Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk wird auch Stecker-Solaranlage oder Mini-PV-Anlage genannt. Das Photovoltaik-System erzeugt aus Sonnenstrahlung Solarstrom für den heimischen Verbrauch.
Essenziell ist die einfache Nutzung des Balkonkraftwerks: Es erfordert keine schwierige Montage. Stattdessen lässt es sich in wenigen Schritten aufbauen: Solarpanel aufhängen, per Anschlusskabel in die Steckdose stecken – fertig.
Aufgrund der vergleichsweise geringen Leistung eignen sich die kleinen Geräte vorwiegend, um den Stromverbrauch von Standby-Geräten im Haushalt zu decken. Sie werden deshalb nur in Kombination mit Netzstrom vom Energieversorger eingesetzt. Nur sehr selten speisen Privatpersonen ihren so selbst erzeugten Strom in das deutsche Netz ein.
Sowohl die Begriffe „Balkonkraftwerk“ als auch „Solaranlage“ sind irreführend: Weder muss das PV-Modul am Balkon angebracht sein, noch handelt es sich im eigentlichen Sinne um eine Anlage.
Wo kommt das Kleinkraftwerk zum Einsatz?
Während sich die Bezeichnung „Balkonkraftwerk“ eingebürgert hat, findet das Solarsystem an vielen Stellen Anwendung:
- Hängend am Geländer oder an der Betonfassade des Balkons
- Liegend auf dem Flachdach, Garagendach oder Gartenhaus
- Angebracht am Schrägdach aus Bitumen, Trapezblech oder Ziegeln
- An der Fassade, als Gartenkraftwerk im Garten oder auf der Terrasse
Vor allem Privatpersonen nutzen den selbst erzeugten Strom. Auch gegen eine Verwendung durch Gewerbe spricht nichts, wenn der Energiebedarf gering ist – etwa in Büros.
Was ist der Unterschied zur PV-Anlage?
Balkonkraftwerk oder PV-Anlage? Die beiden Solarsysteme unterscheiden sich vor allem hinsichtlich des Aufwands, der Leistung und der Anwendung:
- Balkonkraftwerke verfügen in der Regel über ein oder zwei Solarmodule, die selbst montiert an den Balkon passen.
- Photovoltaik-Anlagen müssen professionell installiert werden. Sie bestehen meist aus dutzenden Platten.
- Während PV-Anlagen den gesamten Strom eines Haushalts decken können, produzieren Balkonkraftwerke rund 10 bis 20 Prozent des Energiebedarfs.
Balkonkraftwerke zählen deshalb zu den elektronischen Haushaltsgeräten statt zu den technischen Anlagen. Das ist unter anderem für die rechtliche Einordnung wichtig.
Wie funktioniert eine Balkon-Solaranlage?
Die Funktionsweise entspricht der einer klassischen PV-Anlage: Solarpaneele, bestehend aus vielen kleinen Solarzellen, fangen das Sonnenlicht ein.
Sobald das Balkonkraftwerk an der Steckdose hängt, erzeugt es daraus Gleichstrom. Der angeschlossene Wechselrichter wandelt diesen Gleichstrom in Wechselstrom um, der über die Steckdose in das Hausnetz fließt.
Interessant: Da Strom den Weg des geringsten Widerstands einschlägt, ziehen laufende Geräte ihre Energie vorzugsweise aus der nächsten Quelle. So verringert sich der Bezug des Netzstroms vom Energiebetreiber automatisch, sobald die Mini-Solaranlage angeschlossen ist.
Der Aufbau der Systeme besteht stets aus folgenden Modulen. Die meisten Hersteller liefern komplette Sets:
- Solarplatte(n)
- Wechselrichter
- Anschlusskabel mit Stecker
Zu den technischen Voraussetzungen gehören auch die richtige Steckdose und ein sicherer Untergrund. Weiterhin gibt es Zubehör, das etwa die Leistung misst oder eine falsche Stromzählung verhindert. Auch ein optionaler Stromspeicher ist möglich.
Solarmodul
Den Kern des Kraftwerks bilden mindestens eins, oft auch zwei, drei oder vier Solarpaneele. Sie wiegen meist um die 20 Kilogramm und kommen auf Maße von 1 x 1,70 Meter. Eine einzelne PV-Platte leistet rund 200 bis 300 Watt. Um die aktuelle Grenze von 600 Watt auszureizen, verbinden viele Besitzer zwei oder drei Module mithilfe eines Verbindungskabels.
Halterung
Die richtige Befestigung entscheidet über eine sichere Anbringung. Hersteller stellen ihre Montagesets entsprechend zusammen: mit Rutschmatten für Dächer oder Hängevorrichtungen für den Balkon. Eine Aufständerung hilft, die Paneele in der optimalen Neigung zu befestigen.
Wechselrichter
Der Wechselrichter verwandelt den Gleichstrom der PV-Module in den im Haushalt nutzbaren Wechselstrom. Er ist in den Komplettsets der Hersteller enthalten.
Anschlusskabel mit Stecker (optional: Verlängerungskabel)
Das Anschlusskabel verbindet den Wechselrichter mit der Steckdose. Wichtig ist, auf den richtigen Anschluss (Stecker) zu setzen: Wieland-Stecker passen nur in Wieland-Steckdosen, Schuko-Stecker entsprechend in Schuko-Steckdosen. Bei zu kurzer Kabellänge hilft ein Verlängerungskabel.
Steckdose (Schuko oder Wieland)
Das Balkonkraftwerk lässt sich an zwei verschiedenen Steckdosen-Typen anschließen. Der Standard im Haushalt sind die Schutzkontakt-Steckdosen (Schuko). Als noch sicherer gelten Wieland-Steckdosen. Diese muss jedoch Fachpersonal installieren. Wichtig: Ein Balkonkraftwerk besitzt immer nur einen Anschluss. Mehrere Module sollten nicht über verschiedene Kabel in eine Mehrfachsteckdose gesteckt, sondern untereinander verkabelt werden.
Optional: Speicher (Akku / Batterie)
Einige Hersteller bieten Balkon-Solaranlagen mit Speicher an. Denn ungenutzter Strom geht ohne Speicher verloren. Ein Batteriespeicher soll Abhilfe schaffen. Laut Stiftung Warentest lohnt sich die Speicherung mit aktuellen Modellen allerdings noch nicht – weder für die Umwelt noch den Geldbeutel.
Optional: Neuer Stromzähler
Jeder Haushalt verfügt über einen Stromzähler, der den heimischen Verbrauch misst. Alte Stromzähler (mechanische Ferraris-Zähler) können allerdings rückwärts laufen, wenn das Balkonkraftwerk in Spitzenzeiten überschüssigen Strom in das Netz einspeist. In der Praxis kommt das allerdings nur selten vor.
Weil das die Stromzählung (und damit die Rechnung) trotzdem verfälschen kann, bestehen einige Energieversorger auf einen Austausch des Zählers. Stromzähler mit Rücklaufsperre, Zweirichtungszähler oder digitale Stromzähler können zwischen selbst produziertem und aus dem Netz bezogenen Strom unterscheiden.
Digitale Stromzähler – auch „moderne Messeinrichtungen“ (mME) oder „Smart Meter“ – sind besonders praktisch und laut Gesetz bis 2032 in jedem Haushalt erforderlich.
Anbieter können den Austausch einfordern, müssen sich aber selbst um die Montage kümmern und den Wechsel zahlen. Bereitet die Interaktion Probleme, bietet sich ein Umzug zu einem anderen Messstellenbetreiber an.
Montage
Balkon-Stromkraftwerke dürfen und können privat von Laien aufgebaut werden. Nur in wenigen Fällen ist eine Montage durch professionelle Betriebe Pflicht:
- Die Anlage fasst über 600 Watt. Dadurch überschreitet sie die erlaubte Leistung.
- Steckdosen – vor allem vom Typ Wieland – müssen eingebaut werden.
Auch Änderungen am Stromkreis oder den Austausch von Sicherungen sollte ein Elektroinstallateur vornehmen.
DIY: Selber bauen
Komplette Montagesets erleichtern das Anschließen. Da es sich bei den meisten Mini-Solaranlagen um „Plug-and-Play“-Systeme handelt, dauert der Aufbau nur wenige Minuten.
Komplizierter ist das sichere Anbringen von Balkon-, Wand- oder Dachhalterung. Balkonsolar bietet einen Überblick darüber, was an gängigen Montageorten zu beachten ist. Genauere Anweisungen liefert die Montageanleitung des Herstellers.
Installieren lassen
Wer die einfache und sichere Variante wählen möchte, beauftragt einen Elektroinstallateur mit der Montage. Neben den vorgeschriebenen Fällen bietet sich die Hilfe besonders an schwierig zu erreichenden Montageorten an, etwa bei der Wand- oder Dachmontage.
Zusätzlich zu den Kosten für das Montagematerial tragen Besitzer der Mini-Kraftwerke den Aufwand der Monteure. Dieser schlägt – je nach Betrieb – mit rund 100 bis 200 Euro zu Buche.
Lohnt sich ein Solar-Balkonkraftwerk?
Ob und wie schnell sich eine Stecker-Solaranlage rentiert, hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab:
- Wie viel kostet die Anschaffung?
- Wie viel Strom produziert die Anlage?
- Wie hoch sind die Stromkosten pro kWh?
Kosten für die Anschaffung
Die meisten Solar-Balkonkraftwerke liegen preislich zwischen 400 und 800 Euro. Günstige Modelle von Discountern beginnen schon ab 199 Euro. Teure Varianten mit mehreren Modulen, höherer Leistung und speziellem Zubehör liegen beginnen bei 1000 Euro. Alle Preise sind ohne Umsatzsteuer zu verstehen.
Zusätzlich zu den Materialkosten kommen Kosten für die Montage (100 bis 200 Euro) und eventuelle Umbaumaßnahmen auf.
Förderung
In einigen Bundesländern oder Städten gab und gibt es Förderprogramme. Sie unterstützen Privatpersonen oder Firmen mit einem Zuschuss oder übernehmen die Anschaffungskosten komplett. Bundesweite Förderungen gibt es aktuell nicht.
Die Förderprogramme entlasten die Antragsteller um Festbeträge zwischen 50 und 800 Euro oder um prozentuale Anteile an den Anschaffungskosten. Hier gibt es eine ausführliche Liste der Zuschüsse, sortiert nach Kommunen.
Seit Beginn 2023 werden Balkonkraftanlagen zudem ohne Mehrwertsteuer verkauft. Privatpersonen können demnach eine Ersparnis von 19 % einplanen. Auch die Erträge sind steuerfrei. Auf den Eigenverbrauch fallen schon immer keine Steuern an.
Wie viel Strom produziert ein Balkonkraftwerk?
Ein einzelnes Solarmodul ist in den meisten Fällen auf Spitzenleistungen von 300 Watt ausgelegt. Da eine Mini-PV-Anlage in Deutschland eine maximale Leistung von höchstens 600 Watt ausgeben darf, bestehen die meisten Stecker-Solarkraftwerke aus zwei Modulen.
Diese Leistung schafft es in der Regel, den Betrieb von Standby-Geräten zu sichern: Ladegeräte, Router, Zahnbürsten. Bei hoher Tagesleistung können auch energieintensivere Geräte betrieben werden.
Je nach Lage in Deutschland erzeugt ein System mit 600 Watt einen Tagesertrag von durchschnittlich 1 bis 1,8 Kilowattstunden bei starken täglichen Schwankungen. Daraus ergibt sich ein Jahresertrag von 400 bis 650 kWh.
Ein Zwei-Personen-Haushalt kommt im Jahr auf einen Stromverbrauch von rund 3300 kWh. Durchschnittliche 500 kWh selbst erzeugte Solarkraft entlasten den Haushalt also um etwa 15 Prozent der Stromkosten, wenn er die Energie vollständig nutzen kann. In der Realität gehen allerdings etwa zwei Drittel verloren, da zu Spitzenzeiten kein Strom gespeichert wird. So bleiben rund 160 kWh als tatsächlicher Eigenverbrauch übrig.
Bei einem Strompreis von 40 Cent pro kWh ergibt sich daraus eine Ersparnis von rund 64 Euro im Jahr. Kostet das Balkonkraftwerk 800 Euro, rechnet es sich demnach nach 13 Jahren. Schneller amortisiert es sich, wenn entweder Eigenverbrauch oder Strompreis steigen. Stiftung Warentest geht deshalb davon aus, dass sich fast alle Stecker-PV-Anlagen finanziell lohnen.
Tipp: Der Stecker-Solar-Simulator der HTW Berlin berechnet das exakte Sparpotenzial eines Haushalts. Im Rechner lassen sich mehrere Anlagen vergleichen.
Außerdem ergibt sich jährlich eine CO₂-Einsparung von rund 200 Kilogramm.
Ausrichtung
Ob nach Osten oder Süden, mit West-Ausrichtung oder an der Nordseite: Die Ausrichtung entscheidet darüber, wie hoch der Ertrag an Solarenergie ausfällt.
Generell gilt: Je mehr Strahlung direkt auf die Paneele trifft, desto größer die Ausbeute. Die Südseite erreichen dabei die meisten Sonnenstrahlen, die Nordseite die wenigsten.
Aber: Der Einsatz auf anderen Seiten des Hauses kann unter Umständen lohnenswerter sein. Denn wer tagsüber bei Südstrahlung kaum Strom verbraucht, verschwendet vielleicht einen Großteil der erzeugten Energie. Schließlich wird der Strom nicht gespeichert.
Den höchsten Ertrag liefern Anlagen, die senkrecht zur Sonne stehen. Ständer an der Halterung können den Neigungswinkel optimieren. Auch unterschiedliche Ausrichtungen über verkabelte Module sind in manchen Fällen sinnvoll.
Schatten vermindert dagegen den Ertrag. Verschattungsresistente Module können den Leistungsabbau zwar einschränken, sind in der Regel aber teurer. Auch hinter Fenstern sollten sich die Solarplatten nicht befinden.
Einspeisung
Was passiert mit überschüssigem Strom? Wer ihn nicht speichert, speist ihn automatisch in das öffentliche Netz ein. Das ist umweltfreundlich, da so weniger Energie ungenutzt verfällt.
Um von der Einspeisung auch finanziell zu profitieren, ist es möglich, sich eine Einspeisevergütung nach EEG auszahlen zu lassen. Diese beträgt 2023 8,2 Cent pro kWh.
Für private Anlagen mit maximal 600 Watt ist das allerdings selten rentabel. Denn erstens fällt die Ersparnis bei Stromkosten von mehr als 30 Cent pro kWh deutlich höher aus, wenn der Strom im Eigenbedarf genutzt wird.
Zweitens ist der Betrieb von Einspeiseanlagen (bürokratisch) wesentlich aufwändiger: Digitale Zähler müssen die Einspeisung messen und besondere Vorschriften eingehalten werden.
Welche Balkon-PV-Anlage kaufen?
Auf dem Markt haben sich Angebote von ausländischen und deutschen Herstellern etabliert. Sie werden vorrangig über das Internet, aber auch über den stationären Handel vertrieben.
Vor einem Kauf müssen Interessenten folgende Fragen klären:
- Erlauben Vermieter oder Eigentümergemeinschaft eine Installation?
- Wie hoch ist der Verbrauch, den ich durch das PV-Gerät decken möchte?
- Welcher Montageort eignet sich?
- Wie viel möchte ich investieren?
Test: Welches BKW ist das beste?
Bisher gibt es keinen Vergleich der Stiftung Warentest und dementsprechend keinen Testsieger. Es wird allerdings empfohlen, auf Modelle zu setzen, die folgende Standards und Normen erfüllen:
- DGS Sicherheitsstandard 0001:2019-10
- VDE-AR-N 4105
- Bald: VDE V 0126-95
Für Privatpersonen bieten sich vor allem steckerfertige Komplettsets an, da sie einfach zu installieren sind. Wer sein Gartenkraftwerk selber zusammenstellen möchte, muss überprüfen, ob alle Elemente kompatibel zueinander sind.
Auf dem Markt befinden sich vielfältige Varianten mit unterschiedlicher Leistung sowie speziellen Eigenschaften wie der Verschattungsresistenz.
Hersteller und Anbieter
Stecker-Solargeräte sind längst in der Breite der Gesellschaft angekommen. Entsprechend produzieren viele Firmen eigene Modelle oder vertreiben die von anderen Herstellern.
Je nach gewünschter Beratung, Versandoptionen oder Auswahl eignen sich folgende Anlaufstellen:
- Online-Plattformen wie Otto, Amazon, Ebay
- Spezialhandel wie priwatt oder greenakku
- Einzelhandel wie Media Markt, Hornbach, Obi
- Discounter wie Lidl, Netto, Kaufland
- Gebrauchte Geräte über Kleinanzeigen
Hinweis: Aufgrund der aktuellen Nachfrage sind die Anlagen nicht immer sofort lieferbar.
Rechtliche Vorschriften
Zwar ist es deutlich unkomplizierter, sich ein Balkonkraftwerk als eine PV-Anlage anzulegen. Dennoch gilt es, einige Richtlinien einzuhalten.
Bauliche Voraussetzungen
Wer eine kleine Solaranlage einbauen möchte, muss folgende Regelungen beachten:
- Das Hausnetz verfügt über eine Spannung von 230 Volt und eine Frequenz von 50 oder 60 Hertz (Hz). Die meisten Gebäude erfüllen diese Anforderung.
- Bei einem Balkon in einer Höhe von über vier Metern sind verglaste Solarmodule verboten. Stattdessen kommen Varianten mit Kunststoff zum Einsatz.
- Aufgrund des Brandschutzes muss sich das Modul mindestens 1,25 Meter von der Brandmauer des Nachbarhauses entfernt befinden.
Experten empfehlen zudem, in Abständen von vier Jahren die Hauselektrik nach DIN VDE 0105 kontrollieren zu lassen. Der sogenannte E-Check verringert die Brandgefahr und überprüft den Blitzschutz.
Versicherung
Zwei Versicherungen kommen infrage:
- Die Haftpflichtversicherung kommt für Schäden auf, die etwa durch herunterfallende Module entstehen.
- Die Hausratversicherung zahlt, wenn das Kraftwerk selbst zu Schaden kommt oder gestohlen wird.
Beiden Versicherungen sollte die Anlage gemeldet werden, um im Schadensfall Komplikationen zu vermeiden.
Erlaubte Leistung
Pro Haushalt ist eine Ausgangsleistung von maximal 600 Watt (2,6 Ampere) ohne Genehmigung zugelassen. Das entspricht in den meisten Anlagen der kombinierten Leistung von zwei Modulen à 300 Watt.
Wichtig: Die Module selbst dürfen mehr Leistung erbringen können. Deshalb verkaufen einige Anbieter auch Mini-Solaranlagen für 750 Watt, 1000 Watt oder gar 1500 Watt. Worauf es ankommt, ist die Einspeiseleistung, die in der Steckdose eingeht. Diese wird durch die Leistung des Wechselrichters bestimmt. Zwei oder mehrere Balkonkraftwerke pro Haushalt sind nicht erlaubt.
Experten vermuten, dass die höhere Bagatellgrenze von 800 Watt frühestens Ende 2023 auch in Deutschland eingeführt wird. Diese gilt bereits in verschiedenen EU-Ländern. Haushalte dürfen dann insgesamt 800 Watt erzeugen. Deshalb verkaufen manche Anbieter bereits jetzt leistungsstärkere Anlagen, die mit dem neuen Gesetz freigeschaltet werden können.
Nach der Sommerpause wird der Bundestag darüber abstimmen, ob die Bagatellgrenze auf 800 Watt angehoben wird. Experten rechnen mit einem positiven Ausgang. Dann dürfen Wechselrichter 800 statt 600 Watt ausgeben und Solarmodule von insgesamt 2000 Watt verwendet werden. Das Gesetz gilt voraussichtlich ab Januar 2024.
Wer bereits jetzt mehr als 600 Watt mit der Stecker-PV-Anlage erzeugen möchte, benötigt eine Zulassung. Diese lohnt sich aber im Bereich der Mini-Kraftwerke selten – es bietet sich ein Wechsel zur festen Solaranlage an.
Genehmigung von Vermieter oder WEG
Wer eine Eigentumswohnung besitzt, hat es leichter, das Kraftwerk zu installieren. Im Falle einer WEG bedarf es nur einer Zustimmung der Mehrheit der Eigentümergemeinschaft, keine Einstimmigkeit.
Wer als Mieter in einer Mietwohnung lebt, sollte zuerst einen Blick in den Mietvertrag werfen. Hier lassen sich eventuelle Verbote von Anbauten am Balkongeländer finden. In einem Mehrfamilienhaus gilt zudem meist ein Verbot von Maßnahmen an Gemeinschaftsflächen wie der Hauswand, dem Garagendach und Co. Der zum Eigenbedarf gemietete Raum – wie Balkon oder Garten – darf dagegen nach eigenem Willen gestaltet werden.
Wenn im Mietvertrag kein ausdrückliches Verbot herrscht, ist die Meldung zwar keine Pflicht. Allerdings darf der Vermieter Bedenken gegen die Konstruktion äußern oder auf sein Privileg als Eigentümer bestehen. Deshalb wird die vorherige Absprache dringend empfohlen.
Wo anmelden?
Balkonanlagen sind anmeldepflichtig, aber genehmigungsfrei.
Eine Anmeldung bei zwei Stellen ist vorgeschrieben:
- Der Netzbetreiber hat ein Recht darauf, von der Anbringung eines Balkonkraftwerks zu erfahren. Die meisten Betreiber haben eigene Anmeldeformulare. Ein Muster stellt die DGS zur Verfügung.
- Auch beim Marktstammdatenregister (MaStR) der Bundesnetzagentur müssen sich Haushalte registrieren.
Die HTW Berlin schätzt, dass es bereits Ende 2021 rund 190.000 Balkonkraftwerke in Deutschland gab. Obwohl die Meldepflicht herrscht, gehen Branchenkenner davon aus, dass ein Großteil der Guerilla-PV-Geräte nicht angemeldet ist. Für einen Betrieb ohne Anmeldung drohen Bußgelder. Allerdings werden fehlende Registrierungen kaum kontrolliert.
Bei der Anmeldung handelt es sich jedoch nicht um eine Genehmigung. Netzbetreiber oder das Marktstammdatenregister dürfen die Nutzung einer Balkonkraftanlage unter 600 Watt in der Regel nicht verbieten.
Ab 2024 ist die Anmeldung beim Netzbetreiber nicht mehr notwendig, sofern der Bundestag dem Gesetzesentwurf zustimmt. Nur noch eine (vereinfachte) Anmeldung bei der Bundesnetzagentur ist dann vorgeschrieben, innerhalb eines Monats nach der Aktivierung. Möchte der Netzbetreiber daraufhin den Stromzähler wechseln, muss er das innerhalb von vier Monaten tun.
Ein Gewerbe muss man für den Betrieb ohne Einspeisung nicht anmelden.
Häufige Fragen über Stecker-Solaranlagen
Was bringt ein Balkonkraftwerk im Winter?
In den Wintermonaten ist die Sonneneinstrahlung in Deutschland schwächer und kürzer als im Sommer. Deshalb erzeugen BKWs in der kalten Jahreszeit weniger bis keine relevante Energie. Um auch im Winter unabhängiger vom Versorger zu sein, bedarf es einer Alternative mit mehr Leistung.
Was spricht gegen Balkonkraftwerke?
Die Guerilla-PV-Kraftwerke lohnen sich als Ergänzung zum laufenden Stromvertrag. Wer komplett autark sein möchte, benötigt eine PV-Anlage mit mehr Leistung. Diese ist allerdings genehmigungspflichtig. Kein Nachteil, aber dennoch zu beachten, ist die Amortisationsdauer von rund 10 bis 20 Jahren.
Was passiert beim Stromausfall?
Bei einem Ausfall der Netzspannung hört die Balkonanlage innerhalb von Millisekunden auf, Energie zu produzieren. Dafür sorgt die Freischaltstelle im Wechselrichter.
Sind Balkonkraftwerke gefährlich?
Nein. Die Anlagen gelten als sehr sicher, wenn sie den deutschen Standards entsprechen: VDE 0100 551 für steckbare Stromerzeugungsgeräte und VDE-Norm AR 4105 für Wechselrichter. Die Norm VDE V 0126-95 wird aktuell entwickelt. Zudem verfügt die DGS über einen eigenen Sicherheitsstandard: DGS 0001:2019-10.
Wie lange halten Balkonkraftwerke?
Die garantierte Lebensdauer der Module liegt – abhängig vom Hersteller – bei 20 bis 30 Jahren. Wechselrichter müssen in der Regel nach rund zehn Jahren ausgetauscht werden.
Kann ich einen Speicher nachrüsten?
Ja. Seit 2023 gibt es in Deutschland Akkus zum Nachrüsten. Sie sind allerdings noch nicht weit verbreitet und nur für wenige Systeme verfügbar.
Was passiert, wenn der Zähler rückwärts läuft?
Da Mini-PV-Anlagen auf den Eigenverbrauch ausgelegt sind, kommt es sehr selten zu einer Einspeisung in das öffentliche Netz. Ist das dennoch der Fall, liegt der Rücklauf meist unter den vier Prozent Toleranz für Abweichungen. Trotzdem sollte der Rücklauf vermieden werden. Um Strafen vom Energieversorger zu vermeiden, hilft ein (digitaler) Zähler mit Rücklaufsperre.
Überlasten die Mini-PV-Anlagen das Stromnetz?
Nein. Die genehmigungsfrei zugelassenen 600-Watt-Anlagen produzieren – bei richtiger Installation – in der Regel zu wenig Energie, um zu einer Überlastung zu führen.
Was ist der „Inselbetrieb“?
Inselanlagen sind Systeme, die ohne Netzanschluss Energie gewinnen. Die Insellösungen eignen sich an Orten ohne Steckdose, etwa beim Camping. Hier ersetzt eine Batterie den Netzanschluss. Auch ein spezieller Wechselrichter ist notwendig.
Sollte ich das System im Urlaub ausschalten?
In der Regel ist es nicht notwendig, bei Abwesenheit den Stecker zu ziehen. Viele Geräte – Alarmanlage, Kühlschrank, Standby-Geräte – benötigen laufend Strom.
Bildquellen:
- Balkonkraftwerk Grafik 1: business-on.de
- Balkonkraftwerk Grafik 2: business-on.de
- pexels-los-muertos-crew-8853503 (1): Foto von Los Muertos Crew: https://www.pexels.com/de-de/foto/arbeiten-standort-bauarbeiter-solarplatten-8853503/