Großer Markt mit prekärer Umweltbilanz
Schätzungen zufolge werden jährlich weltweit über 4 Milliarden Einweg-Rasierer verkauft. Das entspricht etwa 11 Millionen Exemplaren pro Tag. Ein schwer fassbare wie ebenso bedenkliche Zahl. Erst recht, wenn so gut wie sicher ist, dass der Großteil der Rasierer meist früher als später entsorgt werden muss. Selbst für die Nutzung länger verwendbarer Rasierapparate, deren Aufsatz gewechselt wird, landen 500 Millionen Wechselköpfe allein in Deutschland jährlich im Müll. Die gute Nachricht: Das gestiegene Umweltbewusstsein und der große Bedarf an Rasurartikeln eröffnen den Markt für nachhaltigere Alternativen.
Mit neuer Rasierkultur zu einem ressourcenschonenden Verbraucherverhalten
Diesen Trend haben neben anderen 2018 auch die Jungunternehmer Tung Do und Benjamin Rettinger erkannt und das Start-Up WLDOHO gegründet, das mittlerweile zu einem der erfolgreichsten deutschen Anbieter auf dem Feld der nachhaltigen Rasur zählt. Back to the roots – setzen sie auf Rasierhobel wie sie bereits im späten 19. Jahrhundert mal Gang und Gäbe waren. Statt günstiger Einweg-Optik geht es ihnen um hochwertiges und robustes Design, um ein Gerät, das man gern und vor allem lange benutzt. Doch für die beiden Unternehmer steckt noch mehr hinter der neuen Rasierkultur. „Achtsames Konsumieren fängt in der Entscheidung an etwas Nachhaltiges zu kaufen und setzt sich fort wie wir unsere Mitmenschen und Umwelt behandeln – die Wegwerfgesellschaft ist auch persönlich geworden, Menschen werden ersetzbar, dem wollen wir entgegenwirken“, bringt CO-Gründer Tung Do die Vision hinter dem Start-Up auf den Punkt.
Die Zeichen stehen auf Wachstum
Offensichtlich teilen viele Konsumenten die Meinung der beiden Gründer und stellen für den Alltag auf eine nachhaltigere Rasur-Routine um. Die meist jungen Start-Ups, die die neue Nachfrage bedienen, wachsen schnell. Und das nicht erst seit dem ein Rasurartikel-Anbieter in einer Fernsehshow neue Investitionen eingesammelt hat.
„Wir verkaufen derzeit unsere Produkte im fünfstelligen Bereich“, gibt Rettinger einen Einblick in die aktuellen monatlichen Geschäftszahlen von WLDOHO. Für 2021 plant man mit einem Gesamtumsatz von 7 Millionen Euro bei dem Start-Up, das erst 2018 gegründet worden und mittlerweile von 2 auf 20 Mitarbeiter angewachsen ist.
Die Konjunktur des E-Commerce als Geburtshelfer
Nichtsdestotrotz dürfte für viele Anbieter der Weg bis in die Supermarktregale der großen Einzelhandelsketten noch ein weiter sein. Doch das immer beliebtere Online-Shopping erleichtert den Jungunternehmen den Markteinstieg. Nach einer Studie des Forschungsinstituts Copenhagen Economics (CE) erwirtschaftet der E-Commerce-Sektor allein in Deutschland mittlerweile über 100 Milliarden Euro jährlich, ein Anteil am deutschen Bruttoinlandsprodukt von etwa 3%. Gefragt nach den Vertriebswegen von WLDOHO sagt Tung Do: „75% der Verkäufe wickeln wir über unseren eigenen Online-Shop ab. Ein Viertel der Bestellungen geht über Amazon bei uns ein.“ Offenbar trägt das digitale Geschäftsmodell so weit, dass man bei WLDOHO bereits an eine internationale Skalierung des Angebots denkt. Insbesondere der nordamerikanische Absatzmarkt sei dafür interessant. „Wir gehen jeden Tag einen Schritt in die richtige Richtung“, gibt sich Rettinger überzeugt. Der Umweltbilanz im Badezimmer würde das sicherlich gut tun.