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Finanzen

Depotfreigabe bei Volljährigkeit: Neue I4K-Studie beleuchtet Konsumverhalten junger Erwachsener

Was passiert, wenn junge Menschen von einem Tag auf den anderen über zehntausende Euro verfügen? Eine neue Untersuchung der Initiative Invest4Kids (I4K) liefert aufschlussreiche Antworten – und wirft die Frage auf, ob Depotfreigaben mit 18 wirklich immer klug geregelt sind.

Die Redaktion von business-on.de hat die Invest4Kids-Studie genau unter die Lupe genommen und mit einem Expertenblick auf die wichtigsten Ergebnisse geschaut. Denn was hier auf den ersten Blick nach einem Nischenthema klingt, betrifft in Wirklichkeit zehntausende junge Menschen – und eine Wirtschaftswelt, die längst erkannt hat, wie lukrativ diese Zielgruppe ist.

Plötzlich viel Geld – und dann?

Der Untersuchungsanlass ist schnell erklärt: Immer mehr Eltern sparen für ihre Kinder über Jahre hinweg in Depots, Fonds oder auf separaten Konten. Spätestens mit der Volljährigkeit erhalten viele dieser jungen Erwachsenen dann Zugriff auf teils fünfstellige Beträge. Die Invest4Kids-Studie wollte wissen: Was passiert danach?

Die Antwort ist aufschlussreich: Zwar geben viele junge Erwachsene in den Befragungen an, das Geld für langfristige Ziele wie Ausbildung, Wohnung oder Investitionen nutzen zu wollen. Doch sobald das Kapital tatsächlich zur Verfügung steht, steigt die Versuchung: Spontane Ausgaben für Technik, Mode oder Reisen gewinnen an Bedeutung – besonders dann, wenn Social Media, Freunde oder Trends mitreden.

Psychologische Faktoren für Konsum und gegen Sparen

Die Invest4Kids-Studie schaut sich die Studienlage zu den unterbewussten Mustern an, die Finanzthemen in Menschen auslösen. Zwei zentrale psychologische Phänomene sind daran beteiligt, Konsum vor Sparverhalten zu stellen: fehlender Belohnungsaufschub und der Windfall-Gains-Effekt.

Schon in klassischen Experimenten der Verhaltensforschung, dem berühmten Marshmallow-Test, zeigte sich: Insbesondere Kinder haben Schwierigkeiten dabei, konkrete Belohnungen im Jetzt für potenzielle Vorteile in der Zukunft auszuschlagen. Getestet wurde, wie lange Kinder bereit waren, auf eine subjektiv bessere Belohnung zu warten. Riefen sie den Studienleiter in den Raum zurück, wurde ihnen ein Marshmallow versprochen. Warteten sie bis er von alleine zurückkam, erhielten sie zwei. Die meisten Kinder riefen den Studienleiter nach 6 bis 10 Minuten zurück, statt 15 Minuten zu warten und die doppelte Belohnung zu erhalten.

Die I4K-Studie legt nahe, dass auch junge Erwachsene noch mit dem Konzept des Belohnungsaufschubs kämpfen. Sie haben in der Studie zwar häufig ein Bewusstsein für langfristige Ziele geäußert sich in konkreten Entscheidungssituationen aber häufig für kurzfristige Belohnungen entscheiden. Der neue Laptop, das ersehnte Reiseziel oder das trendige E-Bike erscheinen oft verlockender als ein ETF-Sparplan oder ein Notgroschen.

Die Studienautoren interpretieren dies als Ausdruck eines verbreiteten „Present Bias“ – einer psychologischen Verzerrung, bei der unmittelbare Belohnungen überproportional stark gewichtet werden. Die langfristige Perspektive verliert dabei an Kraft, selbst wenn sie objektiv sinnvoller wäre.

Noch verstärkt wird dieser Effekt durch das Gefühl, dass plötzlich erhaltenes Geld – etwa aus Depotfreigaben – „extra“ ist. Der sogenannte Windfall-Gains-Effekt sorgt dafür, dass diese Summen eher als Bonus denn als Kapitalbasis betrachtet werden. Die Folge: Menschen haben das Gefühl, das Geld frei ausgeben zu können, da es nicht fest in den Finanzplan verbaut ist, und gönnen sich daher ungeplante Dinge.

Diese psychologischen Muster beeinflussen auch vernünftige Personen ganz unterbewusst. Die Studienautoren plädieren daher für präventive Maßnahmen: Etwa stufenweise Auszahlungen oder feste Sparquoten, die impulsiven Entscheidungen Struktur entgegensetzen – und langfristiges Denken fördern.

Der unterschätzte Einfluss von Social Media

Auffällig ist heute auch der Einfluss digitaler Plattformen. In kurzen, viralen Clips bewerben Influencer Lifestyle-Produkte mit direktem Kauf-Button – inklusive Rabattcode und limitierter Verfügbarkeit. Die Folge: sogenannte „Fear of Missing Out“-Effekte (FOMO), die zu schnellen Kaufentscheidungen führen.

Laut Studie glauben viele junge Menschen, „nicht so leicht beeinflussbar“ zu sein. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Eltern und Pädagog:innen beobachten, dass der Freundeskreis und Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube das Ausgabeverhalten stärker prägen, als es den Jugendlichen selbst bewusst ist.

Kontrollmechanismen – altmodisch oder notwendig?

Eine der spannenderen Erkenntnisse der Studie betrifft die Rolle von elterlichen Kontrollmechanismen. In Modellrechnungen wird erarbeitet, wie viel die jungen Menschen von ihrem Depot sparen, wenn gewisse Schutzmechanismen eingesetzt werden, indem in einem Depotvertrag nach Freigabe des Geldes noch elterliche Kontrolle ermöglicht wird. 

Besonders wirksam: Modelle, bei denen junge Erwachsene nur etappenweise auf ihr Kapital zugreifen können – etwa gekoppelt an Bildungsfortschritte oder finanzielle Zwischenziele. Auch verpflichtende Sparquoten, bei denen ein Teil des Vermögens fix zurückgelegt wird, senken laut I4K-Studie das Risiko, dass das gesamte Depot in wenigen Monaten aufgebraucht ist. 

Eltern sollten darauf achten, dass der Anbieter des Sparvertrags solche Kontrolle durch die Erziehungsberechtigten erlaubt. Dabei sei es aber wichtig, die Selbstbestimmung der Kinder nicht vollständig einzuschränken. Die besten Lösungen seien faire Kompromisse, bei denen der Nachwuchs in Teilen auch schon seine eigenen Erfahrungen mit dem Geld machen kann. Die beste Lösung ließe sich im Dialog mit dem Nachwuchs entwickeln, um Trotz zu vermeiden.

Bildung statt Verbot: Finanzwissen als Schlüsselkompetenz

Nicht alles lässt sich mit Limits und Regeln steuern. Die Studienautor:innen betonen, dass echte finanzielle Reife nur durch frühzeitige Bildung entstehen kann. Der Haken: In deutschen Schulen ist Finanzbildung bislang kein Pflichtfach. Nur 22,7 Prozent der befragten Jugendlichen fühlten sich durch schulische Inhalte im Bereich Finanzen vorbereitet.

Die Konsequenz: Der Löwenanteil der Wissensvermittlung liegt bei den Eltern – oder wird durch „Learning by Doing“ ersetzt. Gerade deshalb spricht sich Invest4Kids dafür aus, finanzielle Bildung frühzeitig und systematisch zu verankern – in Schulen, aber auch durch digitale Formate, Workshops oder Planspiele.

Fazit: Depotfreigabe mit Augenmaß

Die Ergebnisse der Invest4Kids-Studie zeigen, dass der Umgang mit unerwarteten Geldsummen für junge Erwachsene alles andere als trivial ist. Der Mix aus psychologischen Faktoren, digitalen Kaufimpulsen, gesellschaftlichem Druck und fehlender Erfahrung macht eine durchdachte Begleitung unerlässlich.

Was sich aus der Sicht von business-on.de daraus ableiten lässt? Eltern, Vermögensverwalter und Bildungsinstitutionen sollten gemeinsam dafür sorgen, dass finanzielle Eigenständigkeit nicht mit einem finanziellen Fehlstart beginnt, und Sicherheitsnetze einplanen. Denn eine kluge Finanzentscheidung mit 18 kann die Weichen für Jahrzehnte stellen.

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