Ein “Catch-22” bezeichnet im angelsächsischen Raum eine ausweglose Situation, sozusagen ein Dilemma oder – aus wissenschaftlicher Sicht – der frustrierende Umgang mit bekannten Unbekannten. In einer solchen Zwickmühle steckt die Welt namens “Weyou” in einer undefinierten Zukunft. Und das trotz eines Urknalls an Innovationen, dessen Anfänge im Hier und Jetzt rund um Erfindungen in den Bereichen KI, Gentechnik, Quantencomputer, Robotik & Co anzusiedeln sind. Die Erfindungen können sowohl die Lösung aller menschlichen Probleme sein als auch das Ende unserer Existenz. Um aus dem Dilemma einen “Catch-42” – eine bahnbrechende Erkenntnis, die unsere Lebensweise und die Sicht auf alles grundlegend verändert – zu machen, braucht die Zukunft Ben, der vor den Trümmern seines Lebens steht….
Mit “Catch-42” liefert Felix Holzapfel nach zahlreichen Fachbüchern seinen ersten Roman, der mit einem Sprung durch die Zeiten die Themen Technologie und Wissenschaft behandelt, aber auch viele philosophische Fragen aufwirft. Kleiner Insider: der Titel ist eine Hommage an den Klassiker “Per Anhalter durch die Galaxis”, wo die Zahl 42 als Lösung aller Probleme stilisiert wird. Gespielt wird mit einem Gedankenexperiment, wohin uns die Errungenschaften unserer Zeit führen könnten. Dass viele der bahnbrechenden Erfindungen schon heute real sind und das Unmögliche damit zum Greifen nah, schildert Felix Holzapfel für Business-on.de anhand von vier Beispielen, die Science-Fiction bald schon zum Alltag werden lassen:
Die Verschmelzung von menschlicher und künstlicher Intelligenz
Dank ChatGPT3 ist künstliche Intelligenz aktuell wieder in aller Munde. Zumindest bisher weit weniger von der breiten Öffentlichkeit beachtet, macht gleichzeitig eine artverwandte Technologie große Fortschritte, die weitreichende Auswirkungen haben wird: Brain-Computer Interfaces. Dabei handelt es sich um Schnittstellen, die das menschliche Gehirn direkt mit Technologie und damit auch mit künstlicher Intelligenz verknüpfen. Insbesondere in der Medizin erzielt diese Technologie bereits großartige Ergebnisse und hilft unter anderem Parkinson Patienten oder Menschen, die vom Locked-In Syndrom betroffen sind, ihre Leiden erheblich zu mindern. Diese Anwendungen veranschaulichen schon heute das Potential der Technologie und zeigen wohin diese sich zukünftig entwickeln könnte.
Gentechnologie auf dem Weg in den Massenmarkt
Mit seinem mRNA-Impfostoff hat das deutsche Unternehmen Biontech gezeigt, wie neue Verfahren im Bereich Biotechnologie unser aller Leben und Gesundheit innerhalb extrem kurzer Zeit wirkungsvoll schützen können. Der eigentliche Fokus von Biontech liegt allerdings auf der Entwicklung individualisierter Therapien bei denen menschliche Zellen neu programmiert werden, um zum Beispiel Krebs zu heilen. Die Gentechnologie geht hier noch einen Schritt weiter, indem sie nicht nur Zellen neu programmiert, sondern das Erbgut, sprich Gene modifziert. Vergleichbare Verfahren können nicht nur zur Heilung schwerer Erkrankungen beitragen, sondern auch wertvolle Dienste bei Routineuntersuchungen leisten, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, besser zu behandeln und unser Leben somit signifikant zu verlängern. Das für uns weitreichendste Szenario der Gentechnologie ist sicherlich die Optimierung menschlichen Lebens. Das Do-It-Yourself Kit der Firma THE ODIN, mit dem man zuhause simple genetische Veränderungen vornehmen kann, oder die ersten genetische optimierten Babys, die 2018 in China geboren wurden, sind bereits heute Realität. Das Gleiche gilt für post-evolutionäre Organismen, die am Computer entwickelt und anschließend zum Leben erweckt wurden. Eine der großen Hürden im Bereich Gentechnologie liegt jedoch nach wie vor in der Verarbeitung riesiger Datenmengen. Sobald dieses Nadelöhr überwunden ist, wird sich die Entwicklung noch einmal erheblich beschleunigen.
Quantencomputer mit nahezu grenzenloser Rechenleistung
Im Jahr 2019 hat Google mit einem 54 Qubit-Quantencomputer in 200 Sekunden eine Berechnung gelöst, für die der zu diesem Zeitpunkt schnellste Super-Computer über 10.000 Jahre benötigt hätte. Anschließend kündigte IBM an, bis 2023 einen Quantencomputer mit mehr als 1.000 Qubits zu entwickeln. Zum Ende des Jahrzehnts plant Google, den ersten Quantencomputer mit mehr als 1 Mio. Qubits fertigzustellen. Vereinfacht gesagt, hat sich die Rechenleistung klassischer Computer laut dem Moorschen Gesetz in der Vergangenheit alle zwei Jahre verdoppelt. Bei Quantencomputern sprechen wir in diesem Jahrzehnt hingegen von einer Verzehnfachung alle zwei Jahre. Hinzu kommt der exponentielle Anstieg bei der Funktionsweise von Quantenbits, kurz Qubits, versus klassische Bits. Klassische Bits, wie sie traditionelle Computer nutzen, haben entweder den Zustand 1 oder 0. Qubits hingegen können beide Zustände gleichzeitig haben. Daher haben 300 klassische Bits 300 Zustände, 300 Qubits hingegen haben bereits mehr Zustände als es Teilchen im gesamten Universum gibt. Und wie gesagt, wir befinden uns auf dem Kurs Richtung 1 Mio. Qubit Rechner. Gewöhnlich überfordert bereits ein klassischer exponentieller Anstieg den menschlichen Verstand. Die doppelte exponentielle Entwicklung der Quantencomputer hinsichtlich Anzahl und Funktionsweise von Qubits sprengt unsere Vorstellungskraft und liegt weit jenseits des heute Vorstellbaren. Daraus werden Anwendungen und Möglichkeiten entstehen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen.
Das Quanteninternet macht all das jedem zugänglich
Die rasche Verarbeitung komplexer Kalkulationen ist das eine, die Übertragung der damit einhergehenden Datenmengen das andere. Genau hier kommt das Quanteninternet ins Spiel. Dabei werden Daten nicht mehr physisch mit Lichtgeschwindigkeit übertragen, sondern sind via Quantenteleportation in Echtzeit verfügbar – egal, wie weit Sender und Empfänger voneinander entfernt sind. Dieses Verfahren beruht auf dem Phänomen der Quantenverschränkung, das Albert Einstein seinerzeit als „spooky action at a distance“ bezeichnet hat und auf das sich seine Aussage „Gott würfelt nicht“ bezieht. Inzwischen ist die Forschung so weit, dass nicht Gott, sondern die ersten Wissenschaftler würfeln und das Phänomen der Quantenverschränkung nicht nur nachgewiesen, sondern nutzbar gemacht haben. Die Grundlagenforschung in diesem Bereich wurde 2022 gar mit dem Nobelpreis in Physik ausgezeichnet. Zu Ende gedacht bedeutet das Zusammenspiel von Quantencomputern und Quanteninternet, dass man zentrale Quantensuperrechner betreiben und deren Möglichkeiten über das Quanteninternet in Echtzeit an beliebig viele Nutzer ausspielen kann. Die grenzenlose Rechenpower und die damit einhergehenden Möglichkeiten könnten in Zukunft also durchaus uns allen zur Verfügung stehen – jederzeit und überall.
Wenn eins plus eins gleich dreihundert ergibt
Und das ist bei weitem nicht alles. Auch in Bereichen wie Nanotechnologie, Robotik oder Virtual Reality werden aktuell beeindruckende Fortschritte erzielt. Doch bereits die in diesem Beitrag beschriebenen vier Technologiefelder zeigen, welche spannenden Anwendungen schon heute Realität sind. Wobei sich das volle Potential erst entfaltet, wenn man besagte Technologien und deren Möglichkeiten nicht alleinstehend betrachtet, sondern miteinander kombiniert. Quantencomputer liefern die erforderliche Rechenpower, um immer komplexere Anwendungen im Bereich Gentechnologie, KI oder Robotik zu realisieren. Im Gegenzug ermöglichen diese Durchbrüche neue Fertigungstechnologien für die Optimierung der Quantencomputer oder KI-Systeme, welche die Nutzung der Technologie weiter vereinfachen oder das Potential von Brain-Computer Interfaces weiter ausreizen. Unter dem Strich scheint es also durchaus plausibel zu sein, dass uns der technische Fortschritt der letzten Jahre schon bald wie ein gemütlicher Spaziergang erscheinen wird. Dabei hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass sich der Fortschritt nicht aufhalten lässt. Doch die gute Nachricht lautet: Wir können ihn gestalten. Das Wissen und die Technologien zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen unserer Zeit sind bereits weitestgehend vorhanden oder zum Greifen nahe. Nun liegt es an uns, diese Schätze richtig zu nutzen.
Über den Autor
Felix Holzapfel, Jahrgang 1978, wurde von Thinkers360 mehrfach als Top10 Global Thought Leader für Digitale Transformation ausgezeichnet. Nach dem Verkauf seiner Digitalagentur an einen der weltweit führenden IT-Dienstleister, berät er heute etablierte Unternehmen und beteiligt sich an Startups. Nachdem er bereits mehrere Fachbücher über Trends, Technologie und den Wandel unserer Medienlandschaft veröffentlicht hat, ist Catch-42 sein erster Roman.
Catch-42
Der Tech-Thriller Catch-42 basiert auf dem Status Quo, zukünftigen Einsatzmöglichkeiten und verschiedenen Gedankenspielen rund um KI, Gentechnik, Quantencomputer, Robotik & Co. Auf seiner Reise in die Zukunft lernt Ben, dass das Wissen zur Lösung der größten Herausforderungen unserer Zeit bereits heute vorhanden ist – wir müssen es nur richtig nutzen. Doch reicht die knappe Zeit, damit Ben die Geschichte unser aller Zukunft neu schreibt?
Bildquellen:
- Felix Holzapfel: Steven Zeh Photography // www.stevenzeh.de
- Catch-42 Cover: Felix Holzapfel
- Technologien die unsere Welt verändern: Dall-E (AI System von OpenAI, das Bilder anhand von Textbeschreibungen generiert)