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Alte Frauen mit Hut

Es gibt bestimmte Dinge, mit denen man aufgewachsen ist. Dinge, die man regelmäßig gesehen, gehört oder erlebt hat. Und dann fällt einem irgendwann auf, dass sie nahezu verschwunden sind. So erging es unserem Autor Andreas Ballnus bei den „Alten Frauen mit Hut“.

Es gibt bestimmte Dinge, mit denen man aufgewachsen ist. Dinge, die man regelmäßig gesehen, gehört oder erlebt hat. Und dann fällt einem irgendwann auf, dass sie nahezu verschwunden sind. So erging es unserem Autor Andreas Ballnus bei den „Alten Frauen mit Hut“.

Bilder aus meiner Kindheit: alte Frauen mit Hut! Beim Einkauf, dem Kirchgang und vor allem auch in den Cafés. Alte Frauen mit Hut tranken Kaffee, und dazu gab es ein Stück Kuchen – ja, so war das damals. Und die Hüte blieben auf dem Kopf, selbst dann, wenn der Raum gut beheizt war.

Es handelte sich meistens um kleine, einfarbige Hüte – nicht solch große, aufwendig gestalteten, wie man sie von den vornehmen Damen aus den Berichten über die Pferderennen in Ascot her kennt. Doch auch an einigen dieser einfacheren Hüte waren Schleier, Federn oder andere Accessoires angebracht.

Auch heute noch sehe ich sie vereinzelt auf der Straße, im Park oder eben in einem Café vor einem Stück Kuchen sitzend. Sie besuchen Cafés, in die ich mich eher selten verirre, solche, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Doch auch diese Orte werden immer weniger.

„Bald wird es die alten Frauen mit Hut nicht mehr geben“, ist mein Gedanke, während ich diese Zeilen schreibe.

Ich sitze in einem Bistro. Gemischtes Publikum, eher junge Leute, meist sogar deutlich jünger als ich. Die Bedienung duzt jeden. Am Nebentisch sitzen zwei junge Frauen, beide sind vielleicht Anfang zwanzig. Sie trinken Cappuccino und essen Kuchen. Eine der beiden trägt eine Stoffmütze. Es ist keine normale Mütze „von der Stange“, sondern ein besonderes Exemplar, das nach einer aufwendigen Handarbeit aussieht und an dessen Seite eine schöne Stoffblume angebracht ist. Sie wird die Mütze auch im weiteren Verlauf des Nachmittags nicht absetzen. Das Bistro ist gut geheizt.

 

– Andreas Ballnus —

_________________________

ZUM AUTOR

Andreas Ballnus
Jahrgang ’63, Liedermacher und Autor. Außerdem ist er Gründungs- und Redaktionsmitglied der Stadtteilzeitung „BACKSTEIN“. Unter dem Nick „anbas“ hat er in dem Literaturforum „Leselupe.de“ eine Vielzahl seiner Texte veröffentlicht. Er lebt in Hamburg und verdient sein Geld als Sozialarbeiter im öffentlichen Dienst. Weitere Informationen: andreasballnus.de.tl

Bildquellen

  • Andreas Ballnus: Sebastian Lindau
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Andreas Ballnus erzählt in seiner Kolumne „Kann passieren“ reale Begebenheiten, fiktive Alltagsgeschichten und manchmal eine Mischung aus beidem. Diese sind wie das Leben: mal humorvoll, mal nachdenklich. Die Geschichten erscheinen jeweils am letzten Freitag eines Monats in business-on.de.

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