Tobias, schön, mit Ihnen zu sprechen! Können Sie sich und Ihre Projekte kurz vorstellen?
Danke für die Einladung. Ich arbeite seit mehr als 15 Jahren in der Medienbranche. 2015 bin ich mit einer Beteiligung an BASIC thinking von der journalistischen auf die unternehmerische Seite gewechselt und führe das Unternehmen seither als Geschäftsführender Gesellschafter. Seit 2017 bin ich zudem Geschäftsführer des Online-Magazins Finanzentdecker. Dort beschäftigen wir uns intensiv damit, Menschen das nötige Fachwissen für ihre persönlichen Finanzen mit auf den Weg zu geben.
Finanzentdecker.de ist also Ihr neues „Baby“. Wieso haben Sie sich dafür entschieden, neben BASIC thinking noch ein weiteres Online-Magazin aufzubauen?
So neu ist es mit über fünf Jahren jetzt gar nicht mehr. Mich hat damals in der Schulzeit schon gestört, dass die Finanzbildung dort viel zu kurz kommt. Junge Menschen, die Schule, Ausbildung oder Universität absolviert haben, stehen dann häufig ohne einen Plan da, was sie mit ihrem Geld machen sollen und wie sie für die Zukunft im Alter vorsorgen können. Dabei wollen wir mit Finanzentdecker helfen und das nötige Fachwissen vermitteln, sein Geld in die eigenen Hände nehmen zu können.
Finanzentdecker.de soll also dabei helfen, sich in der komplexen Welt der Finanzen, Versicherungen und Börse besser zurechtzufinden. Besonders beliebt in Deutschland ist das klassische Tagesgeld. Was halten Sie von dieser Anlage?
Zu einer umfassenden Geldanlage gehört immer ein risikofreier Anteil. Wir sind starke Befürworter einer Anlage in Aktien und ETFs, da hier langfristig die Chance auf eine hohe Rendite gegeben ist. Aber Aktien und ETFs sind auch Schwankungen und Risiken unterlegen, weswegen sie sich nicht für diesen risikofreien Anteil eignen. Das Problem war in den vergangenen Jahren, dass es auf risikolose Anlagen wie Tagesgelder keine Zinsen gab. Das ändert sich nun langsam wieder, weswegen wir Tagesgelder wieder empfehlen, um den risikolosen Anteil zu verzinsen, um ihn nicht unverzinst auf einem Girokonto liegenzulassen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen 2022 bereits dreimal erhöht. Laut Christine Lagarde, der Präsidentin der EZB, sind weitere Leitzinserhöhungen angesichts der Rekordinflation in der Eurozone wahrscheinlich. Denken Sie, dass auch die Zinssätze bei Tagesgeldkonten durch diese Entwicklung ansteigen werden?
Das sehen wir ja bereits. Erste Banken haben schon im Herbst 2022 mit Zinsen auf deutsche Tagesgelder wieder die 1-Prozent-Hürde geknackt. Seither ist ein kleiner Wettlauf der Banken ausgebrochen. Das kommt den Kunden natürlich entgegen. Wir hoffen, dass wir bald wieder Zinsen über 2 Prozent auf deutsche Tagesgelder sehen werden.
Was würden Sie einem Haushalt empfehlen, der in der aktuellen Situation Geld anlegen möchte? Sollte sich auch ein Tagesgeldkonto im Portfolio befinden?
Wir empfehlen, zunächst einmal zu schauen, wie hoch die monatlichen Ausgaben sind. Basierend auf diesem Betrag und dem eigenen Risikoempfinden kann man dann überlegen, wie viel Geld man risikofrei und verzinst zurücklegen möchte. Hierfür eignet sich ein Tagesgeldkonto ideal. Liegen die monatlichen Ausgaben beispielsweise bei 2.500 Euro und man möchte sich für sechs Monate absichern, spart man zunächst einmal 15.000 Euro auf ein Tagesgeldkonto, um Rücklagen für einen Notfall zu haben.
Anschließend sollten dann weitere, eher langfristig orientierte Anlagen wie Aktien oder ETFs dazu kommen, um langfristig eine höhere Rendite zu erwirtschaften. Wichtig ist immer, die Realrendite im Blick zu behalten, also die Rendite (zum Beispiel Zinsen, Dividenden oder Kursgewinne) abzüglich der Inflation. Wenn dieser Wert positiv ist, verliert man keine Kaufkraft und baut Vermögen auf. Deswegen geht es bei Zinsen von zwei Prozent und einer höheren Inflation nicht nur mit Tagesgeld, Tagesgeld ist aber ein Teil im Portfolio.
Worauf sollten Kunden bei der Wahl des Tagesgeldkontos beziehungsweise der Bank achten?
Wichtig ist beim Tagesgeld vor allem der Zinssatz. Dann kann man noch darauf achten, wie hoch die Einlagensicherung ist, wobei das nur für große Summen relevant ist, da in Deutschland ohnehin eine gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Kunde und Bank vorgegeben ist. Zudem sprechen Banken aktuell auch gerne Zinsgarantien für mehrere Monate aus, wobei die in einem Umfeld steigender Zinsen ebenfalls zu vernachlässigen sind. Wir empfehlen, einen Tagesgeldrechner zu nutzen, der immer aktuell die besten Zinsen anzeigt.
Tobias, vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Bildquellen:
- Tobias Gillen: BASIC thinking