Gerade die Gründungsphase stellt für Jungunternehmer auf dem Weg in die Selbstständigkeit und der oftmals mühsamen Marktetablierung eine Herausforderung dar, der sich viele Start-Ups meist völlig alleine gegenüber gestellt sehen. Mit der Idee alleine ist es längst nicht mehr getan. Insbesondere Probleme bei der Finanzierung werden von Jungunternehmen hinsichtlich der anfänglichen Hürden oft an erster Stelle genannt. Die Banken sind vorsichtig geworden und verlangen – bevor überhaupt über weitere Verhandlungen nachgedacht wird – eine ausreichende Sicherheit in Form von Eigenkapital oder Bürgen. Dabei ist gerade in den frühen Phasen der Gründung der Finanzierungsbedarf sehr hoch – andererseits das zur Verfügung stehende Kapital viel zu gering. Kapitalengpässe führen nicht selten zum Scheitern selbst erfolgversprechender Geschäftsideen.
Nicht minder kompliziert sieht die Situation bei bereits etablierten Unternehmen des Mittelstands aus. Einmal in Finanzierungsprobleme geraten, muss der Unternehmer vor allem um seinen Ruf fürchten, wenn die Situation öffentlich wird. Nicht auszudenken, welche weitere Probleme sich an den finanziellen Engpass reihen, wenn die Konkurrenz oder die Kunden etwas von dem Dilemma mitbekommen sollten. Doch wie inkognito nach Investoren suchen?
Der Würzburger Artur Schlaht gründete bereits im Alter von 18 Jahren sein erstes Unternehmen und erfuhr so aus erster Hand die Sorgen, die Start-ups während der ersten wichtigen Geschäftsphasen beschäftigen. Während des Studiums der Wirtschaftswissenschaften dann beschäftigte er sich mit Seminaren zu Finanzierung und zu Unternehmensgründungen. Durch der Diskrepanz aus Suche nach Hilfe und dem Verbergen des Problems ist Schlaht die Marktlücke aus Diskretion und Anonymität bewusst geworden, die er mit der Fokussierung auf das Internet zu lösen hoffte.
Die Idee zu Fianc entstand – eine Online-Plattform zur Vermittlung von Investoren an Unternehmen. Unterstützt vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systementwicklung der Universität Würzburg, insbesondere Professor Dr. Frédéric Thiesse, einer von Schlahts Lehrkräften, halfen dem Jungunternehmer bei der Umsetzung seiner Idee, mit der er sich für den Businessplan-Wettbewerb Nordbayern des vergangenen Jahres bewarb – und es bis ins Finale schaffte.
Im folgenden konnte sich Schlaht mit seinem Geschäftspartner Matthias Neugebauer, der für den Bereich des Vertriebs zuständig ist, über die Verleihung des bayrischen Flügge-Förderprogramms freuen, womit der Übergang zur Gründerexistenz erleichtert wurde.
Fianc „Die Partnerbörse ist für Unternehmen die Kapital-Zukunft“
Aber auch generell können sich Schlaht und Neugebauer nicht über die sonst üblichen Gründungshürden beklagen, die Jungunternehmer ansonsten schlaflose Nächte bescheren: Die Finanzierung hatte weitestgehend das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie übernommen, die aktuell vom Flügge-Förderprogramm abgelöst wurde. Weitere Hilfe kam vom Lehrstuhl, vom Netzwerk Nordbayern sowie von 30 Hochschulen und Gründungsnetzwerken. In gerade einmal zwei Jahren gelang es dem Fianc-Team von der Idee über die Ausarbeitung eines Businessplanes bis zur Unternehmensgründung eine Plattform zu schaffen, die bereits vier Monate nach dem Launch vom 19. Juni 2012 als „etabliert“ bezeichnet werden kann. Aktuell zählt Fianc 1.000 Unternehmer und 300 Investoren, die wie auf einer Single- Börse um das Interesse des jeweils anderen buhlen – und das mit einem Minimum an Öffentlichkeitsarbeit.
In Zeiten von unzähligen Netzwerken, ob Business- oder Social-Plattformen, passt die Idee gut in die anonyme Welt des Internets, in der der nächste Kontakt nur einen Klick entfernt wartet und Kooperationen beinahe so unkompliziert wie Freundschaftseinladungen sind.
Doch Finanzen mögen nicht so recht in die unverbindliche Kommunikation der neuen Medien passen. Und auch in Hinblick auf die bereits seit Jahren florierenden Private-Equity-Beteiligungen, sei es Crowdfunding oder Venture Capital, stellt sich die Frage nach der so genannten Marktlücke, die Fianc gefunden haben will.
„Was bislang kein anderer in dieser Branche hat, ist das hohe Maß an Diskretion und Anonymität. Dadurch kann beispielsweise ein mittelständisches Unternehmen, welches einen finanziellen Engpass hat, völlig diskret nach einem Geldgeber suchen, ohne dass seine Konkurrenz davon etwas mitbekommt. Ähnlich vermeidet ein junger Gründer seine sensible Geschäftsidee vielen Personen mitzuteilen, wodurch das Risiko kopiert zu werden sinkt“, so Schlahts Argumentation für Fianc. Für den Würzburger ist eine seriöse Partnerbörse für Unternehmen Die Kapital-Zukunft: „Viele Unternehmen meiden die Finanzierung über Crowdfunding, da zu viele Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Um nicht publik mit sensiblen Finanzierungsgesuchen zu werden, wenden sich die Unternehmer an lokale Berater und nicht an Internetplattformen. Auch fehlen für Kredite bei Banken die Sicherheiten“, erklärt der Fianc-Geschäftsführer weiter. „Nur die wenigstens Gründer und Unternehmer haben Zugang zu privaten Geldgebern oder sogar professionellen Investoren. Durch unsere diskrete Plattform kann zukünftig Anonymität der Vertragspartner gewährleistet werden, wodurch die Suche nach Investoren oder passenden finanzierungsbedürftigen Unternehmen über das Internet etabliert werden kann. Das hatte bis heute noch keine Internetplattform erreicht.“
Der Nutzer entscheidet selbst, welche Informationen er öffentlich macht
Realisiert wird die angepriesene Diskretion und Anonymität mit einem bislang einzigartigen Algorithmus, der es Unternehmen und Investoren über mehrere Stufen ermöglicht ohne eine direkte Ansprache miteinander in Kontakt zu treten. Sowohl Investoren, als auch finanzierungsbedürftige Unternehmen, registrieren sich zunächst kostenlos auf der Homepage von fianc. Unternehmer füllen dazu einen Fragebogen zu dem Unternehmen oder der Geschäftsidee und dem Finanzierungsbedarf aus. Umgekehrt werden die Investoren nach Ihrem Investitionsfokus befragt. Final erstellt das System anonyme und auf die einzelnen Präferenzen hin abgestimmte Vorschläge. Sagen diese zu, wird im nächsten Schritt eine Verhandlungsanfrage versendet, die eine Vertraulichkeitsvereinbarung beinhaltet. „Anschließend erhalten sie die Kontaktdaten der potenziellen Geschäftspartner“, resümiert Schlaht. „Dadurch werden sensible Unternehmensdaten bereitgestellt und nicht im Markt gestreut.“
Wichtig ist, dass unabhängig von den Kommunikations- und Verhandlungsstufen, der Nutzer selbst bestimmt, welche Informationen er an registrierte Anwender weiter geben möchte. „Eine weitere Sicherheitsmaßnahme ist, dass alle Passwörter per Post versendet werden“, so Schlaht. „Außerdem gewährleisten wir die Identität und Qualität aller allgemeiner Nutzer und der eingestellten Beteiligung durch individuelle Prüfungen.“
Alles in allem ein lückenloses Konzept, das die beiden Vorteile des Internets – Anonymität und optimale Reichweite – perfekt für sich und damit für die registrierten Unternehmer nutzt.
Weitere Informationen unter www.fianc.me
Christian Weis