Chartanalysen lernen – das Wichtigste im Überblick
Um einen besseren Einstieg in das Thema Chartanalysen zu erhalten, ist es zunächst wichtig, ein Verständnis dafür zu erlangen. Dazu folgende Fakten im Überblick:
- Chartanalysen werden weltweit und seit vielen Jahrhunderten durchgeführt.
- Die technische Analyse ist eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Analysen. Privatanleger sollten sie nicht als alleiniges Instrument für kurzfristige Trends nutzen.
- Auch wenn viel genutzt, wird die Technik oft kritisiert. Deswegen ist es wichtig, dass man sich selbst ein umfassendes Bild davon macht.
Was sind Charts?
Mit Charts werden die Preise verschiedener Assets über einen bestimmten Zeitraum aus der Vergangenheit aufgezeigt. Mögliche Assets, für die Charts angesehen werden können, sind Aktien, ETFs, Kryptowährungen, Indizes, Rohstoffe und viele weitere.
Angebot und Nachfrage bestimmen die Charts
Um durch die Chartanalyse an Informationen über die historische Nachfrage und das Angebot eines Assets zu gelangen, muss man sich über den Zusammenhang zwischen Angebot, Nachfrage und Preis im Klaren sein. Ein Preis geht stets aus dem jeweiligen Angebot und der Nachfrage des entsprechenden Assets hervor.
Aus den Angaben über die historische Nachfrage und das Angebot lassen sich Rückschlüsse auf andere Marktteilnehmer und deren Positionierung ziehen, beispielsweise, ob Investoren kaufen, verkaufen oder noch warten.
Der Kurs von börsengehandelten Assets steigt, wenn mehr Marktteilnehmer es erwerben wollen, als andere zum Verkauf bereit sind. Im Gegensatz dazu fällt der Kurs des Assets, wenn die Anzahl der Verkäufer über der von interessierten Käufern liegt.
Was versteht man unter der Chartanalyse?
Mithilfe eines Charts wird die vergangene Kursentwicklung eines Basiswertes grafisch dargestellt. Analysiert man sie, betreibt man demzufolge eine Chartanalyse (auch Charttechnik oder technische Analyse). Ziel dabei ist es, die Entwicklung eines Kurses über einen vergangenen Zeitraum zu untersuchen. Dies macht man mithilfe von Kursverläufen, Verlaufsformationen, sowie Unterstützungen und Widerständen, welche im Kursverlauf auftreten.
Wozu dient eine technische Analyse?
Die Charttechnik ermöglicht es, historische Werte zu beobachten. Dadurch können Trader mitunter präzise Aussagen darüber machen, wie sich ein Kurs in der Zukunft entwickelt. Aus diesen Angaben lässt sich ein guter Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren schlussfolgern. So optimieren Trader im besten Fall ihren Handel.
Wichtig dabei zu wissen ist, dass die Charttechnik nicht garantiert zum Erfolg beim Trading führt, sondern als Methode gesehen werden sollte. Zur Chartanalyse gehören sogenannte Trendlinien, auf die wir später noch zurückkommen werden.
Die Grundlagen der Chartanalyse
Die Chartanalyse erfreut sich wachsender Beliebtheit. Der Trader nutzt dabei bestimmte Charts seines Finanzinstruments, welches er handeln möchte. Damit wird ihm die historische Kursentwicklung in verschiedenen Zeiteinheiten offenbart. Mit dem Einsatz der technischen Analyse lassen sich hohe Gewinne erzielen. Die Erkenntnisse sind auf jeden Finanzmarkt übertragbar, wobei es keine Rolle spielt, um welche Produkte es sich dabei handelt.
„The trend is your friend“ – Trendlinien als wichtiges Werkzeug
Trendlinien resultieren aus Hochs und Tiefs eines Kursverlaufs, die von Charttechnikern miteinander verbunden werden. Trendlinien können bei der Charttechnik beispielsweise in Form von Unterstützungen und Widerstand auftreten, wodurch sich gute Gelegenheiten für Käufe oder Verkäufe von Positionen ergeben. So helfen Trendlinien einem Trader dabei, einen aktuellen Trend von Wertpapieren zu erkennen und damit zukünftige Entwicklungen vorauszusehen.
Wie erkennt man im Chart den Trend?
Es gibt verschiedene Trends, die im Chart ermittelt werden können. Neben einem Aufwärts- oder Abwärtstrend kommt es auch immer wieder zu Seitwärtstrends, die einen Markt beschreiben, der keine bestimmte Richtung aufweist. Daneben wird zwischen drei weiteren Kategorien unterschieden:
- Kurzfristiger Trend
- Mittelfristiger Trend
- Langfristiger Trend
Ein Trend kann wenige Minuten, aber auch mehrere Tage andauern. Ihn durch Charts zu bestimmen, hilft dem Trader dabei, eine Umkehr- und Fortsetzungsformation zu erkennen.
Wie erkennt man Trendwenden?
Durchbricht der Kurschart eine Trendlinie, ganz gleich, ob nach oben oder nach unten, kann das auf das Ende eines Trends schließen lassen. Dafür genügt aber keine kurzzeitige Veränderung. Es muss sich schon um einen erkennbar nachhaltigen Ausbruch handeln.
Es gibt verschiedene Methoden, mit denen sich ein Richtungswechsel erkennen lässt. Dabei handelt es sich um Formationen, die innerhalb des Charts auftreten.
Grundsätzlich zu beachten:
Je höher die Trendreife ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von – zumindest kurzfristigen – Korrekturen, welche entgegen der Trendrichtung verlaufen.
Trendlinien als Unterstützung oder Widerstand
Trendlinien dienen darüber hinaus als Unterstützung oder als Widerstand. Konkret bedeutet das, dass bei der technischen Analyse visuelle Mittel eingesetzt werden, die es dem Trader ermöglichen, verschiedene Zonen im Chart zu erkennen.
Gemeint sind damit solche, die zuvor nicht von einem bestimmten Kurs überschritten werden konnten. Festgelegt werden die Zonen, indem man bestimmte Hoch- beziehungsweise Tiefpunkte, welche innerhalb des Charts auf gleicher Höhe liegen, miteinander verbindet. Die dabei entstehende Linie stellt die Grenze dar, welche schwer von einem Kurs überschritten wird.
Verläuft die Linie unter einem aktuellen Kurs, spricht man von einer Unterstützung. Befindet sie sich stattdessen darüber, kennzeichnet das einen Widerstand. Der Unterschied besteht darin, dass bei einer Unterstützung die Nachfrage langsam das Angebot übersteigt und so ein weiterer Kursrückgang verhindert wird, während es beim Widerstand genau umgekehrt ist. Demzufolge überholt das Angebot allmählich die Nachfrage. Dadurch wird ein weiterer Kursanstieg und die Erhöhung des Preises verhindert.
Kann diese Grenze hingegen durchbrochen werden, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs in die gleiche Richtung weiter verläuft.
Wie funktioniert die technische Analyse?
Charles Dow, der Entwickler des Dow-Jones-Index, veröffentlichte ab 1884 Artikel im „Wall Street Journal“ zu seiner „Dow Theory“. Er gilt als Begründer der technischen Analyse.
Zunächst war die Charttechnik nicht dazu vorgesehen, als wissenschaftliche Theorie künftige Preise von Aktien vorherzusehen. Charles Dow aber betrachtete seine Erkenntnisse als Mittel, um generelle Markttrends besser definieren zu können. Dabei ging er vom zyklischen Verhalten der Finanzmärkte aus und davon, dass die Kurse in kurz-, mittel- und langfristigen Wellen verlaufen.
Bereits im 18. Jahrhundert prognostizierte Munehisa Hommo, welcher auch als „Gott der Märkte“ galt, in Japan die Preise an der Reisbörse, indem er die Entwicklung über viele Jahre aufzeichnete. Zur Analyse nutzte er sogenannte Kerzencharts (Candlestick-Charts), welche noch heute gebräuchlich sind. Daneben gibt es viele weitere Formationen zur Analyse, auf die Trader heute zurückgreifen.
Die Schulter-Kopf-Schulter-Umkehrformation
Diese Formation ähnelt einer Person, die einen Kopf und Schultern aufweist, was ihr auch den Namen eingebracht hat. Sie zeigt den Richtungswechsel innerhalb eines Kurses an. Es ergeben sich dabei drei Spitzen und die mittlere ist immer am höchsten. Deswegen stellt sie den Kopf dar, der über den beiden Schultern steht. Bei diesen handelt es sich dementsprechend um ein erstes und das dritte Hoch eines Kurses.
Die Formation kann nach langem Aufwärtstrend entstehen, welcher langsam wieder abflacht. Als erstes Warnsignal gilt es, wenn es zum Bruch im aufsteigenden Trend kommt. Ein solcher ist daran erkennbar, dass nach dem Kopf der Kurs nicht mehr weiter nach oben verläuft. Das bedeutet, dass es das nächste Hoch ungefähr auf die Höhe der linken Schulter schafft.
Wird sogar eine Nackenlinie, welche entsteht, wenn man Tiefs vor und nach dem Kopf miteinander verbindet, unterschritten, spricht man endgültig von einer Umkehrung des Trends. Die Handelsumsätze gehen infolgedessen häufig kontinuierlich zurück, weshalb die Formation für Trader ein Verkaufssignal darstellt.
Im Gegensatz dazu kann sie aber auch im Zuge eines langfristigen Abwärtstrends zu erkennen sein. Sie ist dann spiegelverkehrt und so, dass der Kopf nach unten zeigt, dargestellt. In diesem Fall stellt die Überschreitung einer Nackenlinie einen beginnenden Aufwärtstrend dar.
Doppel- und Dreifach-Spitzen
Eine der am häufigsten vorkommenden Umkehrformationen ist die sogenannte Doppelspitze. Diese ist bei der Analyse sehr leicht zu erkennen. Es handelt sich um eine Formation, die entweder einem M oder einem W gleicht. Dabei steigt, beziehungsweise sinkt ein Kurs zweimal hintereinander auf ungefähr die gleiche Höhe, bevor sich die Richtung des Trends umkehrt.
Eine nach oben gerichtete Doppel-Spitze, zeigt an, dass ein Aufwärtstrend endet und ist als Verkaufssignal zu sehen. Eine Doppel-Spitze, welche nach unten gerichtet ist, zeigt stattdessen, dass ein Abwärtstrend endet und gilt als Kaufsignal.
Daneben kann es zur Dreifach-Spitze kommen. Bei dieser tritt noch eine weitere Spitze auf.
Flaggen und Wimpel
Flaggen und Wimpel sind nicht nur Vorboten für eine Kursänderung. Sie zeigen die Fortsetzung eines bestehenden Trends an und entstehen durch kurze Pausen während steil verlaufender Kursanstiege beziehungsweise -einbrüche.
Am Anfang zeichnet sich eine fast senkrechte Kursbewegung ab, die entweder auf- oder absteigend sein kann. Diese bezeichnet man als Fahnenstange. Danach gibt es eine Pause, in der sich ein Kurs kurzzeitig innerhalb eines bestimmten Bereichs nach oben und unten bewegt. Letztlich kommt es erneut zur steilen Kursbewegung in etwa gleicher Länge.
Rechteck-Formation
Durch die Rechteck-Formation wird die Unterbrechung eines aktuellen Trends angezeigt. Der Kurs stößt dabei immer wieder auf eine Widerstandslinie, wobei er sich in kurzen Seitwärtsbewegungen innerhalb eines Bereichs hin und her bewegt. Von zwei Linien, die parallel und horizontal verlaufen, wird er dabei begrenzt.
Der anfängliche Aufwärtstrend setzt sich erst dann fort, wenn die Widerstandslinie durchbrochen wird. Dafür sind im Falle der Rechteck-Formation mehrere Anläufe nötig.
Auch diese Formation kann in umgekehrter Weise auftreten. Der Kurs stößt dabei sehr oft auf eine Unterstützungslinie, bis sie durchbrochen wird und sich der Abwärtstrend fortsetzt.
Dreieck-Formation
Kommt es zur Dreiecksformation, wird angezeigt, dass sich ein Trend fortsetzt. Dabei geht das Ausschlagen der Kursentwicklung nach oben und unten immer weiter zurück, bis ihr Verlauf zu einer Spitze am rechten Rand führt. Drei verschiedene Arten von Dreiecken werden unterschieden:
- Symmetrisches Dreieck: Es stellt eine Unterbrechung eines vorrangig herrschenden Trends dar, der fortgesetzt wird, wenn die Formation, bestehend aus zwei Trendlinien, endet. Die obere fällt, während die untere ansteigt. Der Kurs bewegt sich zunächst nur in dem Bereich, wodurch es zu tieferen Hochkursen und höheren Tiefkursen kommt. Trader können in dieser Phase kaufen oder verkaufen. Die Formation endet mit der Spitze des Dreiecks (dort treffen sich die Linien).
- Aufsteigendes Dreieck: Hierbei kollidiert der Kurs wiederholt mit der Widerstandslinie. Während einer Konsolidierung bilden sich steigende Tiefkurse, die Hochkurse aber bleiben auf Höhe der Widerstandslinie. Ein Kaufsignal besteht dann, wenn die Widerstandslinie von einer Trendlinie nach oben hin überschritten wird. Das aufsteigende Dreieck entsteht demzufolge während eines Aufwärtstrends.
- Absteigendes Dreieck: Hier entsteht das Dreieck während des Abwärtstrends. Der Kurs stößt immer wieder auf die Unterstützungslinie, wobei die Hochkurse absteigen und Tiefkurse sich weiterhin auf Höhe der Unterstützungslinie befinden. Ein Verkaufssignal für den Trader ist der absteigende Durchbruch.
Keil-Formation
Obwohl die Keil-Formation im Grunde eine Dreieck-Formation darstellt, verweist sie nicht auf eine Fortsetzung des Trends, sondern stattdessen auf die Trendumkehr. Dabei besteht der sogenannte Keil aus zwei Trendlinien, welche sich immer weiter nähern und schließlich in Form einer Spitze aufeinander treffen.
Es ist sowohl eine negative als auch eine positive Neigung möglich, wobei die Spitze stets gegen den Trend zeigt, welcher gerade aktuell ist. Das bedeutet, dass auf einen steigenden Keil ein Abwärtstrend, auf den fallenden hingegen ein Aufwärtstrend folgt. Wird die Trendlinie eines steigenden Kurses durchbrochen, ist das ein Verkaufssignal. Ein Kaufsignal besteht dann, wenn die Trendlinien fallender Keile durchbrochen werden.
Indikatoren für eine Chartanalyse
Chart-Indikatoren stellen eine Übersicht über aktuelle Entwicklungen von Kursen dar, weswegen sich mit ihnen ein Markt besser einschätzen lässt. Tradern ist es dadurch möglich, gute Gelegenheiten für einen Handel zu bestimmen. Dabei sollte man immer mehrere Indikatoren gleichzeitig auswerten, anstatt sich nur auf einen einzigen zu verlassen. Diese Indikator-Typen gibt es:
- Gleitende Durchschnitte: Sie zeigen den durchschnittlichen Kurs eines Wertpapiers während einer bestimmten Zeitspanne an und basieren dabei auf zwei verschiedenen Varianten: dem SMA (einfach gleitender Durchschnitt) und dem EMA (exponentiell gleitender Durchschnitt).
- Trendindikatoren: Diese zeigen Trends an und werden deswegen auch Trendfolger genannt.
- Oszillatoren: Bei ihnen spielt die Geschwindigkeit eines Trends die wichtigste Rolle. Dadurch lässt sich auf dessen Nachhaltigkeit oder eine mögliche Änderung schließen.
- Kurs-/Preis-Kanäle: Dazu zählen die Bollinger Bänder, der Donchian Channel und Keltner Channel. Ihre Verlaufsformen sind wellenartig, wobei sie sich nach unten und oben bewegen.
Welche Software ist für die Charttechnik am besten geeignet?
Um die Charttechnik richtig nutzen zu können, benötigen Trader eine entsprechende Software. Doch welche ist dafür am sinnvollsten? Bei vielen Brokern wird der Handel über die eigene Handelsplattform betrieben. Einige ermöglichen wiederum, dass der Handel über Plattformen externer Dienstleister abläuft. Dabei stellen letztere häufig eine entscheidend bessere Auswahl an Tools bereit, die für umfangreiche Analysen genutzt werden können.
Guidants
Guidants ist ein kostenlos nutzbares Tool aus Deutschland, mit dem sich Realtime-Push-Kurse, Börsen-Charts und mehr nutzen lassen. Außerdem wird der Austausch unter Tradern sowie die Vernetzung mit Experten ermöglicht. Die Anmeldung stellt keine Voraussetzung zur Nutzung dar. Allerdings stehen ohne diese viel weniger Funktionen bereit. Kostenpflichtige Pakete für die Software sind ab einem Preis von circa 9 Euro im Monat zu erhalten.
Etoro
Der Unternehmenssitz des Brokers Etoro liegt in Zypern. Er stellt eine eigene Plattform bereit, welche sowohl im Netz als auch in Form einer App verfügbar ist und zahlreiche Funktionen bietet. Trader haben die Möglichkeit, testweise ein Demo-Konto zu eröffnen und profitieren vom direkten Zugang zu Finanzmärkten. Mit speziellen Funktionen lassen sich darüber hinaus Charts nach Werten und Zeitrahmen miteinander vergleichen. Anmeldung und Nutzung der Analysefunktionen sind kostenlos.
MetaTrader
Der Unternehmenssitz von MetaTrader liegt ebenfalls auf Zypern. Es handelt sich dabei um die weltweit am häufigsten genutzte Handelssoftware. MetaTrader bietet zahlreiche Analysefunktionen und Tools zur Chartanalyse. Es lassen sich auch Tools anderer Anbieter in die Software integrieren.
Das Fazit – das Trading mit einer Chartanalyse optimieren
Mithilfe einer Chartanalyse lässt sich das Trading deutlich erfolgreicher praktizieren. Jeder Trader sollte über die gängigen Chartformationen Bescheid wissen und diese erkennen können. Mit einer entsprechenden Software und zahlreichen Tools bieten sich Händlern vielfältige Analysemöglichkeiten. Chartanalysen ermöglichen Tradern, sich im richtigen Zeitpunkt für einen Kauf oder Verkauf zu entscheiden und tragen so zur Optimierung des Handels bei.
Bildquellen:
- Chartanalysen lernen: Foto von Lukas: https://www.pexels.com/de-de/foto/nahaufnahme-der-umfragetabelle-590022/