Was ist die Amortisationszeit?
Die Amortisationszeit eines Investitionsobjekts (auch Projekt) beschreibt den Zeitraum, in dem das eingesetzte Kapital wiedergewonnen wird. Maßgeblich sind hierfür die durschschnittlichen Rückflüsse oder die Einzahlungsüberschüsse in Bezug auf ein Objekt. Die Amortisationszeit kann als Maßstab für das einer Investition verbundene Risiko benutzt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die absolute und relative Vorteilhaftigkeit eines Projektes nicht allein von der Amortisationsdauer zu beurteilen ist, da sowohl der Zeitwert des Geldes nicht bewertet werden kann. Gleiches gilt auch für die Wirkungen der Alternativen, die nach Abschluss der Amortisationszeit in Erscheinung treten. Vielmehr kann besagte Vorteilhaftigkeit als ergänzendes Instrument hinzugenommen werden.
Vorteilhaftigkeitsregeln im Überblick
Aus vorgenannter Erläuterung ergibt sich die Vorteilhaftigkeitsregeln jener Rechnung, die folgendermaßen lautet:
- Ein Investitionsobjekt ist absolut vorteilhaft, wenn die Amortisationszeit geringer ist als ein vorgegebener Grenzwert.
- Ein Investitionsobjekt ist relativ vorteilhaft, wenn die Amortisationszeit geringer ist als ein vergleichbares, zur anderen Wahl stehendes Projekt.
Die Amortisationszeit ermittelt sich aus dem Quotienten des eingesetzten Kapitals und den durchschnittlichen Rückflüssen.
Das eingesetzte Kapital entspricht den Anschaffungskosten einer Investition (eines Projektes). Liquidationserlöse mindern das Risiko eines möglichen Kapitalverlustes. Daher erscheint es sinnvoll, den Liquidationserlös bei der Berechnung des eingesetzten Kapitals zu berücksichtigen um die Amortisationsdauer als valides Risikoinstrument zu nutzen.
Die durchschnittlichen Rückflüsse setzen sich zusammen aus dem Saldo der laufenden Ein- und Auszahlungen. Werden die durchschnittlichen Rückflüsse aus dem durchschnittlichen Gewinn ermittelt, muss beachtet werden, dass die Abschreibungen noch hinzugefügt werden müssen, da diese besonders in der Investitionsrechnung einen wichtigen Entscheidungshebel innehaben. Daraus ergibt sich:
Folgendes Beispiel soll dies noch einmal veranschaulichen
Relevante Größen | Projekt A | Projekt B |
Gewinn | 25.000 € | 28.000 € |
Abschreibung | 37.000 € | 43.000 € |
Kapitaleinsatz | 198.000 | 230.000 € |
Die Amortisationsdauer der beiden Alternativen A und B ergibt sich wie folgt:
Beide Alternativen weisen nahezu gleiche Armotisationszeiten auf. Relativ vorteilhaft ist aufgrund der etwas geringeren Amortisationszeit (3,19 Jahre) die Alternative A. Absolut vorteilhaft sind beide Alternativen, da die Amortisationszeit unter vier Jahren liegt.
Modellbeurteilung
Für die Amortisationsrechnung gelten die gleichen Aussagen wie für andere statischen Verfahren bzw. Modelle der Investitionsrechnung. Zu beachten ist auf jeden Fall, dass die Amortisationszeit aufgrund der Vernachlässigung von Wirkung nach dem Ende nicht als einzig und allein für eine etwaige Investitionsentscheidung ausschlaggebend sein sollte. Die Amortisationsrechnung eignet sich dennoch als ergänzende Rechnung, um einen Hinweis auf das mit der Investition verbundene Risiko zu liefern.
Die Nutzungsdauer beträgt für beide Objekte vier Jahre.
Kritik an der Amortisationsrechnung
An der Amortisationsrechnung gibt es zwei große Kritikpunkte. Erstens fußt die Soll-Zeit lediglich auf einer subjektiven Beurteilung des Unternehmens und zweitens muss der Soll-Zins nicht unbedingt dem Haben-Zins entsprechen. Hier geht es vor allem um die Problematik des vollkommenen Kapitalmarkts.
Da der Zeitwert des Geldes unberücksichtigt bleibt, ist eine Risikobetrachtung erschwert. Das betrifft vor allem die Zahlungswirkungen des Investitionsobjekts nach dem Ablauf der Amortisationszeit. Aus diesem Grund darf die Amortisationszeit höchstens ein ergänzendes Kriterium bei einer Investitionsentscheidung sein.
Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass die Amortisationsrechnung schnell zu Empfehlungen führt, die den tatsächlichen Interessen des Investors zuwiderlaufen. In vielen Fällen wird dabei eine kürzere Amortisationszeit bevorzugt, da das Risiko hier vermeintlich geringer ist. Zu diesem Schluss kommt man vor allem deshalb, weil das investierte Kapital schneller wieder zurückfließt. So hofft man, unwägbaren Entwicklungen in der Zukunft ein Stück weit aus dem Weg zu gehen. Meistens sind es aber gerade die kurzfristigen Investitionen, die risikoreicher sind. Gut erkennen kann man dies zum Beispiel, wenn man hochspekulative Aktien mit niedrig verzinslichen Bundeswertpapieren vergleicht.
Fußnoten:
Götze, U., Bloech, J. (2002): Investitionsrechnung, 3., verb. und erw. Aufl. – Springer, S. 63.