Elektroinstallationen in Wohnhäusern sind ein Thema, das nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Renovierungs- und Modernisierungsprojekten eine zentrale Rolle spielt. Die Technik entwickelt sich ständig weiter, und so können alte Verkabelungen und Sicherungen nicht nur ineffizient, sondern auch unsicher werden. Doch wie erkennt man, wann es Zeit ist, die Elektrik zu erneuern? Welche Herausforderungen und Fallstricke gibt es bei der Planung und Umsetzung? Und worauf sollten Hausbesitzer besonders achten, wenn sie sich für eine Erneuerung entscheiden?
Um diese und weitere Fragen zu klären, haben wir einen erfahrenen Elektriker, der in seinem Online-Shop umfangreiches Elektromaterial für qualitative Elektroinstallation anbietet und Bauherren sowie Hausbesitzer über aktuelle Trends und Herausforderungen aufklären wird, zum Interview eingeladen. Denny Banz erklärt uns im Folgenden, welche Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten in welchen Abständen anfallen, wie moderne Technik in die bestehenden Systeme integriert werden kann, welche gesetzlichen Vorgaben einzuhalten sind und welche neuesten Trends die Elektroinstallationen in Eigenheimen prägen. Auch auf die häufigsten Fehler, die es zu vermeiden gilt, wird er eingehen und praktische Tipps für Hausbesitzer und Bauherren geben.
Freuen Sie sich auf ein informatives Gespräch mit Denny Banz, der die Herausforderungen und Chancen bei der Erneuerung von Elektroinstallationen kennt – und hilfreiche Ratschläge bietet, wie Sie Ihr Zuhause sicher und zukunftsfähig machen können!
Business-On: Herzlich willkommen zu unserem Expertentalk rund um das Thema Elektroinstallationen und ihre Erneuerung Denny Banz, staatl. gepr. Techniker für Energie- und Automatisierungstechnik und Betreiber des Fachgeschäfts www.elektrikshop.de. Viele unserer Leser wissen vermutlich gar nicht, wie alt ihre Elektroinstallationen sind. Würden Sie sagen, es handelt sich um ein unterschätztes Thema?
Denny Banz: Vielen Dank für die Einladung zum Interview.
Elektroinstallationen im Eigenheim sind häufig älter, als viele Menschen denken. Der durchschnittliche Lebenszyklus von Elektroinstallationen beträgt etwa 30 bis 40 Jahre, wobei einige Bestandteile, wie Sicherungen oder Steckdosen, sogar früher ersetzt werden sollten. Viele Hausbesitzer gehen jedoch davon aus, dass Elektroinstallationen viel länger halten oder denken schlicht nicht darüber nach, da sie „unsichtbar“ im Alltag funktionieren. Dies trifft natürlich auch auf Installationen im Büro-/Gewerbebereich zu, die oft als Vermietungsobjekt primär rentabel sein sollen.
Business-On: Mit welchen Kosten sollten Immobilienbesitzer rechnen, wenn sie ihre komplette Elektrik erneuern wollen und wie häufig sollte man dies tun?
Denny Banz: Die Kosten für die Erneuerung der Elektroinstallation in einem Eigenheim können stark variieren, abhängig von mehreren Faktoren wie der Größe des Hauses, dem Umfang der Arbeiten und der gewünschten Ausstattung. Eine gängige Faustregel für eine komplette Erneuerung der Elektroinstallation liegt zwischen 60 und 100 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. In speziellen Fällen oder bei höherwertigen Materialien und Smart-Home-Installationen können die Kosten auf bis zu 120 Euro pro Quadratmeter ansteigen. Dies ist natürlich auch regional abhängig und kann pauschal nicht beantwortet werden.
Business-On: Viele Bauten stammen aus den 1960er und 1970er Jahren und sollten entsprechend komplett neu verkabelt werden?
Denny Banz: In den 1960er und 1970er Jahren wurden häufig Materialien und Techniken verwendet, die den heutigen Anforderungen und Sicherheitsstandards nicht mehr entsprechen. Dazu gehören Aluminiumleitungen, da diese damals günstiger waren als Kupfer. Allerdings neigen Aluminiumleiter zu Oxidation und Korrosion, was zu Überhitzung und erhöhter Brandgefahr führt. Aber auch die Isolierungen der Kabel in alten Installationen können im Laufe der Zeit spröde und brüchig werden, was das Risiko von Kurzschlüssen oder elektrischen Schlägen erhöht. Zudem wurden damals häufig nur zweiadrige Leitungen verlegt. Dies war damals in der Elektroinstallation gängige Praxis, da der Sicherheitsstandard und die Anforderungen an die elektrische Infrastruktur noch anders waren. In zweiadrigen Installationen können keine modernen Schutzvorrichtungen wie FI-Schutzschalter eingesetzt werden, die das Sicherheitsniveau erheblich erhöhen.
Business-On: Jenseits der vollständigen Neuverlegung aller Leitungen werden moderne Immobilien auch regelmäßig nachgerüstet. Beispielsweise wurden in den letzten Jahrzehnten viele Steckdosen oder eine LAN-Verkabelung nachgerüstet. Welche Trends und Herausforderungen beobachten Sie in diesem Feld aktuell?
Denny Banz: Der Standard für die LAN-Verkabelung im Eigenheim hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt, um moderne Anforderungen an Netzwerkgeschwindigkeit und Zuverlässigkeit zu erfüllen. Heute sind strukturierte Netzwerke und leistungsfähige Kabeltypen unerlässlich, da immer mehr Geräte in Haushalten vernetzt werden und schnelles, stabiles Internet benötigt wird. Auch wenn das WLAN für mobile Endgeräte natürlich sinnvoll ist, sollte man für z.B. Smart-TVs, Spielekonsolen, PC und weitere Anwendungen ein LAN-Netzwerk installieren. Dieses hat im Vergleich zu WLAN eine deutlich stabilere und schnellere Verbindung. Der aktuelle Standard für Netzwerkkabel in Eigenheimen ist in der Regel CAT6 oder CAT7, wobei CAT7 für besonders zukunftssichere Installationen zu empfehlen ist.
Business-On: Was würden Sie Bauherren und Besitzern von älteren Immobilien derzeit raten, wenn diese über eine umfassende Erneuerung ihrer Elektrik nachdenken?
Denny Banz: Die Erneuerung der Elektroinstallation in einem Eigenheim erfordert sorgfältige Planung, die Einhaltung aktueller Sicherheitsnormen und eine vorausschauende Planung für zukünftige Anforderungen. Ausreichend Steckdosen, moderne Verkabelung, die Integration von Smart-Home-Technologien sowie eine zukunftssichere Netzwerk- und Sicherheitsinfrastruktur sind entscheidend, um langfristig eine sichere und komfortable Nutzung zu gewährleisten.
Sinnvoll ist es, hier auch zusätzliche Leerrohre gleich mit zu verlegen, z.B. für einen späteren Glasfaseranschluss, eine Solaranlage oder eine Wallbox, um zukünftig diese oder andere Sachen einfach integrieren zu können. Um Kosten zu sparen kann in Absprache mit einem Fachmann auch das Material in Eigenbeschaffung besorgt werden. Zusätzlich können Eigenleistungen bei der Installation vereinbart werden was nochmal die Kosten senkt. In jedem Fall sollte die Sicherheit der Elektroinstallation und eine zukunftssichere Anlage im Fokus stehen.
Business-On: Vielen Dank, dass Sie in diesem Interview Ihre Expertise mit uns geteilt und Licht auf ein häufig stiefmütterlich behandeltes Thema im Bereich Innenausbau und Wohnungssanierung geworfen haben.