Iserlohn. Trockener Frontalunterricht war gestern. Videos, Animationen, ein digitaler Demonstrator und der Einsatz von Mobile Devices wie Handy oder Tablet sorgen demnächst für eine anschauliche, ganzheitliche und praxisbezogene Lehrstoffvermittlung im Studiengang Fertigungstechnik der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn. Dafür erhält Prof. Dr. Michael Marré Unterstützung vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Magnus Horstmann von der Fachhochschule Bielefeld hat er jetzt ein Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre erhalten.
„Die seit Jahrzehnten gefestigte Lehrstruktur an den Hochschulen ist heute nicht mehr zeitgemäß und entspricht auch nicht mehr dem veränderten Lernverhalten der heutigen Studierendengeneration“, sagt Prof. Dr. Michael Marré, Leiter des Labors für Massivumformung im Iserlohner Fachbereich Maschinenbau. Gemeinsam mit seinem Bielefelder Kollegen möchte er dies für den Bereich der Fertigungstechnik ändern. Der konsequente Einsatz der Digitalisierung soll für ein einfacheres, lebendigeres und praxisnäheres Studium sorgen.
An beiden Hochschulen kommt ab kommendem Wintersemester die „Inverted Classroom Methode“ zum Einsatz. Dieses Konzept des „umgedrehten Unterrichts“ sieht vor, dass sich die Studierenden die von den Lehrenden digital zur Verfügung gestellten Lehrinhalte im Wesentlichen eigenständig aneignen und diese in der Lehrveranstaltung vertieft werden. Konkret sollen durch einen produktspezifischen Demonstrator alle relevanten Fertigungsverfahren abgebildet und auf einer digitalen Plattform in Form von Videos, Animationen, Aufgaben, Formelsammlungen und Texten den Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Um praxisnäher zu lernen, wird per Livestream direkt aus der Produktion lokaler Unternehmen übertragen. So kommen Studierende mit den unterschiedlichen Bereichen der Fertigungstechnik und den anwendenden Unternehmen frühzeitig in Kontakt. Darüber hinaus ist die Anschaffung einer Software für die virtuelle Fertigung geplant, mit deren Hilfe durch Anwendung von Augmented Reality Techniken das Fertigen von realen Bauteilen simuliert werden kann.
„Die verschiedenen Fertigungsverfahren bzw. Fertigungsstufen zur Herstellung eines fertigen Industrieproduktes sind sehr vielfältig. Die einzelnen Produktionsschritte bauen aufeinander auf und lassen sich nicht isoliert betrachten. Durch unsere neuen Lehrmethoden können wir unseren Studierenden den gesamten Herstellungsprozess virtuell-praktisch erlebbar machen“, ist Marré überzeugt. Ein zusätzlicher Nutzen besteht auch in der Kooperation der beiden Hochschulen. „Jede Hochschule hat ihre fachlichen Spezialitäten. Durch das Fellowship können wir uns nun wesentlich besser austauschen und unser Wissen und unsere Kompetenzen im Fachgebiet Fertigungstechnik über die Hochschulgrenzen erweitern. Davon profitieren insbesondere die Studierenden“, bringt es Marré auf den Punkt.
Stifterverband
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Walter Steinmeier ist eine Gemeinschaftsinitiative von Unternehmen und Stiftungen, die ganzheitlich in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Innovationen berät, vernetzt und fördert. Der Verband hat rund 3000 Mitglieder, darunter DAX-Konzerne, Mittelständler, Unternehmensverbände, Stifter und engagierte Privatpersonen.