber dem Vorjahr allein etwa 168 Prozent – von 18,2 Millionen Euro in 2014 konnte ein Wachstum auf 48,9 Millionen Euro erreicht werden. Den Großteil nimmt dabei mit mehr als 20 Millionen Euro die Immobilienbranche ein – die Entwicklung bleibt also spannend.