Cannabis ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein weltweit wachsender Markt, der von medizinischen Anwendungen bis hin zu Wellness-Produkten reicht. Die Unterscheidung zwischen THC und CBD spielt dabei eine zentrale Rolle: Während THC als psychoaktiver Bestandteil mit rechtlichen Einschränkungen versehen ist, hat CBD aufgrund seiner entspannenden und entzündungshemmenden Eigenschaften an Popularität gewonnen. Unternehmen wie CBDÍA setzen auf innovative Ansätze, um hochwertige, legale Cannabis-Produkte anzubieten und dabei auch Aspekte wie Nachhaltigkeit und Qualität zu berücksichtigen. Doch die Branche steht vor zahlreichen Herausforderungen – von regulatorischen Unsicherheiten bis hin zu gesellschaftlichen Vorurteilen. Johannes Harms, Mitgründer von CBDÍA und CBDSÍ, gibt Einblicke in die Dynamik dieses Marktes, die Rolle seines Unternehmens und die Zukunftsperspektiven rund um die Legalisierung und den Anbau von Cannabis.
Business-On: Herzlich Willkommen, Johannes Harms. Sie sind Mitgründer der deutsch-spanischen Unternehmensgruppe rund um die CBDcielo SL. Seit mittlerweile mehr als 4 Jahren verkaufen Sie mit ihren Partnern unter anderem auf cbdia.eu hochwertige CBD-Blüten und Konsumprodukte. Können Sie unseren Lesern einmal schildern, wie es dazu kam und was Sie persönlich mit der Branche verbindet?
Johannes Harms: Vielen Dank für die Einladung! Ja, es stimmt, seit über vier Jahren stehen wir unter anderem mit CBDÍA und CBDcielo SL für hochwertige CBD Produkte – von Vapes und Liquids bis hin zu CBD Blüten, die übrigens als Raumerfrischer genutzt werden sollen. Sie glauben nicht, wie viele Leute plötzlich großen Wert auf gut riechende Räume legen! (lacht) Leider müssen wir aus rechtlichen Gründen unsere Blüten als Raumerfrischer betiteln. Ich glaube daran, dass viele Menschen die Vorteile von Cannabis erleben möchten, ohne gleich den berühmten „Rausch“ zu spüren. Und genau das bietet CBD: Entspannung, Wohlbefinden – und das ganz legal.
Business-On: Seit April 2024 darf in Deutschland auch mit sogenanntem Vermehrungsmaterial für THC-haltige Cannabispflanzen gehandelt werden. Sie haben diese unter https://cbdia.eu/ mittlerweile auch im Programm und könnten ohne Weiteres in Ihren CBD-Farmen auch THC-haltiges Gras züchten – sind Sie zufrieden mit der Legalisierung durch die Ampelkoalition?
Johannes Harms: Endlich ist es so weit, könnte man sagen! Die Legalisierung war längst überfällig – das sage ich nicht nur als Cannabis-Liebhaber, sondern auch als jemand, der die gescheiterte Repressionspolitik gegen Cannabis schon lange kritisch sieht. Die Kriminalisierung hat vor allem junge Menschen mit einer Härte getroffen, die einfach nur destruktiv ist. Es war Zeit für einen anderen Ansatz!
Aber, Hand aufs Herz, das neue Gesetz hat noch Luft nach oben. 50 Gramm getrocknetes Cannabis pro Person im Haushalt? Für passionierte Anbauer, die sich ein halbes Jahr um ihre photoperiodischen Pflanzen kümmern? Da springt am Ende einfach mehr raus, als das Gesetz erlaubt.
Außerdem muss die Schikane gegen Social Clubs, wie wir sie zum Beispiel in Bayern erleben, endlich aufhören. Diese Clubs sind eine tolle Möglichkeit, Cannabis kontrolliert und sicher zu nutzen, und sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Prävention und zum Gesundheitsschutz. Statt sie zu behindern, sollte man sie unterstützen!
Trotz aller Kritik ist die Legalisierung ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt kommt es darauf an, dass die Regierung ihre Hausaufgaben macht und die Rahmenbedingungen weiter verbessert. Denn am Ende wollen wir doch alle dasselbe: einen sicheren, legalen und verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis.
Business-On: Die berüchtigte Säule 2 mit einer umfassenden Legalisierung inklusive dem Verkauf von Marihuana in Fachgeschäften ist mit dem vorzeitigen Ampel-Aus zunächst vom Tisch. Als eine Art Notlösung gilt die sogenannte Forschungsklausel im Cannabisgesetz. Planen Sie sich an etwaigen Forschungsanträgen zu beteiligen und sehen Sie dort überhaupt eine Chancengleichheit gegeben?
Johannes Harms: Das Thema Forschungsklausel verfolgen wir mit großer Spannung – auch wenn die politische Lage, gerade mit dem vorzeitigen Ampel-Aus und der Aussicht auf Neuwahlen, natürlich eine gewisse Unsicherheit mit sich bringt. In Konkurrenz mit Apotheken zu treten, ist ohnehin nicht ratsam. Das haben wir im CBD-Markt schon erlebt. Apotheken haben oft einen Vertrauensvorsprung und Zugang zu Infrastruktur, die für private Unternehmen schwer nachzubilden ist, und profitieren zudem von Wettbewerbsvorteilen in der Suchmaschinenoptimierung. Solange die großen Player des Medizinalcannabis-Markts den Ton angeben, bleibt für kleinere Anbieter kaum Platz.
Und selbst wenn die Legalisierung Bestand hat, wird es noch dauern, bis kommerzielle Anbieter in Betracht gezogen werden. Wir sehen ja, dass selbst Grundlagen wie die Vernetzung und Regulierung von nicht kommerziellen Social Clubs bzw. Vereinen bundesweit noch nicht gut geregelt sind. Zunächst sollte die erste Säule verbessert und stabilisiert werden, bevor man sich der Umsetzung der zweiten Säule widmet.
Business-On: Sind Sie besorgt, dass eine CDU-geführte Bundesregierung diese Schritte in Richtung Freigabe des Hanfs wieder zurückdrehen würde?
Johannes Harms: Ja, ich bin definitiv besorgt, dass eine CDU-geführte Bundesregierung die bisherigen Schritte zur Freigabe von Hanf rückgängig machen könnte. Aber meine größere Sorge liegt woanders: Es geht darum, dass der Entwurf für das Erste Gesetz zur Änderung des Konsumcannabisgesetzes – die sogenannte Nutzhanfliberalisierung – möglicherweise nicht umgesetzt wird.
Dieses Gesetz hätte das Potenzial, die Branche grundlegend zu verändern, da es den offiziellen Verkauf von CBD Blüten als Konsumprodukte mit Steuerbanderole erlauben würde. Für die gesamte CBD- und Nutzhanf-Szene wäre das ein bedeutender Schritt nach vorne, der zahlreiche rechtliche und regulatorische Unsicherheiten beseitigen könnte. Von „Hätte“ und „Wäre“ können wir uns aber nichts kaufen.
Die Aussicht auf Neuwahlen kommt für die Branche also wirklich zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt. Jetzt bräuchten wir Stabilität und Fortschritt, stattdessen drohen Rückschritte und weitere politische Unsicherheiten. Das macht es für alle Beteiligten nicht einfacher, sich langfristig auf dem Markt zu etablieren.
Business-On: Quasi als eines der allerletzten Projekte in dieser Legislaturperiode will der Landwirtschaftsminister noch die sogenannte Rauschklausel bei der Produktion von Nutzhanf streichen und es Landwirten damit deutlich leichter machen Hanf ohne nennenswerte Mengen an THC anzubauen. Wird sich dadurch etwas an Ihrer CBD-Produktion ändern oder sehen Sie momentan noch gar keine Verbindung zu Ihrem Geschäftsfeld?
Johannes Harms: Die Streichung der Rauschklausel wäre nicht nur ein spannender Schritt, sie ist längst überfällig. Vor allem mit Blick auf „CBD made in Germany“ könnte das vieles in Bewegung setzen. Das hat bisher Seltenheitswert, und wenn, dann gibt es nur sehr geringe Mengen zu ziemlich hohen Preisen. Das ist echt schade, denn das Potenzial ist riesig.
Ein starker Fokus auf heimische Produktion würde nicht nur die lokale Landwirtschaft ankurbeln, sondern auch dafür sorgen, dass deutsche Landwirte endlich von diesem Wachstumsmarkt profitieren. Bisher haben vor allem Unternehmen aus Italien, der Schweiz und Österreich das Geschäft mit Nutzhanfblüten dominiert – in genau dieser Reihenfolge. Warum sollte das Geld ins Ausland fließen, wenn es hier im Land bleiben und gleichzeitig die deutsche Wirtschaft stärken kann?
Business-On: Mit dem erleichterten Zugang zu berauschendem Cannabis hat sich vermutlich auch die Nachfrage nach CBD-haltigen Produkten verändert. Können Sie bereits abschätzen, ob CBD als eigenständiger Wirkstoff bestehen bleiben, sich die Nachfrage sogar weiter erhöhen oder ob der Trend mittelfristig zu Cannabispflanzen mit einem breiten Wirkspektrum, also mit THC, CBD und weiteren Wirkstoffen, gehen wird?
Johannes Harms: Die Nachfrage nach CBD Produkten hat sich definitiv verändert, seit der Zugang zu berauschendem Cannabis erleichtert wurde. Aber eines ist klar: Sobald Menschen sich für Cannabis interessieren, schließen sie CBD oftmals automatisch mit ein. Es gibt einfach keinen Grund, warum sich diese beiden Bereiche ausschließen sollten – im Gegenteil, sie ergänzen sich hervorragend.
Die Cannabispflanze ist nämlich viel mehr als nur CBD und THC. Da steckt eine ganze Welt voller spannender Cannabinoide hinter, die in der Zukunft noch viele Vorteile bringen könnte. Besonders im medizinischen Bereich gibt es ein riesiges Potenzial. Schaut man in die USA oder nach Israel, sieht man, wie weit dort die Forschung ist. Dort werden Studiengänge an Universitäten angeboten, und staatliche Gelder fließen in die Erforschung von Cannabis. Es ist an der Zeit, dass Deutschland hier den Anschluss findet, statt weiter den Anschluss zu verlieren.
Zurück zum Thema CBD und THC: Wir sehen bereits ein enormes Wachstum im Bereich der CBD Blüten. Viele THC Konsumenten greifen ergänzend zu CBD, sei es auf einer Party, wo sie nicht gleich schläfrig werden wollen, oder morgens vor der Arbeit, wenn sie Unausgeglichenheit verspüren oder innere Unruhe haben, aber keinen Rausch riskieren möchten. CBD bietet eine tolle Möglichkeit, Cannabis in den Alltag zu integrieren, ohne die typischen psychoaktiven Wirkungen.
Langfristig wird die Kombination aus verschiedenen Cannabinoiden wie THC und CBD wahrscheinlich die optimale Lösung für viele sein, da die Wirkstoffe zusammen oft besser wirken als allein – der sogenannte Entourage-Effekt. Und für THC Konsumenten, die den Ausstieg suchen, ist CBD eine hervorragende Option, um sanft von THC wegzukommen.
Kurz gesagt: Die Cannabispflanze hat uns noch viel zu bieten, und CBD wird dabei garantiert eine wichtige Rolle spielen – sowohl eigenständig als auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen.
Business-On: Vielen Dank für diese spannenden Einblicke in eine dynamische Branche, die europaweit in Bewegung ist, Johannes Harms, Mitgründer von cbdia.eu.
Bildquellen:
- Johannes Harms: mit freundlicher Genehmigung